Im Rahmen einer Podiumsdiskussion analysierten Martin Distl, Geschäftsführer der Styria Content Creation, Reinhard Grohs, Professor für Sportmanagement an der Privatuniversität Schloss Seeburg, David Gutschi, Head of Digital Content der Agentur WWP-Weirather-Wenzel & Partner, Hannes Jung, Head of Mobile Development der Agentur LOOP und Profisportlerin Manuela Stöckl das unaufhaltsame Zusammenwachsen von Sport, Medien und Digital Business. Michael Fiala, Chefredakteur von Color of Sports und 90minuten.at, moderierte die Veranstaltung. Zentrale Themen waren Content Marketing, Social Media Marketing und das Zusammenspiel von Medien, Agenturen und Sportlern im digitalen Zeitalter, sowie die Nutzung von mobilen Endgeräten und anderen Screens durch Konsumenten und die daraus resultierenden Chancen für Firmen, etwa zur Datengewinnung.
Distl: „Kaum jemand hat Content Marketing-Strategie“
Martin Distl führte aus, dass in Österreich zwar 65 Prozent der Unternehmen behaupten, Content Marketing zu nützen, aber nur 17 Prozent eine Content Marketing Strategie haben. Ohne übergreifende Strategie bleibt jedoch jeder digitale Medienauftritt Stückwerk. David Gutschi beschrieb das „Silo-Denken in Unternehmen, dass Social Media Abteilung und Kommunikationsabteilung räumlich nicht weit voneinander weg sind, aber oft nicht miteinander kommunizieren.“ Gleichzeitig werde „alles schnelllebiger, es bleibt weniger Zeit zum Handeln, jedoch hat jede Aktion Konsequenzen.“ Deshalb sei laut David Gutschi jedes Content Marketing und jede Social Media Strategie im vorhinein konzeptionell durchzuplanen.
Im Prozess selbst sei dann jedoch schnell zu handeln und Hannes Jung legte dar: „Twitter, Facebook und Snapchat – da muss man als große Firma wie etwa Puma dabei sein.“ Jung führte aus, dass Puma auf ihrer Motorsportplattform Kommentare in Sekundenschnelle erstellen, freigeben lassen und posten kann. Distl beschrieb den Zugang von Bayern München: Sportler können eigenständig und authentisch posten, solange sie im Rahmen des Bayern München Kodex bleiben. Manuela Stöckl sieht in Social Media für Sportler die Vorteile, unabhängiger und selbstständiger zu sein, aber verwies auch auf das Risiko von unüberlegten Postings und stellte generell fest, dass der mediale Präsenzzwang viel an Zeit und anderen Ressourcen bindet. Dementsprechend bestand Einigkeit, dass trotz der „neuen Selbstständigkeit“ der Sportler Vermarktungsagenturen und Medien noch wichtigere Rollen einnehmen werden. Content Manager könnten hier neue Strukturen bilden und eine Brückenfunktion zwischen Sportlern, Agenturen und Medien, jedoch auch innerhalb von Unternehmen übernehmen.
Der „gläserne Fan“
Die Nutzung von verschiedenen Endgeräten gleichzeitig (Second Screen) sahen alle Diskutanten als wesentlichen Trend, jedoch aus unterschiedlicher Perspektive. David Gutschi beschrieb, wie das Fernsehen notwendig sei, um das österreichweite Interesse am Skisport hochzuhalten, während mit mobilen Endgeräte zusätzlich fokussiert nach Informationen und Unterhaltung gesucht werde. Distl strich die Bedeutung von Apps hervor: „90 Prozent der Zugriffe durch Mobiltelefone erfolgen durch Apps und kaum mehr durch Browser.“
Gutschi sprach vom „gläsernen Fan“, der Realität werde, sobald Sportfans locationbasierte Apps nützen, etwa in den Stadien von Arsenal und Bayern München oder auf der Formel 1-Rennstrecke am Spielbergring. Wenn auch erst in der Umsetzungsphase, könnten Apps und Beacons Fanbewegungen, spezifische Interessen und sogar das daraus resultierende Kaufverhalten messen, wenn Fans die App zum Bezahlen verwenden. Fans seien auch bereit diese Informationen herzugeben, erwarten dafür jedoch spannenden Content in Echtzeit. Und auch in die Zukunft wurde geblickt: Telemetriedaten und die Nutzung von Augmented beziehungsweise Virtual Reality könnten die neuen Second Screens sein.
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