Die Erste Bank Open 500 in der Wiener Stadthalle sind in vollem Gange. Turnierdirektor Herwig Straka hat trotzdem Zeit gefunden, um sich mit LEADERSNET für ein Interview zusammen zu setzen. Herausgekommen ist ein Gespräch über den erwarteten Rekord-Ticketverkauf, die Veränderungen im Sponsoren- und TV-Markt und ob Tennis den Stellenwert von Fußball und Skifahren in Österreich erreichen wird.
LEADERSNET: Das Staraufgebot der diesjährigen Erste Bank Open 500 wird vom deutschen Shooting-Star Alexander Zverev und Lokalmatador Dominic Thiem angeführt. Würden Sie behaupten, dass das diesjährige das stärkste Teilnehmerfeld aller Zeiten ist?
Straka: Es ist auf jeden Fall das dichteste Starterfeld aller Zeiten. Die Mehrheit der Spieler, die zwischen Nummer 1 und Nummer 20 in der Rangliste stehen, spielen in Wien. Somit können die Zuschauer am Center Court und auch auf Platz Zwei – der heuer Next Jam Court heißt – jeden Tag großartige Namen und Spitzentennis erleben.
LEADERSNET: Im vergangenen Jahr wurden für das Turnier 58.000 Tickets verkauft. Denken Sie, dass es realistisch ist, heuer die 60.000er-Marke zu knacken?
Straka: Das Knacken der 60.000er-Marke war unser klares Ziel und so wie es aussieht, werden wir das heuer auf jeden Fall schaffen.
LEADERSNET: Welchen Stellenwert hat das Rahmenprogramm für ein Turnier in dieser Größenordnung?
Straka: Ein gutes Rahmenprogramm bedeutet natürlich immer eine Aufwertung für eine Veranstaltung. Die Erste Bank Open 500 sind ein Hallenturnier und da stehen Unterhaltung und Show noch mehr im Vordergrund als bei einem Freiluftturnier. Insofern sind für uns das Rahmenprogramm und der Unterhaltungsfaktor essenziell. Deshalb versuchen wir, diese Bereiche auch Jahr für Jahr noch weiter zu verbessern und mit neuen Ideen anzureichern.
LEADERSNET: Wie hoch ist die Umwegrentabilität, die die Erste Bank Open generiert?
Straka: Wir haben dazu heuer eine Studie erstellen lassen. Die direkte Umwegrentabilität bringt allein für die Stadt Wien knapp zehn Millionen Euro. Der Werbewert liegt weltweit bei fast 100 Millionen Euro. Das sind enorme Ziffern, die wir mit dieser Veranstaltung generieren. Es zeigt auch, dass Tennis im Unterschied zu anderen Sportarten eine wirkliche Weltsportart ist und sowohl Wien als auch Österreich weltweit in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.
LEADERSNET: Gestaltet sich die Sponsorenakquise aufgrund der Verschärfung der Compliance-Regelungen in den vergangenen Jahren schwieriger?
Straka: Nein, da merken wir nichts davon, weil wir mit diesem Thema sehr sorgsam umgehen und auch unsere Sponsoren dementsprechend beraten. Insofern haben wir auch keinen Rückgang – im Gegenteil, der VIP-Bereich ist heuer so gut gebucht, wie noch nie zuvor.
LEADERSNET: Sportsponsoring ist in Österreich immer noch stark auf Fußball und Wintersport fokussiert. Wie schwierig ist es für eine Sportart wie Tennis, diese Dominanz aufzubrechen?
Straka: Fakt ist, dass Fußball und Wintersport in der Beliebtheit klar vorne liegen. Wir holen aber stark auf. Das haben wir insbesondere in den letzten Jahren gemerkt, weil bei den Turnieren in Wien und Kitzbühel ein hervorragender Job gemacht wird, weil Dominic Thiem am aufsteigenden Ast ist und weil auch der Tennisverband in diese Richtung aktiv wird. Das alles zusammen führt dazu, dass mehr Leute Tennis spielen und dass die Beliebtheit weiter steigt. Das merken wir wiederum beim Kartenverkauf, der heuer so hoch ist, wie noch nie zuvor. Ich glaube, dass Tennis hier in Österreich über kurz oder lang zu den anderen Sportarten aufschließen wird. International brauchen wir darüber sowieso nicht zu reden: Tennis ist genau so wie Fußball eine Weltsportart – Skifahren hingegen nicht.
LEADERSNET: Denken Sie, dass das klassische Sponsoring mit Logopräsenz im Sport mittel- und langfristig eine Zukunft hat und welche Veränderungen wird es in diesem Bereich geben?
Straka: Es wird auf jeden Fall Änderungen geben, weil ein reines Logo-Branding nicht mehr zeitgemäß ist. Wir sprechen vermehrt von Vernetzung im Sponsoring mit anderen Kommunikationsarten. Was aber wirklich zu einschneidenden Veränderungen führen wird, ist die neue Art des Fernsehens – sprich Digital TV. Das bedeutet, dass die Konsumenten den Content viel zielgerichteter konsumieren – Stichwort Video on demand – was wiederum heißt, dass Werbetreibende diese Seherinnen und Seher wesentlich zielgenauer erreichen können. Das alles wird zudem dazu führen, dass es neue Formen der Werbung geben wird.
LEADERSNET: Sky Österreich hat sich die Pay-TV-Rechte für die Erste Bank Open 500 kürzlich gesichert. Was bedeutet dies für das Turnier?
Straka: Wir sind sehr froh, dass wir mit Sky einen neuen Partner gefunden haben. Sky ist auch international präsent und hat sich über die Zentralvermarktung der ATP alle Pay TV-Rechte für den Markt gesichert. Das wird unsere Präsenz im Ausland erhöhen – natürlich auch im Inland. In diesem Zusammenhang sind wir dem ORF sehr dankbar, dass dies möglich war und damit die Erste Bank Open auch medial auf noch breitere Beine gestellt wurden.
LEADERSNET: Nach dem letztjährigen Turnier haben sie Dominic Thiem für sein verfrühtes Ausscheiden in einem Interview mit der Presse kritisiert. Was erwarten Sie sich heuer von ihm?
Straka: Nachdem das Spielerfeld und das Teilnehmerfeld extrem stark ist, kann man bei Dominic mit allem rechnen. Bereits die erste Runde hat es für alle Spieler in sich. Auch die Topspieler müssen schon am Anfang gegen Gegner antreten, die vielleicht selbst in den Top 30 sind. Das gibt es fast bei keinem anderen Turnier und schon gar nicht bei Grand Slam Turnieren. Insofern wird es schwierig für ihn. Andererseits glaube ich, dass er nach der frühen Rückkehr aus Asien ausgeruht ist und somit kann man sich schon erwarten, dass er weiterkommt. Die Pflicht wäre für mich, dass er ins Viertelfinale kommt. Aber natürlich bin ich ihm nicht böse, wenn er die erste Runde verliert, weil er immer sein Bestes gibt.
LEADERSNET: Abschließend noch Ihr persönlicher Tipp: Wer wird das Turnier heuer gewinnen?
Straka: Als Veranstalter gebe ich prinzipiell nie Tipps ab und werde es auch diesmal so halten. Für uns wäre natürlich wichtig, dass gute Namen bis ins Wochenende im Bewerb bleiben und die Hoffnung auf einen österreichischen Sieg – den ersten seit Jürgen Melzer im Jahr 2010 – lebt natürlich weiter.
www.erstebank-open.com