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leadersnet.at im Interview mit Martin Giesswein, Country Manager Nokia Österreich
Der finnische Handy-Riese Nokia geriet in der letzten Zeit etwas ins Straucheln. Zwar ist man noch Weltmarktführer, dennoch schließt die Konkurrenz, allen voran Google und Apple, rasch auf. Vor allem am Smartphone-Sektor mussten sich die Finnen zuletzt sagen lassen, die Entwicklungen verschlafen zu haben. Dies soll sich nun mit der kürzlich bekannt gegebenen "Elefantenhochzeit" mit dem Softwaregiganten Microsoft ändern. Aus diesem Anlass traf sich leadersnet.at mit Martin Giesswein, Country Manager von Nokia Österreich. Was man sich von der neuen Allianz alles erwarten darf, warum Sie eine Notwendigkeit für den Markt und die Konsumenten darstellt, was sich am Featurephone Markt und in Punkto Marketing zukünftig alles tun wird, lesen Sie hier.
Giesswein: Der Country Manager von Nokia wird also mit einem iPhone aufgenommen...(lacht)
leadersnet.at: Natürlich! (lachen)
leadersnet.at: Mit der Bekanntgabe der neuen strategischen Partnerschaft mit Microsoft ist es zu Einbrüchen der Nokia-Aktie gekommen. Die Journalisten titelten frech "Pakt der Verzweiflung". Das waren wahrscheinlich nicht die Reaktionen die man erwartet hat, wie erklären Sie sich dieses negative Echo?
Giesswein: Ich glaube, dass die Konvergenz und Konzentration, welche der Telekommunikations-, Internet- und Softwaremarkt derzeit erleben, für einen Journalisten extrem interessant sind. Da gibt es natürlich viel zu schreiben und in welchem Ton das geschrieben wird, obliegt dann natürlich dem Redakteur. Wenn man sich die Hintergründe unserer Kooperation Microsoft anschaut, ist es eine richtige und gute Sache: Denn hier tun sich zwei sehr starke Partner mit sehr unterschiedlichen, komplementären Assets zusammen, um ein Ecosystem zu schaffen, das wirklich stark ist. Nur ein neues globales Ökosystem schafft einen lebendigen Markt. Es Bedarf hier einer kritischen Größe, damit das funktioniert. In unseren Gesprächen mit den Mobilfunkprovidern in Barcelona (beim Mobile World Congress, Anm. der Redaktion) kam einhellig eine Meldung zurück: Sie sehen die neue Zusammenarbeit mit Microsoft sehr positiv.
leadersnet.at: War die Zusammenarbeit eine Notwendigkeit um Apple und Google entgegenzuwirken?
Giesswein: Es kommt auf jeden Fall aus einer Notwendigkeit des Marktes, der sehr konzentriert ist und wo gerade große Ökosysteme entstehen. Wenn man sich anschaut, was andere Anbieter machen, dann sieht man schon, dass diese sehr geschlossene Systeme bauen, wo man eigentlich nur unter den Regeln der Hersteller teilnehmen darf. Wofür hingegen Nokia bereits in der Vergangenheit gestanden ist - und das wird sich auch zukünftige nicht ändern - ist ein offenes Ökosystem, wo alle Partner auch am kommerziellen Erfolg partizipieren können und mit Apps keine Politik gemacht wird. Das ist sicherlich etwas, was in der Branche notwendig ist. Unser Ovi Store ist mittlerweile sehr stark und groß geworden. In Zahlen heißt das aktuell mehr als vier Millionen Downloads pro Tag. Damit sind wir definitiv ein relevanter Player in diesem konvergenten Markt. Wir fahren im Gegensatz zum Mitbewerb ein sehr lokales Programm, mit einem eigenen Team für Österreich. Diese Mannschaft kümmert sich um die App-Developer, sodass diese einen guten technischen Support haben. Vor allem wenn die Developer eine lokale App fertig haben, gibt es immer Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Dabei treten mal Entwickler, mal der jeweilige Markenartikler an uns heran. Wir können die Apps in Vorschlagslisten featuren, wir haben die Möglichkeit über unseren SMS-Dienst die lokalen Top-Apps hervorzuheben und obwohl wir jetzt von globalen Ökosystemen reden, geht es im Endeffekt um das lokale Geschäft, die lokalen Entwickler und die lokale Marke. Man kann es auch als ein Investment in einen Kultur-Change sehen, der uns geglückt ist.
leadersnet.at: Das Thema Apps scheint bei Nokia eine zentrale Stellung zu haben.
Giesswein: Ja, stimmt. Man muss eigentlich so anfangen: wie hat sich der Markt rein von den Telefonen verändert? Wir haben in Österreich einen rasanten Anstieg in Richtung Smartphones, fast jedes zweite verkaufte Telefon fällt unter diese Kategorie. Die Geräte sind einfach mehr Wert und können mehr. Das ist einmal ein riesen Trend. Wenn man dann die Kunden fragt „Was ist für euch wichtig?“, kommen dann so Dinge wie mobiles E-Mail und Navigation, was bei Nokia kostenlos ist. Das alles sind Dinge, die den Marktboom von Smartphones unterstützt haben, aber nicht zuletzt sind es auch der Ovi Store und die Apps die nachgefragt werden. Viele wollen das mobile Internet einfach so nutzen, dass sie nicht einen Link eingeben, sondern einfach auf ein Logo klicken.
leadersnet.at: Sie haben vorher kurz auch die andern beiden großen Anbieter in diesem Feld angesprochen: Eine Zusammenarbeit mit Android war ja auch eine zeitlang im Gespräch, bzw. hat es Gespräche mit Google gegeben. Was hat aus Ihrer Sicht dagegen gesprochen? War die Partnerschaft mit Microsoft eine bewusste Positionierung gegen die beiden großen?
Giesswein: Wie Stephen Elop, unser President und CEO, gesagt hat, hat Nokia sich eine Reihe an Optionen angesehen. Nach der Analyse aller Möglichkeiten war klar, dass die Partnerschaft mit Microsoft die beste Lösung für Nokia ist, um sich neu zu erfinden und sich zu unterscheiden. Aus meiner Sicht ist das Faszinierende an der Kooperation die Möglichkeit, unsere großen Assets zusammenzulegen, beispielsweise von unserer Seite der Ovi Store und die ganze Navigation, wo wir vor einigen Jahren Navteq gekauft haben und heute zwei Drittel des mobilen Navigationsmarktes bedienen. Damit können wir uns von anderen Anbietern differenzieren. Das neue Ökosystem bietet eine ernsthafte Alternative zu den bestehenden Angeboten – für Mobilfunker, Developer und für Konsumenten.
leadersnet.at: 2012 sollen die ersten WIN 7 Smartphones von Nokia erscheinen. Was darf man da erwarten, gibt es da schon erste Ausblicke, wissen Sie etwas Genaueres?
Giesswein: Sobald wir was anzukündigen haben, werden wir das tun. Wir erwarten die ersten größeren Volumen von Nokia Windows Phones für 2012. Heuer geht unsere Schiene der Symbian Smartphones - zum Beispiel mit dem Nokia E7 Communicator - weiter. Unsere Symbian Software Releases bieten aus meiner Sicht eine exzellente Oberfläche. Zusätzlich werden wir als primäres Smartphone-Betriebssystem Nokia Windows-Phone nehmen. Das ist eine Entwicklung, die nicht von heute auf morgen gehen wird, obwohl vielleicht der Eindruck entstanden ist.
leadersnet.at: Das heißt Symbian-Phones wird es auch noch nächstes Jahr geben?
Giesswein: Wir planen, Windows Phone als primäre Plattform für Smartphone zu nutzen. Symbian wird eine Franchise Plattform. Diese Strategie wird uns die Möglichkeit geben, die Basis der 200 Millionen Symbian User weiterhin zu betreuen. Nokia erwartet, noch weitere 150 Millionen Symbian Geräte zu verkaufen. 2011 steht noch eine ganze Hand voll exzellenter Smartphones, die auf Symbian basieren, am Programm. Unser Star ist - vor allem in Österreich - der Nokia E7 Communicator. Hier wollen wir die Tradition des Communicators weiterführen und haben wir etwas geschaffen, das der Markt verlangt: Ich habe Touchscreen, ich habe die Möglichkeit perfekt zu navigieren, aber gleichzeitig kann ich es auch aufklappen um mit einer vollen Tastatur zu arbeiten. Gerade für Personen, die viele Emails oder SMS schreiben, ist das etwas sehr Angenehmes. Der Communicator ist auch meine persönliche Nummer 1.
leadersnet.at: Was erwartet man sich von diesem neuen "Flagshipmodell"? Gibt es Zahlen die man preisgeben möchte?
Giesswein: Lokale Marktzahlen können wir nicht preisgeben, es gibt die globalen Zahlen. Wir sind aber natürlich sehr gut über den Markt informiert, über GfK und andere Analysten und da sind wir sehr positiv gestimmt. Mit den Jänner Daten hat sich unsere absolute Führerschaft wieder bestätigt und sogar ausgebaut. Es ist konträr zu der Medienberichterstattung, wo andere Marken durchaus prominenter vorkommen. Von der Durchdringung des Marktes und der Reflektion der Konsumenten sieht es ganz anders aus, um nicht zu sagen genau umgekehrt.
leadersnet.at: Um alles was von Apple präsentiert wird entsteht der große Hype, wie jetzt zum Beispiel das iPad 2. Was macht Nokia hier zu wenig?
Giesswein: Ich kann nicht sagen, warum so viel über Apple geschrieben wird. Sicherlich kommt sehr viel Berichterstattung aus Amerika, wo Nokia nicht so stark vertreten ist wie in Europa und anderen Teilen der Welt. Dies dürfte hier etwas mitspielen. Wir sind ein europäisches Unternehmen, das seit 15 Jahren Marktleader ist, Journalisten sprechen dann natürlich oft lieber über die anderen. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Partnern zusammen und sind stark mit dem Markt verwoben. Es würde uns freuen, wenn von der journalistischen Seite die Situation so wie es dem Markt entspricht auch dargestellt werden würde. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist mir ganz wichtig und das möchte ich auch unterstreichen, dass wir hier ganz bescheiden sind, denn Marktführerschaft bedeutet nicht alles. Wir fühlen uns immer als diejenigen, die sich extrem anstrengen müssen, die mit vielen Partnern gegen Parteien den Wettbewerb führen, die aus ganz anderen Beweggründen den Mobilfunkmarkt betreten, die aus dem Such-, Werbe- oder Computerbereich kommen. Hier haben wir eine große Aufgabe, wir müssen besser kommunizieren und auftreten, damit die mediale Stimme auch dem entspricht, was der Konsument uns tagtäglich zeigt.
leadersnet.at: Wir haben jetzt sehr viel über Smartphones geredet, wie schaut es denn mit der „billigeren Schiene“ von Nokia Handys aus? Hier ist Nokia in letzter Zeit auch etwas unter Druck geraten.
Giesswein: Der Featurephone-Markt ist für Nokia traditionell eine Domäne, wo wir ein extrem starkes Angebot haben und mit einem sehr breiten Portfolio aufwarten können. Eine ganz neue und sehr positiv aufgenommene Entwicklung ist unsere Kategorie „Touch & Type“ wie zum Beispiel das Nokia X3-02. Das ist ein Featurephone, das eine Tastatur und einen Touchscreen hat. Diese Funktion haben wir in den Markt gebracht und ist zurzeit in aller Munde. Die Marktteilnehmer machen uns das nach, weil jeder drauf achtet, auch im mittleren Segment etwas anbieten zu können. Außerdem gibt es breite Bevölkerungsschichten, die sich langsam Smartphones annähern möchten. Es ist, wenn man so will, ein risikofreies Hineinwachsen in neue Technologien. Das sehe ich als einen der großen Trends in diesem Marktsegment.
leadersnet.at: "Musik" und "Jugend" waren in den letzten Jahren die absoluten Marketing Schwerpunkte bei Nokia. Auch beim Sponsoring war Nokia immer recht aktiv - Stichwort Beachvolleyball Grandslam. Man hat in den letzten zwei Jahren das Gefühl bekommen, dass die Aktivitäten sukzessive zurückgefahren werden. Gibt es eine neue Ausrichtung?
Giesswein: Wir evaluieren permanent, "Wie kann der beste Kontakt zum Kunden hergestellt werden“. Wir investieren beispielsweise in Kooperationen mit dem Handel und der intensiven Schulung der Berater. Das ist sehr aufwendig, aber in unserer Welt nach wie vor sehr wichtig. Es geht nicht nur alles online. Das angesprochen, gleich ein zweiter Punkt: Bei uns sind alle Werbeformen permanent in Konkurrenz zueinander zu sehen. Da zeigt sich klar, dass im digitalen Bereich - vor allem im Mobile Marketing - ganz neue Kundenkontakte möglich sind, die wir als mobiles Unternehmen besonders untersuchen und nutzen. Nicht zuletzt auch unsere Social Media Aktivitäten. Ins Summe hängt es dann natürlich schon vom jeweiligen Produkt ab: der E7 Communicator wird beispielsweise nicht nur als Businessgerät beworben, sondern auch im B2C Markt positioniert.
leadersnet.at: Vielen Dank für das Interview.