GenAI im Arbeitsalltag
Das Top-Management prescht bei KI vor, Mitarbeitende sind zögerlich

| Larissa Bilovits 
| 30.10.2024

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) ist im Arbeitsalltag angekommen. Eine großangelegte Studie zeigt allerdings eine deutliche Kluft zwischen den Hierarchieebenen in Bezug auf den Einsatz, die Erwartungen und den Nutzen.

Bezüglich des Einsatzes, der Erwartungen sowie des Nutzens von Generativer Künstlicher Intelligenz bzw. Artificial Intelligence (GenAI) haben Mitarbeiter:innen und deren Vorgesetzte deutlich differenzierte Ansichten. Das zeigt zumindest die aktualisierte und erweiterte GenAI-Studie des IT-Dienstleisters adesso. Bei der Befragung von insgesamt 778 Personen aus der obersten und mittleren Management- sowie Angestelltenebene in Österreich, Deutschland und der Schweiz kristallisierte sich heraus, dass die Führungskräfte bereits routiniert mit den modernen Tools arbeiten, während der Rest der Belegschaft noch damit zu hadern scheint. Dabei hätte Künstliche Intelligenz das Potenzial, die Arbeitswelt weitreichend zu transformieren.

Deutliche Nutzungskluft

Das C-Level von Unternehmen, sprich das Top-Management, nutzt laut der Umfrage GenAI bereits regelmäßig. So geben 29 Prozent an, sogar mehrmals täglich auf die verschiedenen Tools zurückzugreifen. Im mittleren Management sind es hingegen nur zwölf Prozent und bei den restlichen Mitarbeitenden mit elf Prozent nochmals weniger. Es zeigt sich hier also eine deutliche Kluft zwischen den unterschiedlichen Unternehmensebenen, aber gleichzeitig auch zwischen der tatsächlichen Nutzung und der Erwartung an die Technologie.

Einsatz von ChatGPT & Co.

© adesso

Differenzierte Zeitersparnis

Wie die Studie aufschlüsselt, hat das Management deutlich geringere Erwartungen an generative KI als ihre Unterstellten. Das zeigt sich besonders in Hinblick auf die erhoffte Zeitersparnis: Während sich 92 Prozent der Mitarbeitenden zeitliche Entlastung versprechen, sind es im mittleren Management nur noch 68 Prozent und in der obersten Ebene 69 Prozent. Das deutet darauf hin, dass Führungskräfte GenAI eher als Ergänzung oder Unterstützung sehen, während Mitarbeitende sie eher als Werkzeug nutzen, das ihnen Teile der Arbeit abnimmt.

Dennoch zeigt der Realitätscheck, dass jede dritte Führungskraft (34 Prozent) nach eigenen Angaben durch den Einsatz von GenAI mehr als fünf Stunden Arbeitszeit pro Woche einspart. Dahingegen sind es im mittleren Management nur 13 Prozent und bei den Mitarbeitenden gar nur fünf Prozent.

Zeitersparnis durch GenAI-Tools

© adesso

Erwartungen der Top-Manager:innen eher erfüllt

Entsprechend zufrieden zeigen sich die C-Level-Manager:innen auch: So sehen 35 Prozent des Top-Managements ihre Erwartungen an GenAI als äußerst erfüllt. Gleiches geben allerdings nur 19 Prozent der mittleren Ebene und 16 Prozent der Mitarbeiter:innen an.

Erfüllte Erwartungen durch GenAI

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Schulungen essenziell, um Potenzial von KI ausschöpfen zu können

"Das Thema GenAI ist zur Chefsache geworden", resümiert Tim Strohschneider, Head of GenAI der adesso SE. "Nicht nur, dass Unternehmen darüber nachdenken, wie und wo sie mit ChatGPT & Co. ihre Arbeitsabläufe optimieren können. Jede:r dritte Manager:in auf C-Level nutzt diese Tools mehrmals täglich, um sich Hilfe oder Anregungen zu holen. Der Rest der Firma ist deutlich zurückhaltender." Dieser unterschiedliche Umgang sei sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass viele hinsichtlich GenAI nicht ausreichend geschult sind, so der Manager. Denn – wer nicht weiß, wie die Technologie richtig eingesetzt wird, könne ihr Potenzial auch nicht ausschöpfen.

Strohschneider ist zudem überzeugt, dass generative KI die Art und Weise, wie wir arbeiten, definitiv verändere – "und sie verändert das Geschäft", ergänzt er. "Es ist essenziell, dass Unternehmen mit dieser Technologie experimentieren und die besten Anwendungsfälle für ihre spezifischen Bedürfnisse identifizieren." Mindestens ebenso wichtig sei es aber, dass Firmen in die "KI-Readiness" aller Mitarbeitenden investieren.

www.adesso.at

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