Fairtrade Österreich-Geschäftsführer im Interview
"Diese extremen Preissteigerungen bei Kakao sind nicht gesund"

| Wolfgang Zechner 
| 18.03.2025

Die steigenden Preise für Kakao und damit Schokolade sorgen seit Wochen für Unmut bei den Konsument:innen. Kakao-Experte Hartwig Kirner beobachtet intensiv die Geschehnisse auf den Rohstoffmärkten. KEYaccount sprach mit ihm über die aktuelle Situation.

KEYaccount: Können Sie die Hintergründe der Preissteigerungen bei Kakao ein wenig ausleuchten?

Hartwig Kirner: Innerhalb eines Jahres ist der Preis für eine Tonne Kakao auf den Rohstoffmärkten von 2.000 auf 8.000 US-Dollar gestiegen. Inzwischen lag er sogar bei 12.000 US-Dollar. Diese Preissteigerungen sind wirklich immens. So etwas sieht man selten.

KEYaccount: Was hat diese exorbitanten Steigerungen ausgelöst?

Kirner: Ganz klar, der Klimawandel. Hinzu kommt noch das Wetterphänomen El Niño. Das hat dazu geführt, dass deutlich weniger produziert wurde, als nachgefragt wurde.

KEYaccount: Glauben Sie, dass sich diese sehr volatile Situation auf den Märkten wieder einpendeln wird?

Kirner: Ich kann mir das nicht vorstellen, dass die Preise langfristig auf diesem Niveau bleiben werden. Das ist eine reine Vermutung von mir. Mittelfristig ist es aber denkbar, dass die Preise vorerst hoch bleiben. Irgendwann wird es aber wieder leicht zurückgehen. Ich hoffe aber auch nicht, dass wir auf das alte Niveau von 2.000 US-Dollar pro Tonne zurückkehren, denn das war zu niedrig. Ein hoher Preis ist prinzipiell nicht schlecht für die bäuerlichen Betriebe. Das Problem ist nur: Schuld an den hohen Preisen sind Ernteausfälle. Das bedeutet, dass die Bäuer:innen auch weniger Erntemenge produzieren und dadurch auch weniger einnehmen. Überhaupt wird die Situation für die Kakao-Bäuer:innen durch den Klimawandel immer unberechenbarer. Nehmen wir nur die Regenmuster her. Da geht es gar nicht darum, dass es zum Beispiel gar nicht mehr regnet, sondern es regnet dann, wenn es nicht regnen soll. Dafür regnet es dann nicht, wenn es eigentlich regnen sollte.

KEYaccount: Welche Auswirkungen sehen Sie auf die Schokolade-Industrie?

Kirner: Gerade im Schokoladenbereich stehen die Hersteller wirtschaftlich extrem unter Druck. In so einer schwierigen Situation werden etwaige Investments in Nachhaltigkeit noch mehr hinterfragt als ohnehin schon. Die Preissteigerungen können die Hersteller nicht schlucken. Das geht einfach nicht. Das heißt, die Produzenten versuchen, die Preissteigerung im Markt unterzubringen. Aber wir wissen ja, wie schwierig es ist, dass der Handel das akzeptiert. Der Lebensmittelhandel steht nämlich selbst schwer unter Druck. Er wird von den Konsumentenschützer:innen angehalten, auf die Preise zu achten.

KEYaccount: Waren Schokoladeprodukte im Handel vielleicht zu günstig in der Vergangenheit?

Kirner: Es ist sicher so, dass Kakaobohnen und damit auch Schokoladeprodukte lange Zeit viel zu billig waren. Wenn ich mir überlege, wie viel Arbeit und Wertschöpfung dahintersteckt, kann ich nur sagen: Eine Tafel Schokolade um 0,59 Euro braucht niemand. Ich denke, selbst jetzt sind wir noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem Schokolade für die Konsument:innen zu teuer ist. Man darf ja nicht vergessen: Schokolade ist kein Grundnahrungsmittel, sondern ein Luxusprodukt.

KEYaccount: Das heißt, Sie sind gar nicht so unglücklich über diese Preissteigerungen, weil die Fairtrade-Bäuer:innen jetzt auch mehr bekommen?

Kirner: Über Preissteigerungen bin ich absolut nicht unglücklich. Aber diese extremen Preissteigerungen sind nicht gesund. Sie bringen nämlich eine Vielzahl von Problemen mit sich. Einerseits für die bäuerlichen Betriebe, weil sie einfach weniger produzieren. Dann kommt dazu, dass die bäuerlichen Genossenschaften plötzlich einen höheren Finanzbedarf haben, um überhaupt die Ernte von ihren Mitgliedern abkaufen zu können. Dadurch entstehen erneut Lieferengpässen.

www.fairtrade.at

 

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