Spektakuläre „Armide“-Premiere in der Staatsoper

| 17.10.2016

Regisseur Ivan Alexandre inszenierte Lust, Scham und Hass.

Mit Christoph Willibald Glucks „Armide“ stand am Wochenende die erste Staatsopernpremiere in dieser Saison auf dem Programm. Das Werk wurde 1777 in Paris uraufgeführt. 124 Jahre später wird das Werk nun erstmals im Haus am Ring in der französischen Originalfassung aufgeführt. Regisseur Ivan Alexandre geht dabei unorthodoxe Wege und stellt sich die Frage „Was, wenn Armide gar keine Frau ist?“ Aus diesem Grund zeigt er Armide in seiner Produktion nur nach außen hin als weibliche Verführerin – Armide ist für ihn ein verkleideter junger Mann, der von der muslimischen Seite gegen die Soldaten des 1. Kreuzzuges instrumentalisiert wird.

In der Handlung sieht Ivan Alexandre eine Parabel von Liebe, aber auch Hass: „In dieser Oper wird, wie am Seziertisch, jede Daseinsform der Liebe präsentiert: Lust, Scham, mystische Liebe, Sklaverei, Generosität, Erpressung – und eben Hass. Im Grunde handelt es sich bei Armide um eine Variation der Liebe in fünf Akten.“ Als Armide stellt sich die junge französische Mezzosopranistin Gaëlle Arquez dem Staatsopernpublikum vor. Auch in einer weiteren Hauptpartie debütiert ein junger, international erfolgreicher Sänger an der Wiener Staatsoper: Der 1984 geborene Stanislas de Barbeyrac singt in der Neuproduktion den Renaud, nach dem sich die Zauberin Armide in verzweifelter Liebe verzehrt. Auch wenn nicht alle Zuseher die provokante Interpretation von Alexandre goutierten und es vereinzelt Buh-Rufe gab, überwog doch der Applaus. 

www.wiener-staatsoper.at

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