„Wir hauen uns mit Google auf ein Packerl“

| 20.03.2017

Kurier Digital-Chef Martin Gaiger über den kurier.at-Relaunch, Premium-Programmatic und die neue, geplante Plattform des Medienhauses.

Martin Gaiger leitet seit Jänner 2015 den Kurier Digital. leadersnet hat den Medienmanager zum Interview getroffen und sich mit ihm über den bevorstehenden Relaunch von futurezone.at und kurier.at, die Einführung einer Bezahlschranke für ausgewählte Inhalte, Ramsch- und Premium-Programmatic sowie den Einsatz von Google-Technologie unterhalten.

leadersnet: Der Kurier war eines der ersten Medienunternehmen, das sich mit der Thematik Programmatic Advertising und Datennutzung beschäftigt hat. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Gaiger: Die Erfahrungen sind sehr gut. Wir machen bei Kurier Digital mittlerweile 40 Prozent des Gesamtvolumes über diese Systeme. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr auf über 50 Prozent kommen werden. Zu begründen ist das damit, dass wir diese Systeme nutzen, um vor allem unsere Kurier-Premium-Werbeplätze zu vermarkten – und zwar zu den Preisen, die diesen Werbeplätzen zustehen und nicht um irgendwelche Restplätze zu verschleudern. Das Zweite vorauf wir beim Kurier sehr viel Wert legen ist Transparenz. Das heißt, unsere Kunden wissen, welche Zielgruppen sie in welchem Zeitraum und in welchem Umfeld erreichen. Das steht ganz stark im Gegensatz zu dem, was manch andere machen: nämlich billig irgendwelches Inventar einkaufen und mit ordentlichem Aufschlag weiter zu verramschen.

leadersnet: Aber sind die Kunden daran zum Teil nicht selber schuld?

Gaiger: Klar. Aber wenn viele der Anbieter nur über den Preis argumentieren, was soll dann bei einem Kunden hängen bleiben? Viele Kunden und Agenturen sind natürlich auch aufgrund internationalen Drucks in dieser Situation. Doch Erbsenzähler waren im Marketing noch nie erfolgreich. Die jetzige Diskussion ist jedenfalls für alle Beteiligten unangenehm und führt zu Verunsicherung. Immer mehr Kunden bauen Online-Knowhow im eigenen Haus auf und auch wir verzeichne  eine immer höhere Anzahl an Kunden, die direkt mit uns Geschäftsbeziehungen aufbauen. Medien haben dank ihres inhaltlichen Angebots und ihrer Autorität Vertrauen sowohl bei den Werbekunden als auch bei den Lesern. Wir haben in den letzten zwei Jahren um über 50 Prozent Reichweite zugelegt. Das bedeutet, dass es offensichtlich ein Vertrauen des Konsumenten – und demzufolge dann auch der Werbekunden – in unsere Leistungen gibt.

leadersnet: Welche Technologie setzen Sie für die Vermarktung Ihrer Werbeplätze ein?

Gaiger: Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir uns mit Google auf ein Packerl hauen – im Gegensatz zu manch anderen, die da noch ihre Bedenken haben. Nach Prüfung verschiedenster Technologien, sind wir zum Entschluss gekommen, dass jene von Google am besten nutzbar ist, die meisten nutzbaren Daten hat und auch technisch am besten funktioniert. Wir arbeiten mit Google Analytics 360 Suite. Wir erheben mit Google Analytics alle Daten und wissen genau über konkrete Interessen und die Kaufbereitschaft unserer Besucher Bescheid. Und diese Daten nutzen wir, um über das Google Doubleklick System unsere Anzeigen auf genau diese Zielgruppen zu targeten. Wir werden in Zukunft auch den „Google Doubleklick Bidmanager for Publisher“ nutzen, um unsere Kampagnen auch außerhalb unserer eigenen Angebote zu verlängern.

leadersnet: Bedeutet dies, dass das Kurier Medienhaus in Zukunft auch als Mediaagentur für die eigenen Kunden operieren wird?

Gaiger: Nein, wir wollen keine Mediaagentur sein. Unser Fokus ist Online only. Unsere Kunden verlangen jedoch immer öfter, in Ergänzung zu kurier.at oder futurezone.at die gewünschten Zielgruppen auch in ergänzenden Qualitätsumfeldern zu erreichen und neue Interaktionsmöglichkeiten anzubieten. Deshalb werden wir nach unserem Relaunch unsere Besucher verstärkt zur Registrierung einladen, um über Mail oder Messenger-Services auch in einen direkten, interaktiveren Dialog zu treten. So können wir persönlichere inhaltliche Angebote machen. Die Registrierung wird ein wesentlicher Bestandteil unseres zukünftigen Erfolges sein. Dadurch können wir Premium-Inhalte und Zusatzleistungen anbieten. Außerdem ist das auch angesichts der bevorstehenden EU-Datenschutzverordnung unerlässlich.

leadersnet: Wird es sich dabei um eine Gratis-Registierung oder eine Bezahlschranke handeln?

Gaiger: Es wird auf jeden Fall eine Gratis-Registrierung geben und dazu ergänzende Bezahlangebote.

leadersnet: Heißt das, dass es bestimmte Inhalte nur gegen Bezahlung geben wird?

Gaiger: Genau. Die Entwicklung geht eindeutig in diese Richtung.

leadersnet: Sie haben vorhin erwähnt, dass es bald einen Relaunch geben wird. Können Sie hier schon Details nennen?

Gaiger: Es wird für futurezone.at und auch für kurier.at einen Relaunch geben. Darüber hinaus werden wir ein komplett neues Portal an den Start bringen. Aber darüber kann ich noch keine Details verraten. Der futurezone.at werden wir einen neuen, sehr innovativen Zugang zu ihrem Publikum ermöglichen. Bei kurier.at haben wir uns hinsichtlich der schieren Menge des inhaltlichen Angebotes viele Gedanken gemacht. Wir haben bei kurier.at über vier Millionen Geschichten in unserem Content Repository und verwenden dann im Back End ein System, mit dem wir diese ganzen Inhalte nach Schlagworten miteinander verknüpfen können. Wir werden unter anderem die Suche viel schneller und professioneller gestalten.

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