Fotos der "Arbeitsmarkt-Kompass"-Präsentation
Darauf legen die Österreicher im Berufsleben am meisten Wert

Der "Arbeitsmarkt-Kompass" von Leitbetriebe Austria und Marketagent liefert eine Längsschnittuntersuchung zu Trends und Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Die aktuellen Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Homeoffice zunehmend an Bedeutung verliert, und das Gehalt größere Priorität hat als ein angenehmes Arbeitsklima. 

In regelmäßigen Abständen erhebt der "Arbeitsmarkt-Kompass" der Leitbetriebe Austria, durchgeführt von Marketagent, die aktuelle Stimmungslage der österreichischen Arbeitnehmer:innen. Der aktuelle Bericht, der sich auf das vierte Quartal 2024 bezieht, wurde am Dienstag vor rund 40 Gästen in der Kurier-Medienlounge präsentiert. Begrüßt wurden die Anwesenden von Monica Rintersbacher (Geschäftsführerin von Leitbetriebe Austria) und Gastgeberin Martina Salomon (Kurier-Herausgeberin), bevor Thomas Schwabl (Gründer und Geschäftsführer von Marketagent) Einblicke in die Ergebnisse gab.

Gehalt als oberste Priorität

Hinsichtlich des präferierten Arbeitszeitmodells wünschen sich die Befragten durchschnittlich eine wöchentliche Arbeitszeit von 33,3 Stunden, wobei Frauen eher eine reduzierte Stundenzahl anstreben – wenig verwunderlich, lastet doch hinsichtlich Care-Arbeit ein Großteil der Verantwortung immer noch auf ihnen. Im internationalen Vergleich ist die angestrebte Wochenarbeitszeit beispielsweise niedriger als in der Schweiz (35 Stunden). Dabei möchten die Österreicher:innen im Schnitt 35,7 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Hier zeigt sich eine rückläufige Tendenz. Zudem ist dieser Wert vergleichsweise gering, zieht man die Ergebnisse aus Deutschland und der Schweiz heran.

Besonders viel Wert legen die heimischen Arbeitnehmer:innen auf faire Bezahlung – diese würden 64 Prozent auf Platz eins ihrer Prioritätenliste setzen. Dem folgen ein angenehmes Arbeitsklima (57,2 Prozent) sowie flexible Arbeitszeiten (41,4 Prozent). Aber auch die örtliche Nähe des Arbeitsplatzes scheint essenziell, so beträgt die maximal akzeptierte Pendeldistanz im Durchschnitt 24 Kilometer. Hervorzuheben ist allerdings, dass gerade in Wien die Bereitschaft, längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen, gering ist. 

Wunsch nach ausgewogener Work-Life-Balance groß

Obwohl sich so viele zeitliche und örtliche Flexibilität wünschen, sei es nun mit modernen Arbeitszeitmodellen oder Homeoffice-Möglichkeiten, ist das Verlangen nach einer klaren Trennung zwischen Beruf und Privatleben groß: 80 Prozent wünschen sich dies, wobei vor allem Frauen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, um mehr Zeit für die Familie und persönliche Ziele zur Verfügung zu haben. 

Mit ihrem Job zufrieden zeigen sich laut Umfrage 85 Prozent der Österreicher:innen. Trotzdem geben 32,6 Prozent an, bereit für einen Wechsel zu sein – allen voran aus finanziellen Gründen. So erwarten sich die Arbeitnehmer:innen bei Jobwechsel eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 26 Prozent. 

Warum Mitarbeiterbindung mehr braucht als "nur" gutes Gehalt

Im Anschluss an die Präsentation des aktuellen "Arbeitsmarkt-Kompass" erwartete die Anwesenden eine Gesprächsrunde, in der die Ergebnisse in einen Praxis-Kontext gesetzt wurden. Mit Leitbetriebe Austria Geschäftsführerin Monica Rintersbacher diskutierten Kurier-Herausgeberin Martina Salomon, Erich Steinreiber (CEO ISS Österreich) und Christoph Troesch (HR-Leiter Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien).

Obwohl die Präsenz am Arbeitsplatz wieder ansteigt und die Tendenz zum Homeoffice rückläufig ist, erfreut es sich nach wie vor großer Beliebtheit. Für Steinreiber seien dabei nicht nur leere Büros, in die hohe Investitionssummen für die Schaffung moderner Arbeitsplätze geflossen sind, ein Problem – zu viel Homeoffice würde sich auch negativ auf die Teamdynamik auswirken. Dazu merkt Salomon an, dass manche Facharbeiter:innen sich nur wegen Homeoffice-Möglichkeiten in Verwaltungsberufe umschulen lassen würden, was verdeutliche, welch hohen Stellenwert flexible Arbeitsmodelle heutzutage haben. Zusätzlich dazu seien natürlich auch monetäre Anreize essenziell, um Mitarbeitende langfristig zu halten, allerdings sei die Unternehmenskultur und Wertschätzung entscheidend, betont Troesch.

Diversität und Generationenkonflikte

Überdies würde ein Unternehmen auch enorm von einem diversen Team profitieren, meint ISS Österreich CEO, dessen Unternehmen hierzulande laut eigenen Angaben 92 Nationalitäten beschäftige und auf Integrationsprogramme setze. Dementsprechend brauche es laut Steinreiber sprachliche wie fachliche Förderungen, um Migrant:innen erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzubinden. Laut Salomon bestehe hier Handlungsbedarf vonseiten der Politik, da qualifizierten Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt oft unnötig erschwert werde – und das trotz Fachkräftemangel. Diese Widersprüche könne sich Österreich langfristig nicht mehr leisten, so die Kurier-Herausgeberin.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei es wichtig, auch ältere Arbeitnehmer:innen, die weiterarbeiten wollen, zu unterstützen. Hier waren sich die Diskussionsteilnehmer:innen einig. Salomon zog einen Vergleich mit Dänemark, wo drei Viertel der 55- bis 60-Jährigen noch arbeiten, während es in Österreich nur rund 50 Prozent sind. Dies deute darauf hin, dass das System hierzulande nicht auf längere Erwerbsphasen ausgelegt sei. Dazu kritisiert Steinreiber die steuerlichen Hürden für ältere Arbeitnehmer:innen.

Mehr Informationen zum "Arbeitsmarkt-Kompass" finden Sie in unserer Infobox.

LEADERSNET war bei der Veranstaltung dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.

www.leitbetriebe.at

www.marketagent.com

www.kurier.at

Über den "Arbeitsmarkt-Kompass"

Auftraggeber: Eigenstudie von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria

Methode: Mobile Research Tool via Smartphone App

Sample-Größe: n = 986 Netto-Interviews | 4. Quartal 2024

Kernzielgruppe: Unselbstständige Berufstätige im Alter zwischen 18 und 69 Jahren

Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die erwerbstätige Bevölkerung | gewichtet nach Daten des Mikrozensus 2023

Feldzeit: 01.10.2024 - 31.12.2024 | 4. Quartal 2024

Studienumfang: 17 Fragen

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

Über den "Arbeitsmarkt-Kompass"

Auftraggeber: Eigenstudie von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria

Methode: Mobile Research Tool via Smartphone App

Sample-Größe: n = 986 Netto-Interviews | 4. Quartal 2024

Kernzielgruppe: Unselbstständige Berufstätige im Alter zwischen 18 und 69 Jahren

Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die erwerbstätige Bevölkerung | gewichtet nach Daten des Mikrozensus 2023

Feldzeit: 01.10.2024 - 31.12.2024 | 4. Quartal 2024

Studienumfang: 17 Fragen

leadersnet.TV