„Wer die digitale Transformation verschläft, wird verschwinden"

Hammer und Pichlmayer erzählen im leadersnet.at-Interview über die Gründung ihrer neuen Tochtergesellschaft „kraftwerk consulting".

kraftwerk-Chef Heimo Hammer hat einen neuen Pfeil im Köcher: kraftwerk consulting. Gemeinsam mit Bernd Pichlmayer will der Agenturchef den Consultingmarkt aufmischen. Im Gespräch mit leadersnet.at erzählen Hammer und Pichlmayer, welche Ziele sie verfolgen, welche Tücken und Chancen die Digitalisierung bietet und welche Expansionspläne kraftwerk noch hat.

leadersnet.at: kraftwerk hat eine neue Tochter: kraftwerk consulting. Was steckt da genau dahinter?

Hammer: kraftwerk hat seit 26 Jahren am Markt ein Kernkompetenzfeld: digitale Kommunikation. In all diesen Jahren haben wir eine Vielzahl an Einblicken in die digitalen Märkte unterschiedlicher Branchen bekommen. Am Anfang ging es dabei vor allem um Fragen der digitalen Kundenansprache. Mittlerweile steht immer öfter die Digitalisierung von Unternehmensprozessen oder ganzen Geschäftsfeldern im Vordergrund – die digitale Kommunikation ist da nur mehr ein Teilaspekt davon. Wir haben uns aufgrund dieser Entwicklung die Frage gestellt, wie wir die Erfahrung und das Know-how aus unseren Projekten am besten bündeln und unseren Kunden zur Verfügung stellen können. Mit dem klassischen Agenturgeschäft hat das nichts mehr zu tun. Als Antwort darauf haben wir kraftwerk consulting gegründet, um Unternehmen künftig bei digitalen Transformationsprozessen und im Bereich des digitalen Change Managements zu begleiten.

leadersnet.at: Dafür wurde Bernd Pichlmayer an Bord geholt, der auch Shareholder ist. Warum ist die Wahl auf ihn gefallen?

Hammer: Die Überlegung war, jemanden zu holen, der für das steht, was den modernen Consulter ausmacht. Er ist mit dem Internet aufgewachsen und zudem top ausgebildet. Als promovierter Jurist und mit einem Masterabschluss in Business hat er sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Bereich Berufserfahrung gesammelt. Genau dieses Know-how ergänzt uns. Wir brauchen keine alten Consultingkonzepte unter dem Motto „Wir schreiben ein Büchlein und vielleicht setzt der Kunde es einmal um."

Pichlmayer: Wir haben bereits in der Vergangenheit beruflich gemeinsam an drei Projekten gearbeitet. Das hat auf Anhieb super funktioniert. Daraus ist dann die Idee entstanden, dass wir längerfristig zusammenarbeiten möchten. Heimo hat mir dann angeboten, dass wir die kraftwerk consulting gemeinsam auf die Beine stellen und ich habe keine Sekunde gezögert, auf das Angebot einzusteigen. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Geschäftsmodelle fast aller Branchen durch die Digitalisierung grundlegend verändert werden und wir mit unserer Erfahrung auf diesem Gebiet unseren Kunden einen echten Mehrwert bieten können, um ihnen viel Mühe und Probleme auf dem Weg in die Digitalisierung zu ersparen.

leadersnet.at: Was war ausschlaggebend, kraftwerk consulting auf Schiene zu bringen?

Hammer: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kunden immer öfter mit einer genauen Vorstellung zu kraftwerk kommen, welches Marketingtool sie einsetzen möchten. Sehr oft sind wir dann aber im Gespräch mit dem Kunden darauf gekommen, dass eine digitale Gesamtstrategie, im Rahmen derer das Tool eingesetzt werden sollte, entweder gar nicht vorhanden war oder vielleicht ein anderes Tool viel besser zu dem Kunden passen würde.

Pichlmayer: Daraus ist die Idee entstanden, einen Schritt davor anzusetzen und den Kunden dahingehend zu beraten, welche digitale Strategie für ihn zielführend ist und aufgrund dieser dann die passenden Marketingtools einzusetzen. Darüber hinaus befinden sich viele Branchen in einem Umbruch – der Handel hat es mit Amazon wahrscheinlich am stärksten gespürt. Aber das war erst der Anfang und wir werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren in vielen Sektoren sehen, dass bisher etablierte Geschäftsmodelle komplett umgekrempelt oder verschwinden werden. Wer diesen Prozess der Transformation verschläft, wird am Markt in Zukunft nicht mehr präsent sein. An dieser Stelle möchten wir ansetzen und Unternehmen, die diese Entwicklung in ihrem Markt erkennen oder sie bereits selbst spüren, Unterstützung anbieten und den Weg in Richtung Digitalisierung gemeinsam mit ihnen gehen.

leadersnet.at: kraftwerk consulting ist nicht die einzige Tochter der kraftwerk Agentur. Welche anderen Firmen gibt es jetzt noch rundherum?

Hammer: kraftwerk hat seit dem 18. Jänner 2016 eine neue Grundstruktur. Den Kern bildet die kraftwerk – Agentur für neue Kommunikation. Daneben gibt es einige Töchtergesellschaften mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen: kraftwerk technologies, kraftwerk informationstechnologie, kraftwerk international und die kraftwerk consulting. Die ersten drei Firmen kümmern sich um die technischen Aspekte unserer Projekte. kraftwerk technologies konzipiert und berät bei der technischen Umsetzung von digitalen Projekten – Websites, Onlineshops und Apps. kraftwerk informationstechnologie verantwortet die Umsetzung dieser Projekte und hat in Serbien mit kraftwerk international eine weitere Schwester, die in technischen Spezialbereichen die Umsetzung übernimmt. Parallel dazu gibt es nun kraftwerk consulting – sie kümmert sich um den Bereich der strategischen Beratung.

leadersnet.at: Man kann also von einer massiven Expansionsstrategie von kraftwerk sprechen.

Hammer: Ja, das ist richtig. Neben den bereits aufgezählten Punkten gibt es noch zwei Felder, die für uns strategisch wichtig sind: Content und Vermarktung. Wir werden in diesen beiden Bereichen ebenfalls eigene Strukturen schaffen, für die wir auch weitere Experten an Bord holen werden. Einerseits gewinnt das Thema Content immer mehr an Bedeutung und wir bekommen immer mehr Aufträge aus dieser Richtung. Aus diesem Grund werden wir diesen Bereich ebenfalls in eine eigene Tochter auslagern. Für das Thema Vermarktung wird es ebenfalls eine eigene Unit geben. Die Marktentwicklung zeigt, dass Werbeaufträge immer öfter einen digitalen Schwerpunkt haben und neu ausgeschrieben werden, um sicherzustellen, dass dieser digitale Schwerpunkt in einem stimmigen Gesamtkonzept umgesetzt wird. Und in genau solchen Fällen kennen wir uns definitiv „besser" aus, als so manche Mediaagentur. Derzeit überlegen wir noch, wie wir dieses Geschäftsfeld am besten abbilden werden – entweder mit einer eigenen Tochtergesellschaft oder in Form einer Kooperation. All das ist Teil des neuen „kraftwerk umbrella", der bis Ende 2016 aufgespannt wird.

Dominik Frey, Bernd Pichlmayer und Heimo Hammer

leadersnet.at: Wie stark ist kraftwerk consulting im täglichen Geschäft mit der Agentur kraftwerk verwoben?

Hammer: Grundsätzlich kümmert sich die kraftwerk consulting um das Thema Consulting und ist nicht unmittelbar umsetzungsbezogen in die Agenturarbeit involviert. Eine Kombination von Agentur und consulting ist aber denkbar. Wenn jemand Marketing, Werbung oder Internet mit Beratung will, dann ist kraftwerk als Agentur der potentielle Partner. Wenn eine Versicherung ein Strategiepapier benötigt, in dem Kunden analysiert sowie Vertriebswege und Prozesse digital optimiert werden, dann sind das klassische Consultingthemen und kraftwerk consulting der richtige Ansprechpartner. Wenn das Ganze dann noch eine Ausprägung in Richtung digitale Kommunikation haben soll, dann wäre das ein klassischer Anwendungsfall für eine Bündelung der Kräfte aus Agentur und Consulting.

Pichlmayer: Ich würde hier sogar noch einen Schritt weiter gehen. Einer der großen Unterschiede zu anderen Unternehmensberatungen und eine der Stärken der kraftwerk consulting ist es, dass wir die Umsetzung der mit dem Kunden erarbeiteten Konzepte nicht externen Firmen überlassen müssen, sondern auf Kundenwunsch die technische Abwicklung selbst vornehmen können. Dadurch kann der Kunde sicher sein, dass die Strategie, die vorgeschlagen wird, in der Praxis technisch auch tatsächlich standhält und funktioniert – ein ganz wesentliches Kriterium für viele Kunden.

leadersnet.at: Sind internationale Kunden bereits interessant für kraftwerk consulting oder orientiert ihr euch vorerst nur am österreichischen Markt?

Hammer: Als ersten Schritt möchten wir das bestehende Netzwerk nutzen und erweitern. Hier haben wir mit kraftwerk den Vorteil, dass wir sowohl national als auch international bereits gut vernetzt sind. Unser Beratungsansatz lautet „Der Kunde weiß es besser als wir" – aber wir wissen auf Grund unserer Projekt- und Branchenerfahrung, wie und in welche Richtung der (digitale) Zug fährt. Zu diesem Zweck haben wir auch die Veranstaltungsreihe „Five O'Clock Tea" (leadersnet.at berichtete) ins Leben gerufen, die Vorständen und GeschäftsführerInnen als informelle Diskussionsplattform dienen und für das Thema Digitalisierung sensibilisieren soll.

leadersnet.at: Welche Branchen habt ihr da ins Auge gefasst?

Hammer: Jetzt in die Tourismusbranche einzusteigen wäre sinnlos, weil der Zug in Richtung Digitalisierung hier schon längst abgefahren ist. Aber im Bereich Industrie, Retail, Banken, Versicherungen oder dem öffentlicher Sektor sehen wir noch viel Potential – auch weil wir bereits in einigen dieser Sparten beratend tätig sind.

leadersnet.at: Würde diesen Branchen eine stärkere Vernetzung zum Themenbereich Digitalisierung helfen?

Hammer: Genau diesen Ansatz der stärkeren Vernetzung verfolgen wir mit der Veranstaltungsplattform www.digitalchange.at. Wir haben sie gemeinsam mit engagierten Kooperationspartnern ins Leben gerufen, um die Vernetzung von innovativen österreichischen Unternehmen zu fördern. Bei der nächsten Veranstaltung am 9. Juni in Villach sind zum Beispiel PricewaterhouseCoopers (PwC), Quality Austria und der Innovationskongress als Kooperationspartner mit dabei. Zahlreiche internationale Studien haben gezeigt, dass eines der größten Hemmnisse für die Digitalisierung die bestehende Rechtsunsicherheit beim Umgang mit Kundendaten ist. Umso mehr freut es uns, dass wir die international angesehene Anwaltssozietät Graf & Pitkowitz als Partner gewinnen konnten, die ganz nebenbei auch Facebook in Österreich rechtlich vertritt.

leadersnet.at: Das Thema Digitalisierung ist also allgegenwärtig. Welche Erfahrungen habt ihr bei Digitalisierungsprojekten mit euren Kunden gemacht?

Hammer: Was wir aus all unseren Projekten gelernt haben, ist die Tatsache, dass man nicht einfach eine digitale Oberfläche auf eine Firma draufsetzen und dann sagen kann – „das war's" – wenn das ganze Drumherum nicht auch modernisiert wird. Wir haben in den letzten 26 Jahren mehr als 2.500 Digitalprojekte erfolgreich umgesetzt. Wir haben also eine gewisse Erfahrung und ein gewisses Gespür, welche Konzepte zu welcher Firma und in welche Branche passen. Ein wichtiges Thema ist und bleibt in diesem Zusammenhang aber nach wie vor, wie ich mich als Unternehmen im größten Schaufenster der Welt – dem Internet – strategisch richtig platziere, damit die Kunden dann auch bei mir kaufen.

Pichlmayer: Wir werden in den kommenden Jahren eine Weiterentwicklung der Corporate Communications Abteilungen hin zu Corporate Intelligence Abteilungen sehen. Es geht also nicht mehr nur darum, Daten zu sammeln, sondern immer stärker darum, wie diese Daten richtig ausgewertet und genutzt werden und wie der Kunde in diesen Prozess eingebunden werden kann.

leadersnet.at: Welche Fehler machen Unternehmen Ihrer Meinung nach, wenn sie das Thema Digitalisierung angehen?

Hammer: Heutzutage gründen viele Firmen – die es zwar gut meinen, aber es meiner Ansicht nach ein bisschen verkehrt machen – ein Lab. Was ist ein Laboratory? Es ist ein Ort, an dem etwas entwickelt wird. Der Fehler dabei ist, dass sich der Digital Change nicht auf einen Raum oder eine organisatorische Einheit begrenzen lässt. Eigentlich müsste die ganze Firma ein Laboratory sein. Unternehmen müssen sich überlegen, wie man die ganze Firma in einen Change-Prozess einbinden kann, in dem jeder sagen kann und muss, was er digital braucht und in welche Richtung sich sein Bereich in Zukunft weiterentwickeln wird. Das ist nicht nur operativ notwendig, um auch in Zukunft erfolgreich bestehen zu können, sondern motiviert auch die Mitarbeiter und plötzlich setzt im ganzen Laden ein Veränderungsprozess ein. Wenn diese Dynamik entsteht, sind Unternehmen am besten Weg in das digitale Zeitalter!

www.kraftwerk.co.at

Die kraftwerk consulting-Geschäftsführer

Heimo Hammer

Der gebürtige Kärntner Heimo Hammer spezialisierte sich bereits in seinem Studium an der WU Wien auf Marketing, Werbung und Informatik. Nach dem Studium war er als Assistent am Institut für Marketing bei Prof. Scheuch tätig und arbeitete für verschiedene internationale Unternehmen , wie Siemens und auch für die Dr. Puttner und Bates.

1990 gründete er kraftwerk, zunächst als Spin-off der Wirtschaftsuniversität. Von Beginn an war klar, dass kraftwerk keine „klassische Werbeagentur" werden sollte, sondern, dass Personen aus verschiedenen Disziplinen in einem kreativen Prozess zusammenarbeiten sollten, offen für neue Trends und Technologien. Mittlerweile avancierte kraftwerk zur führenden Kreativagentur mit digitalem Schwerpunkt in Österreich und verfügt über zahlreiche namhafte Kunden im In- und Ausland. Er ist Lektor an der FH Wiener Neustadt, FH Wien, Campus02, IMC – University of Applied Sciences in Krems, NYU – New York University.

 

Bernd Pichlmayer

Bernd Pichlmayer schloss 2010 das Studium der Rechtswissenschaften in Wien mit dem Magister ab. 2013 erlangte er den Executive Master of Business Law (E.M.B.L.-HSG) an der Hochschule St. Gallen (Schweiz) und 2014 absolvierte er des Harvard Negotiation Programs. 2015 folgte der Doktor der Rechtswissenschaften in Wien.

Seine berufliche Laufbahn startete Pichlmayer 2011 als Junior Associate bei der Kanzlei Baker & McKenzie. Von 2014 bis 2015 war er als Universitätsassistent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien tätig. Seit 1. Jänner 2016 fungiert Bernd Pichlmayer als Geschäftsführer bei kraftwerk consulting.

Die kraftwerk consulting-Geschäftsführer

Heimo Hammer

Der gebürtige Kärntner Heimo Hammer spezialisierte sich bereits in seinem Studium an der WU Wien auf Marketing, Werbung und Informatik. Nach dem Studium war er als Assistent am Institut für Marketing bei Prof. Scheuch tätig und arbeitete für verschiedene internationale Unternehmen , wie Siemens und auch für die Dr. Puttner und Bates.

1990 gründete er kraftwerk, zunächst als Spin-off der Wirtschaftsuniversität. Von Beginn an war klar, dass kraftwerk keine „klassische Werbeagentur" werden sollte, sondern, dass Personen aus verschiedenen Disziplinen in einem kreativen Prozess zusammenarbeiten sollten, offen für neue Trends und Technologien. Mittlerweile avancierte kraftwerk zur führenden Kreativagentur mit digitalem Schwerpunkt in Österreich und verfügt über zahlreiche namhafte Kunden im In- und Ausland. Er ist Lektor an der FH Wiener Neustadt, FH Wien, Campus02, IMC – University of Applied Sciences in Krems, NYU – New York University.

 

Bernd Pichlmayer

Bernd Pichlmayer schloss 2010 das Studium der Rechtswissenschaften in Wien mit dem Magister ab. 2013 erlangte er den Executive Master of Business Law (E.M.B.L.-HSG) an der Hochschule St. Gallen (Schweiz) und 2014 absolvierte er des Harvard Negotiation Programs. 2015 folgte der Doktor der Rechtswissenschaften in Wien.

Seine berufliche Laufbahn startete Pichlmayer 2011 als Junior Associate bei der Kanzlei Baker & McKenzie. Von 2014 bis 2015 war er als Universitätsassistent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien tätig. Seit 1. Jänner 2016 fungiert Bernd Pichlmayer als Geschäftsführer bei kraftwerk consulting.

leadersnet.TV