Interview Andreas Ladich
"Ich freue mich, dass wir für die Marketer-Branche zusagen, am Ball zu bleiben"

Im LEADERSNET-Interview spricht Andreas Ladich, Präsident des Österreichischen Marketingclubs, über die Aufgaben des Clubs, über die Zukunft der Branche, was in der nächsten Legislaturperiode geplant ist, über den Beruf als Marketer:in und was er sich vom Markt wünscht.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Ladich, was machen Sie hauptberuflich?

Andreas Ladich: Ich bin Leiter Werbung und Marketing am Flughafen Wien und bin verantwortlich für die Marke Flughafen Wien, ebenso für alle Sponsorings, für die Mediaabwicklung, und bin zusammen mit meinem Team als Inhouse Agentur erste Ansprechperson für alle Marketing- und Werbeumsetzungen, die unsere ganzen Produkte und das Portfolio betreffen.

LEADERSNET: Sie sind nun auch Präsident des Österreichischen Marketing Clubs. Wie lange machen Sie das bereits?

Ladich: Seit 2020.

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Andreas Ladich © LEADERSNET

LEADERSNET: Seitdem hat sich viel in der Branche getan. Was ist der Marketing Club für eine Standesvertretung? Wofür sind Sie zuständig?

Ladich: Dadurch, dass der Marketing Club so vielschichtig aufgestellt ist, ist es nicht einfach, Standesvertretung für einen Bereich zu sein. Wir sehen uns als Interessenvereinigung – bzw. Interessenvertretung – aller Marketinggebiete und versuchen, ein breites Spektrum an Themen aufzugreifen. Wir orientieren uns daran, was international gerade Topthema ist, und ziehen aus verschiedensten europäischen und österreichischen Umfragen, was unsere Kernzielgruppe, die Marketer:innen, im Jetzt und auch im nächsten und übernächsten Jahr beschäftigt und versuchen uns thematisch aufzustellen. Zum Beispiel Marketing-Basics, die, wie wir sehen, immer wieder eine Grundlage sind – nicht zuletzt, um mit ihnen wirkliche Trends bewerten zu können. Stichwort KI. KI ist super, aber wenn ich aber nicht die richtige Idee habe, wofür ich sie einsetze – wie ich sie einsetze – dann ist sie halt auch nur ein Werkzeug.

LEADERSNET: Wie viele Mitglieder hat der Marketing Club aktuell?

Ladich: Wir haben circa 1.000 Mitglieder, österreichweit. Wir sind breit gestreut. Dazu kam es während der Pandemie, als wir all unsere Veranstaltungen online gemacht haben. Da haben wir aus den Bundesländern sehr viele Mitglieder akquiriert. Ansonsten sind wir sehr stark Ostösterreich-lastig. Der Großteil unserer Mitglieder kommt aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

LEADERSNET: Wie Sie eben erwähnt haben, ist die Branche seit der Pandemie im Umbruch. All das, was früher gegolten hat, wurde durch Digitalisierung, durch künstliche Intelligenz, aber auch durch neue Geschäftsfelder neu geordnet. Was ist denn Ihre Version des Marketings der Zukunft?

Ladich: Durch diese – eigentlich nicht nur durch die Pandemie – ausgelösten permanenten Veränderungen, die es aus unserer Sicht schon immer gab, ist einer der wichtigsten Punkte, dass wir am Ball bleiben. Ich freue mich an dieser Stelle, dass wir für die ganze Marketer:innen-Branche zusagen, dass wir am Ball bleiben und nicht einfach in unseren Positionen verharren, uns hinsetzen und dasselbe machen, wie vor zehn Jahren, sondern darauf reagieren. Das gelingt uns durch unser Kernthema Weiterbildung.

Weiterbildung im Sinne, dass wir die Themen zeigen, dass wir hinterfragen, dass wir Kolleg:innen darüber sprechen lassen, damit sich die anderen ein Bild machen können und das auch als Weckruf verstehen: Beweg deinen Hintern, weil, wenn du in der Branche bleiben oder eine Führungsposition haben willst, dann musst du etwas tun. Du musst vorausdenken, du musst wissen, was die neuen Trends sind. Du musst nichts programmieren oder vielleicht selbst ein Programm schreiben können, aber du musst tunlichst darauf schauen, dass dein Team das kann und du den Leuten auch ermöglichst, das einzusetzen. Das ist eine solche Zielsetzung, die wir im Marketing Club haben. Dieses Bewusstsein aufrechtzuerhalten und auch mit rund 40 Veranstaltungen im Jahr dieses Angebot zu schaffen.

LEADERSNET: Das Image des Marketings, des Berufs der Marketer:innen, hat sich sehr verändert. Früher war es einer der Berufswünsche schlechthin. Ist das heute auch noch so? Was ist das Reizvolle an dem Beruf? Was ist diesbezüglich Ihr Appell?

Ladich: Ich glaube, dass es nach wie vor bei vielen ein Ziel ist. Die Marken sind nach wie vor attraktiv. Das sieht man an der Qualität und dem Zuwachs der Mitarbeiter:innen, die im Marketing beschäftigt sind. Der Charme des Jobs ist es, dass man ein sehr breites Betätigungsfeld hat. Es ist eine sehr kommunikative und verbindende Rolle. Und ich glaube, das macht diese Attraktivität aus.

LEADERSNET: Gibt es Kampagnen, wo Sie sagen, die haben den Nagel auf den Kopf getroffen?

Ladich: Bei so vielen Kampagnen ist es recht schwierig, da eine herauszuheben. Das Wichtige ist, dass wir uns nicht mit dem 08/15 zufriedengeben. Und ich muss sagen, es braucht auch immer eine Geschäftsführung oder einen Vorstand dazu, der das möglich macht. Das passt auch zu einem Vortrag, der bei den Medientagen gehalten wurde. Der Keynote Speaker hielt ein Plädoyer dafür, dem Marketing, insbesondere dem Nachwuchs, die Chance zu geben, selbst kreativ zu werden. Wie der Vortragende aber auch richtig gesagt hat: dazu braucht es Menschen mit Fingerspitzengefühl, die die Jungen leiten, ihnen diese Möglichkeiten geben und es auch wirklich ernst meinen. Es braucht diese Offenheit. Und diese Offenheit beginnt in der Vorstandsetage.

LEADERSNET: Was soll denn da in der nächsten Legislaturperiode passieren?

Ladich: Wir, also die Mitglieder des Marketing Clubs, wählen im November den Vorstand. Wir machen das wieder als Online-Wahl. Das hat beim letzten Mal eine hohe Wahlbeteiligung gegeben, was natürlich eine schöne Bestätigung für die gewählten Vorstände ist. Und der Vorstand wählt dann den Präsidenten. Die Säulen des Marketing Clubs sind die Geschäftsführung, Regina Loster samt Team und der Vorstand, der sich auf freiwilliger Basis aus 13 Köpfen der Branche zusammensetzt. Wir sprechen auf unserer Marketing-Club-Webseite auch die Einladung an alle Mitglieder aus, sich für den Vorstand zu bewerben und ihre Ideen zu teilen, warum sie gern Vorstand werden würden. Ich werde wieder kandidieren. Ich sehe es als große Ehre, das zu tun.

Die Vision, die wir haben, ist, dass wir diesen Mix beibehalten und nicht nur auf Social Media setzen oder dem KI-Thema nachlaufen, sondern dass wir sie intelligent einbauen. Wir glauben, nur wenn sich die Marketer:innen weiterentwickeln, sich in den richtigen Gebieten weiterbilden, darauf schauen, dass sie ihre Skills erweitern – zusätzlich zu dem, was sie auf der Uni gelernt haben und was das Tagesgeschäft auch bringt –, nur dann schaffen sie diesen Karriereschritt oder schaffen es, in ihrem Amt zu bleiben.

Ein weiteres Thema ist die Nachhaltigkeit. Es ist manchmal noch nicht sichtbar in den Unternehmen, dass es einen Nachhaltigkeitsmanager:in oder einen Vorstand für dieses Thema gibt. Aber es ist ein großes Thema und kein Unternehmen kann sich da ausschließen. Weswegen es uns auch wichtig ist, eine ordentliche Weiterbildung in dem Thema anzubieten mittels Certified Sustainability Experts-Program. Das heißt, zum Crashkurs Digitalisierung, den wir anbieten, gibt es auch den ESG-Schwerpunkt für Marketer:innen als Weiterbildung.

LEADERSNET: Was wünschen Sie sich vom Markt für den Job als Marketer:in? Wie soll er sich vorbereiten und was soll er der Branche anbieten, damit sie möglichst effizient arbeiten kann?

Ladich: Also, wenn ich an den Markt denke, dann denke ich an die Schule, denn es beginnt schon bei der Schulbildung. Stichwort Digitalisierung. Nur weil die Kinder in den Schulen ein Tablet bekommen, heißt es noch lange nicht, dass wir sie in die richtige Digitalisierungsrichtung bringen. Die Kinder müssen Lust auf Lesen bekommen und ein Verständnis dafür entwickeln, mehrere Medien zu konsumieren und für sich selbst zu überlegen, wo die Wahrheit liegt oder wo sie liegen könnte, um ein breiteres Bild zu bekommen. Dann ersparen wir uns auch das ganze Thema KI-Kennzeichnung, weil Kinder fähig sind, sich selbst ein Bild zu machen.

Für den Markt selbst, also für uns Marketer:innen, braucht es wieder mehr Mut zur Kreativität. Den Mut, mal wieder etwas Extravagantes zu machen. Wenn man so auf ältere Kampagnen schaut, da war viel mehr Mut drinnen. Wenn es uns gelingt, dass wir in den Unternehmen diesen Spirit wieder hineinbekommen, alle gemeinsam kreativer werden, uns mehr zutrauen, dann wird das, glaube ich, auch für unsere Zielgruppen spannender, wieder unsere Werbung zu sehen, unsere Marketingmaßnahmen wahrzunehmen, zu genießen und vielleicht sogar Spaß daran zu haben.

LEADERSNET: Was sagen Sie, dürfen wir uns auf die Zukunft freuen oder müssen wir sie mit großem Respekt erwarten?

Ladich: Krisen hat es schon immer gegeben und zu Tode fürchten ist auch gestorben. Ich glaube, wir müssen in jedem Bereich schauen, was die Dinge sind, die ich beeinflussen kann. Und dort nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen, dass ja ohnehin alles schlecht ist. Wir müssen schauen, dass wir in unseren Bereichen, in denen wir tätig sind, etwas finden, ein Thema oder Ziel, an das wir freudig herangehen können, ohne in Sorgen unterzugehen.

LEADERSNET: Vielen Dank!

www.marketingclub.at

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