Interview Vera Steinhäuser
"Wir brauchen ein komplettes Re-Framing von weiblicher Karriere"

| 07.03.2024

Kommunikationsexpertin, Autorin und Business Coach Vera Steinhäuser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen dabei zu unterstützen, ihr Leadership-Potenzial voll zu entfalten. Im Interview mit LEADERSNET spricht sie darüber, was hinter weiblicher Machtscheue steckt, welche Hindernisse es zu überwinden gilt und was Frauen als Führungskräfte besonders auszeichnet.

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Steinhäuser, in Ihren Buch "die Macht Zentrale" und dem gleichnamigen Podcast beleuchten Sie unterschiedliche Aspekte von Macht. Wie macht man Frauen das Ergreifen von Macht schmackhaft?

Vera Steinhäuser: Die Distanz von Frauen und Macht ist in den letzten 5.000 Jahren kontinuierlich größer geworden. Unsere patriarchalen Strukturen haben dafür gesorgt, dass vielen Frauen mittlerweile Macht aus dem Weg gehen. Doch wenn Frauen verstehen, dass diese Macht nicht verschwindet, wenn wir sie ignorieren, sondern nur ohne uns stattfindet – dann entsteht ein spannendes Momentum.

LEADERSNET: Welche Ängste stecken oftmals hinter weiblicher Machtscheue?

Steinhäuser: Das klassische weibliche Rollenbild ist fürsorglich, aufopfernd und genügsam. Wenn Frauen aus diesem Rahmen ausbrechen, werden sie sozial abgestraft dafür. Frauen sind dann "zu ambitioniert", "zu ehrgeizig", "zu verbissen". Vielen Frauen ist dieser soziale Preis, also so wahrgenommen zu werden, zu groß. Sie entscheiden sich also dafür, ihre Wünsche und Träume kleinzuhalten, um weiterhin möglichst zu gefallen.

LEADERSNET: Was passiert, wenn Frauen sich kein Stück vom Macht-Kuchen abschneiden?

Steinhäuser: Naja, das sehen wir in diversen politischen Entwicklungen rund um unseren Erdball. Wenn Machtzentralen zu homogen besetzt sind – also hauptsächlich von weißen, alten Männern, dann fehlen viele wichtige Perspektiven für einen gesellschaftlichen Diskurs, der möglichst Vielen Wohlergehen sichert. Nehmen wir als Fallbeispiel die Pille danach in Texas, die 2023 die Zulassung verloren hat.

LEADERSNET: Sie arbeiten als Coach mit Schwerpunkt auf Female Leadership. Welche Kompetenzen werden hier herausgearbeitet?

Steinhäuser: Ich unterstütze Frauen dabei, einen authentischen, wertorientierten Führungsstil zu entwickeln, und zwar auf Basis tiefgehender Persönlichkeitsentwicklung. Ich stehe für einen neuen Leadership Stil der Verletzlichkeit, Menschlichkeit und Empathie in den Vordergrund stellt.

LEADERSNET: Was zeichnet Frauen als Führungskräfte besonders aus?

Steinhäuser: Frauen reflektieren sich in Leadership Positionen mehr als das Männer tun. Was logisch ist, da es immer noch außergewöhnlicher ist, wenn Frauen führen. Diese Selbstreflexion bildet die beste Basis für Leadership, wo Menschlichkeit im Fokus steht. Darüber hinaus haben Frauen tatsächlich nachgewiesene Stärken im Bereich Empathie und Kommunikation.

LEADERSNET: Sie sind eine Befürworterin der Frauenförderquote. In den Aufsichtsräten beginnt sie zu greifen, es besteht aber Nachholbedarf in den Geschäftsführungen und Vorständen. Was muss Ihrer Ansicht passieren und was entgegen Sie Quoten-Kritiker:innen?

Steinhäuser: Ich will natürlich in einer Welt leben, wo die Quote kein Thema mehr ist. Jedoch sind wir davon weit entfernt. Bis dahin ist die Quote eine ganz tolle Maßnahme, um den Druck zu erhöhen und damit Fairness und Chancengleichheit zu erzielen. Wenn wir dann so weit sind, dass Frauen keinen Nachteil mehr haben, wenn sie Karriere machen, bin ich die erste die dafür plädieren wird, die Quote wieder abzuschaffen.

LEADERSNET: Ihr Podcast feiert diesen Monat sein 2-jähriges Jubiläum. Was sind die am häufigsten genannten Herausforderungen und Missverständnisse, mit denen Frauen in Führungsrollen zu kämpfen haben?

Steinhäuser: Es ist der eisige Gegenwind, der Frauen entgegenbläst, wenn sie sich entscheiden, eine außergewöhnliche und ambitionierte Karriere anzustreben. Dieser Gegenwind kommt übrigens von männlichen und auch weiblichen Kolleginnen. Es gibt hier noch sehr viel zu tun. Wir brauchen ein komplettes Re-Framing was die weibliche Karriere angeht.

www.verasteinhaeuser.com

Zur Person

Vera Steinhäuser ist zertifizierter Business Coach, Autorin, Podcasterin und Unternehmerin. Die studierte Psychologin, Kommunikationswissenschafterin und Betriebswirtin startete ihre Laufbahn 1997 in internationalen Werbeagenturen. Nach 15 Jahren in Agenturen wie Ogilvy, BBDO, DDB und zehn Jahren Führungsverantwortung machte sie sich 2014 mit der Agentur Sie&Ich selbstständig.

Seit 2018 arbeitet Vera Steinhäuser als zertifizierte systemische Coachin. Sie  spezialisiert sich auf die Arbeit mit Frauen und bietet beispielsweise Female Empowerment und Female Leadership Coachings und Masterclasses an. 2023 gründete sie mit der leadhers+ academy, einen Ort, an dem Frauen+ einen authentischen, wertorientierten Leadership Style entwickeln können. 2023 erschien ihr Buch "Die Macht Zentrale" bei Kremayr & Scheriau. 

 

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Vera Steinhäuser ist zertifizierter Business Coach, Autorin, Podcasterin und Unternehmerin. Die studierte Psychologin, Kommunikationswissenschafterin und Betriebswirtin startete ihre Laufbahn 1997 in internationalen Werbeagenturen. Nach 15 Jahren in Agenturen wie Ogilvy, BBDO, DDB und zehn Jahren Führungsverantwortung machte sie sich 2014 mit der Agentur Sie&Ich selbstständig.

Seit 2018 arbeitet Vera Steinhäuser als zertifizierte systemische Coachin. Sie  spezialisiert sich auf die Arbeit mit Frauen und bietet beispielsweise Female Empowerment und Female Leadership Coachings und Masterclasses an. 2023 gründete sie mit der leadhers+ academy, einen Ort, an dem Frauen+ einen authentischen, wertorientierten Leadership Style entwickeln können. 2023 erschien ihr Buch "Die Macht Zentrale" bei Kremayr & Scheriau. 

 

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