Mit mehr als 13.000 Mitgliedern gehört die Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) Niederösterreich zu den größten Fachgruppen der WKNÖ. Vor einigen Tagen lud sie unter dem Titel "Perspektive '25" zur Jahresauftakt-Veranstaltung, zu der 250 Teilnehmer:innen ins Gabrium in Maria Enzersdorf gekommen waren.
Hochkarätiger Keynote-Speaker
Mit Wifo-Chef Gabriel Felbermayr konnte das Team um UBIT NÖ-Obmann Mathias Past einen der renommiertesten Ökonomen des Landes für das Impulsreferat "Konjunktur und Wachstum – wo bleibt der Dampf unterm Kessel?" gewinnen. Der Experte behandelte in seiner Keynote zahlreiche Themen, darunter den Bürokratieabbau, den Arbeitskräftemangel und die hohen Energiekosten. Er nannte außerdem Maßnahmen zur Überwindung der Rezession.
"Perspektiven stimmen einen nachdenklich. Was mich aber ganz besonders freut, ist, dass wir am Ende auch motivierende, optimistische und zuversichtliche Perspektiven mitbekommen haben", sagte Mathias Past gegenüber LEADERSNET.tv.
Rezession überwinden
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ging Gabriel Felbermayr im Speziellen der Frage nach, welche Hausaufgaben erledigt werden müssen, um die Rezession zu überwinden. Österreich liege zwar im Länderranking immer noch unter den 20 reichsten Ländern der Welt, konstatierte der Wifo-Chef, aber klar sei, damit wir wieder mehr Wachstum sehen, braucht es ein mutiges Angehen der Probleme. Um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken, sei demnach ein "klares, überzeugendes, umsetzbares und mittelfristiges Programm" erforderlich, das insbesondere den "Bürokratieabbau und die Bürokratieverhinderung" in den Mittelpunkt stelle. Denn übermäßige Regulierungen behinderten Investitionen und Innovationskraft.
Schwaches Wachstum ist kein Schicksal
In seinen Ausführungen warnte der Ökonom: "Schwaches Wachstum ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen." Wachstumsbremsen seien im Speziellen die langwierigen Genehmigungsverfahren sowie der unübersichtliche Förderdschungel. Dringend notwendig sei eine konsequente Vereinfachung und Beschleunigung von Verfahren, um Unternehmen zu entlasten und das wirtschaftliche Potenzial des Landes besser zu nutzen.
Besondere Bedeutung misst der Experte den wirtschaftsberatenden Berufen bei. Seiner Meinung nach seien sie unverzichtbar für die Umsetzung wirtschaftlicher Reformen. Ihre Expertise helfe Unternehmen, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen und die Chancen der Transformation zu nutzen. Durch gezielte Beratung könnten Effizienzpotenziale gehoben und Bürokratiekosten reduziert werden, was zu mehr Wachstum und Wohlstand führe.
Reformbedarf für den Arbeitsmarkt
Ein wichtiges Thema war auch der vorherrschende Arbeitskräftemangel in Österreich. Felbermayr sieht auf dem Arbeitsmarkt Reformbedarf. "Das aktuelle System führt zu einer effektiven Subvention von Teilzeit", so Felbermayr. Anreize für Vollzeitbeschäftigung, etwa durch eine Senkung der Lohnnebenkosten und eine bessere Abstimmung von Steuer- und Transfersystemen, seien notwendig, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen.
Politik bei hohen Energiekosten gefordert
Das Thema hohe Energiekosten müsse ebenso angegangen werden. Die Politik sei gefordert, einen effizienten Plan vorzugeben. Effektive Maßnahmen bedeuten in manchen Bereichen Deregulierung. Laut dem Wifo-Chef geht es nicht darum, neue Barrieren zu errichten, sondern bestehende Hemmnisse abzubauen. Eine kluge Ordnungspolitik, ein leistungsfähiges Strommarktdesign sowie gezielte Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien seien zentrale Elemente eines modernen Wirtschaftsstandorts, so Felbermayr weiter. Für ihn stehe fest, dass der Wirtschaftsaufschwung nicht von selbst kommen wird. Doch mit den richtigen Reformen und einer Entlastung der heimischen Unternehmen könne Österreich wieder an Dynamik gewinnen, so die Conclusio des Ökonomen.
Netzwerken zum Abschluss
Im Anschluss gab es die Möglichkeit zum vertiefenden Gespräch unter der Leitung von Rainer Nowak, dem stellvertretenden Chefredakteur der Kronen Zeitung, ehe es zum entspannten Teil und Netzwerken überging.
Interviewpartner:innen
LEADERSNET.tv holte neben Mathias Past, Obmann, Fachgruppe UBIT WKNÖ, und Gabriel Felbermayr, Direktor, Wifo, auch noch Claudia Hans, Obmann-Stv., Fachgruppe UBIT WKNÖ, Rainer Nowak, Ressortleiter Wirtschaft & Politik, Kronen Zeitung, Beatrix Binder, Institutsleitung, IQH Institute for Quality in Health, und Miroslava Stanic, Geschäftsführerin, Miro & Cons, vor die Kamera.
Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.wko.at/noe/unternehmensberatung-buchhaltung-informationstechnologie
Kommentar veröffentlichen