Unzufriedenheit in Tourismusberufen steigt

| 18.04.2011

Arbeitsklimaindex: Viel Stress, wenig Lohn.

Der Tourismus hat es noch immer nicht geschafft, Strukturprobleme für seine Beschäftigten zu überwinden. Weiterhin bildet er eine Fluchtbranche, der viele den Rücken kehren wollen. "Jeder Dritte im Tourismus Tätige sieht die berufliche Zukunft in einem anderen Betrieb oder überhaupt in einer anderen Branche", berichtet Georg Michenthaler vom Institut für empirische Sozialforschung.

Schlechte Zeiteinteilung, geringe Sozialleistungen

Im Auftrag der Gewerkschaft vida und der Arbeiterkammer hat das IFES den Arbeitsklimaindex Österreichs speziell für den Tourismus ausgewertet. "Während die Arbeitszufriedenheit seit 2000 im gesamten Arbeitsmarkt stieg, sank sie im Tourismus und hat nun deutlichen Rückstand. Unzufrieden ist man hier besonders mit dem fehlenden Status, mit geringen Sozialleistungen, schlechter und familienfeindlicher Zeiteinteilung, fehlenden Karrierechancen sowie mit häufigem Stress und Zeitdruck", berichtet Michenthaler.

Weiblich, jung und unterdurchschnittlich qualifiziert

Weiterhin ist die Branche weiblich, sehr jung, unterdurchschnittlich qualifiziert und besitzt mit 30 Prozent einen hohen Anteil an Beschäftigten mit Migrationshintergrund, verdeutlicht die repräsentative Auswertung von 800 Arbeitnehmern im Tourismus. Die Beschäftigten verdienen nur drei Viertel des Durchschnittsgehalts aller Branchen, Frauen auch davon nur drei Viertel. Fast jeder Zweite kann davon "gerade noch" seine Existenz bestreiten, jeder Sechste "nicht". Zugang zu Trinkgeld hat grundsätzlich nur jeder Fünfte in der Branche, doch auch dieses fällt sehr unterschiedlich aus.

Arbeitswillige sind Mangelware

"Trotz raffiniertem Marketing, Arbeitskreisen und Zukunftsplänen wird der Tourismus ein schlimmes Ende nehmen - falls sich nichts ändert", so die Analyse von vida-Vorsitzendem Rudolf Kaske. Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung müsse Planbarkeit erlauben und Qualifizierung sollte vorangetrieben werden - darunter auch die Fremdsprachenkompetenz. "Das Angebot an jungen Arbeitskräften wird angesichts der Demografie knapper, jedoch auch das Reservoir der Migranten als Saisonarbeiter. Denn die östlichen Nachbarn haben bei Löhnen und Arbeitsbedingungen sehr aufgeholt", warnt der Gewerkschafter. (pte)

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