Klare Abwärtstendenz
So stark sind die Zinsen auf Kredite und Einlagen zuletzt gesunken

Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Österreicher:innen bei neuen Wohnbaukrediten fast nur noch auf Produkte mit Zinsbindung setzen und die Privathaushalte 2024 ihre Bankeinlagen erhöht haben. Für Sparer:innen ist die aktuelle Zinsentwicklung nicht erfreulich.

Am Montag (17. März) informierte die Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über die Entwicklung bei Krediten, Einlagen und Zinssätzen im Jahr 2024. Wie berichtet, senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinssätze im Vorjahr in vier Schritten. Dies habe zu Reduktionen der Kund:innenzinssätze im Neugeschäft sowohl bei Krediten als auch bei gebundenen Einlagen geführt. Private Haushalte erhöhten 2024 ihre Bankeinlagen (+19 Milliarden Euro) und setzten dabei weiterhin auch auf gebundene Einlagenprodukte (+10 Milliarden Euro), so die OeNB. Auf der Kreditseite ließen die geringeren Zinssätze speziell in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Neukreditvergaben für Wohnbauzwecke wieder ansteigen. Österreicher:innen setzten demnach im Vorjahr bei neuen Wohnbaukrediten fast ausschließlich (zu 89 Prozent) auf Produkte, die eine Zinsbindung aufweisen. Diese waren Ende 2024 aufgrund der inversen Zinskurve billiger als variabel verzinste Kreditprodukte.

Rückläufige Kundenzinssätze

Die Vize-Gouverneurin der Notenbank, Edeltraud Stiftinger, erklärte, dass die Zinssenkungen der EZB die Zinssätze für Kund:innen der Banken stark beeinflussten: "Die Leitzinssenkungen führten sowohl auf der Einlagen- als auch auf der Kreditseite zu rückläufigen Kundenzinssätzen." Die Weitergabe der Leitzinsreduktionen sei dabei sowohl im Kredit- als auch im Einlagenneugeschäft mit privaten Haushalten und Unternehmen erfolgt. Das zeige die Zinsspanne des Neugeschäfts, d. h. der Unterschied zwischen den Zinssätzen von neu abgeschlossenen Kredit- und Einlagengeschäften, der in Österreich im Jahr 2024 mit durchschnittlich 156 Basispunkten konstant auf dem Niveau der Vorjahre blieb.

"Die sinkenden Zinssätze auf der Kreditseite im Jahr 2024 brachten verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten für Haushalte und Unternehmen mit sich. Der Zinssatz für neu vergebene Kredite an private Haushalte ging im Jahr 2024 um 1,05 Prozentpunkte auf 4,30 Prozent, und damit den geringsten Wert seit zwei Jahren, zurück", so Stiftinger.

Zinsentwicklung 2024

Neue Wohnbaukredite fast ausschließlich mit Zinsbindung

Die Zinskonditionen für neue Wohnbaukredite waren in Österreich im vergangenen Jahr der OeNB zufolge rückläufig (um 0,8 Prozentpunkte) und lagen Ende 2024 bei 3,51 Prozent. Das geringere Zinsniveau habe die Neukreditvergaben, die insbesondere im zweiten Halbjahr 2024 mit 6,2 Milliarden Euro ein höheres Volumen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (4,9 Milliarden Euro) aufwiesen, begünstigt. Wie OeNB-Direktor Thomas Steiner betonte, schlossen die Österreicher:innen 2024 fast ausschließlich (zu 89 Prozent) neue Wohnbaukredite mit Zinsbindung ab. Diese waren Ende 2024 mit 3,43 Prozent weiterhin billiger als variabel verzinste Kreditprodukte (4,21 Prozent). Trotz höherer Neukreditvergaben sei das gesamte aushaftende Kreditvolumen privater Haushalte – aufgrund von höheren Tilgungen als Neuaufnahmen – mit 185,6 Milliarden Euro geringer ausgefallen als 2023 (187,2 Milliarden Euro).

Auch die Zinskonditionen von neu vergebenen Unternehmenskrediten sanken laut der Analyse im Vorjahr (um 1,13 Prozentpunkte auf 3,99 Prozent). Trotz geringerer Finanzierungskosten habe das Kreditgeschäft mit dem Unternehmenssektor aufgrund eines rückläufigen Finanzierungsbedarfs für Lagerhaltung und Betriebsmittel weiterhin stagniert. Das nominelle Kreditwachstum lag Ende 2024 mit 1,9 Prozent unter jenem des Vorjahres (2,7 Prozent) und werde aktuell in Österreich nur noch von langfristigen Unternehmenskrediten getragen, die sich im Jahresvergleich um 4,9 Prozent ausweiteten. Das Kreditportfolio österreichischer Banken weise dabei einen geringeren CO₂-Fußabdruck als jenes von Banken im Euroraum insgesamt auf, da der Anteil der Finanzierungen emissionsstarker Branchen (z. B. Herstellung von Waren, Energieversorgung oder Landwirtschaft) in den zugrunde liegenden Kreditportfolios geringer als im Euroraum ausfalle.

Zinsentwicklung bei Einlagen

Auf der Einlagenseite sanken die Zinssätze 2024 ebenfalls. "Trotz sinkender Einlagenzinssätze erhöhten private Haushalte ihre Bankeinlagen (+19 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr deutlich und setzten dabei weiterhin auf gebundene Einlagenprodukte (+10 Milliarden Euro)", ergänzte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB. Der Zinssatz neuer gebundener Einlagen ging demnach im Jahresvergleich von 3,25 Prozent auf 2,43 Prozent zurück, lag damit aber noch immer deutlich über jenem für täglich fällige Sparprodukte (1,57 Prozent).

Ein Marktvergleich ist auf der Website der OeNB mit der Transparenzplattform möglich, die die tagesaktuellen Zinskonditionen verschiedener Sparprodukte für derzeit rund 360 österreichische Banken zeigt.

www.oenb.at

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