Eine südchinesische Firma will einen Teil des Weltkulturerbe-Ortes in der Provinz Guangdong für ein Wohnprojekt nachbauen. Die evangelische Kirche, das Hotel "Grüner Baum", der Marktplatz mit seinen umgebenden Häusern, die Dreifaltigkeitssäule, der Badergraben und sogar der See - letzterer nicht maßstabsgetreu - seien Teil der Pläne.
Asiatische Architekten hätten in den vergangenen Monaten den von der Unesco als Weltkulturerbe geschützten 800-Einwohner-Ort heimlich genau unter die Lupe genommen, so Hallstatts Bürgermeister Alexander Scheutz. "Die Bevölkerung ist nicht sehr amüsiert, dass das hinter ihrem Rücken passiert ist." Er habe per Zufall über einen österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Hongkong von dem Vorhaben erfahren.
Werbung auf dem chinesischen Markt
Tourismus-Experten sehen mögliche Vorteile für Hallstatt: Das Projekt der Chinesen sei ein "Geschenk", sagt die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dachstein-Salzkammergut, Pamela Binder. Es handle sich um eine "tolle Werbung" auf dem chinesischen Markt. Asiatische Gäste kämen häufig im Rahmen von größeren Europa-Reisen in den Welterbe-Ort und seien für Hallstatt sehr wichtig.
Es ist nicht das erste Mal, dass in China europäische Orte als Inspiration für den Städtebau herhalten müssen. Die Stadt Anting etwa, 30 Kilometer von Shanghai entfernt, bekam 2006 den Stadtteil German Town Anting verpasst und weist die typischen Merkmale für eine mittelgroße deutsche Stadt mit Platz für 20.000 Einwohner auf. In der Nähe von Chengdu entstand vor einigen Jahren British Town, das detailgetreu an das englische Dorchester erinnert. (red)