Fotos vom HKSÖL-Top Talk
Experten beleuchteten Erfolgsfaktoren der Schweiz als Wirtschaftsstandort

Drei Vorträge boten den Teilnehmer:innen eine umfassende Perspektive, von föderalen Strukturen über steuerliche Anreize bis zu rechtlichen Rahmenbedingungen.

Nach der aktuellen "Top Speakers Lounge" der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL), wo das Pensionssystem, das immer mehr Expert:innen aufgrund der enorm steigenden Kosten Sorgen bereitet, auf der Agenda stand (LEADERSNET berichtete) und der 36. Auflage der HKSÖL "Friends 4 Friends" (LEADERSNET berichtete), fand vor einigen Tagen der letzte Top Talk des Jahres mit dem Thema "Vorzeigestandort Schweiz" statt.

Führende Experten auf der Bühne

Die Veranstaltung brachte führende Experten zusammen, um die Erfolgsfaktoren der Schweiz als Wirtschaftsstandort zu beleuchten. Keynotes von Urs Durrer (Amt für Wirtschaft Kanton Schwyz), Silvan Andermatt (BDO AG Schweiz), Sandro Di Giulio (BDO AG Schweiz) und Michael Pérez (Lawco.) boten den Teilnehmer:innen eine umfassende Perspektive, von föderalen Strukturen über steuerliche Anreize bis zu rechtlichen Rahmenbedingungen.

Der Schweizer Erfolgsweg

Die Veranstaltung wurde durch Urs Durrer, Vorsteher des Amts für Wirtschaft im Kanton Schwyz, eröffnet. Er gab einen Überblick über die Erfolgsfaktoren der Schweiz und hob dabei vor allem die Souveränität der Kantone hervor, die eigenständig über viele wirtschaftliche Belange entscheiden können.

"Die Kantone agieren wie Unternehmer, um die besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Dieses föderale Modell ermöglicht einen gesunden Wettbewerb zwischen den Regionen und schafft Anreize für Innovationen und wirtschaftliches Wachstum", so Durrer.

Kanton als Vorbild

Der Kanton Schwyz diene hierbei als Vorbild. Auch die Innovationskraft der Schweiz wurde betont, die durch gezielte Anreize wie hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung gestärkt wird. Die Zahl der im Handelsregister eingetragenen Unternehmen stieg im Kanton Schwyz zwischen 2013 und 2023 von 15.325 auf 21.363. "Es ist der Gesamtmix aus Stabilität, Autonomie und Innovationsförderung, der die Schweiz so einzigartig macht", resümierte Durrer.

Mit einer Einkommenssteuer von rund 20 Prozent und einer Vermögenssteuer von 0,10 Prozent und keiner Erbschafts- oder Schenkungssteuer gehört Schwyz auch für Privatpersonen zu den attraktivsten Regionen der Schweiz.

Steuerliche Anreize und internationale Attraktivität

Danach folgten die beiden Experten Silvan Andermatt und Sandro Di Giulio (beide BDO AG Schweiz). Sie beleuchteten die steuerlichen Standortvorteile der Schweiz. Der dreistufige Steuerföderalismus ermögliche es Bund, Kantonen und Gemeinden, individuell auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Privatpersonen einzugehen. Dies führt zu einer breiten Vielfalt an Steuermodellen und -sätzen.

Andermatt hob hervor, dass der Kanton Schwyz mit einer Gewinnsteuer von 11,75 Prozent für Unternehmen besonders attraktiv sei. Anreize wie Beteiligungsabzüge und steuerliche Förderungen für Forschung und Entwicklung kommen dann hinzu. Di Giulio zeigte anhand internationaler Vergleichszahlen auf, dass die Schweiz im globalen Steuerwettbewerb eine Spitzenposition einnimmt.

"Die Schweiz bietet Unternehmen und Privatpersonen nicht nur niedrige Steuern, sondern auch Stabilität und Planbarkeit", sagte Andermatt.

Die Pauschalbesteuerung, die Zuziehenden eine vereinfachte Steuerbemessung ermöglicht, wurde ebenfalls hervorgehoben. Anhand eines Fallbeispiels wurde das von Andermatt verdeutlicht, bei dem ein österreichischer Unternehmer durch die geschickte Nutzung dieser Regelungen erhebliche Vorteile erzielen konnte.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die Veranstaltung wurde durch Michael Pérez (Lawco.) abgerundet, indem er die rechtlichen Rahmenbedingungen der Schweiz aus einer juristischen Perspektive darstellte. Besonders hervorgehoben wurde das Fehlen einer Gewerbeordnung (so wie wir sie in Österreich kennen) sowie das liberale Arbeitsrecht, das den Unternehmen Flexibilität bei Einstellungen und Kündigungen bietet und sich generell durch eine relativ geringe Regulierungsdichte auszeichnet.

"Die Schweiz hat eines der liberalsten Arbeitsrechtssysteme weltweit, was Unternehmen ermöglicht, effizient auf wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren", so Pérez.

Auch das Fehlen einer Pflichtmitgliedschaft bei Verbänden sowie die relativ geringe Anzahl von allgemein verbindlich erklärten Gesamtarbeitsverträgen (GAV) wurden als weitere Vorteile kommuniziert. Während in Österreich rund 800 Kollektivverträge verpflichtend gelten, umfasst die Schweiz lediglich 76 allgemein verbindlich erklärte GAV. Pérez betonte, dass dies den Unternehmen große Freiheiten bei der Gestaltung von Arbeitsverhältnissen lässt und gleichzeitig klare Standards bietet.

Zum Abschluss hob Pérez hervor, dass die Kombination aus Rechtssicherheit und Flexibilität für Unternehmen besonders attraktiv sei. "Diese Mischung aus Stabilität und Rechtssicherheit macht die Schweiz zu einem einzigartigen Wirtschaftsstandort", fasste er zusammen.

LEADERSNET war bei der Veranstaltung. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.hk-schweiz.at

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