Bereits seit 2019 setzt die Stadt Wien die Mediendiskursstudie um und stellt so heraus, welche Themen die Wiener:innen interessieren, wie sie die Medien nutzen und wie ihr Informationsverhalten ist. Heuer zeigte sich deutlich, die Top-Themen des Jahres sind Gesundheit, öffentliche Sicherheit, öffentlicher Verkehr sowie die Nahversorgung.
Altbewährtes und Neues
So geht aus der Studie hervor, dass mit Blick auf die Mediennutzung das Internet unverändert und unangefochten an erster Stelle steht. Acht von zehn Wiener:innen nutzen es demnach täglich – das sind plus drei Prozentpunkte. Mit 49 Prozent greift zudem jede:r zweite Wiener:in auf Social Media zurück, wobei es ja nach Alter Unterschiede bei der genutzten Plattform gibt. Doch auch klassische Medien wie Tageszeitungen, Radio und Fernsehen können sich halten und verweisen ein stabiles Niveau. So haben 45 Prozent der Befragten angegeben, täglich das TV-Programm zu verfolgen. 36 Prozent von ihnen schalten das Radio ein und 35 Prozent werfen noch immer den Blick in eine Zeitung. Damit zeigt sich, dass auch die klassischen Medien im Zeitvergleich ein stabiles Niveau halten, auch wenn vor allem Tageszeitungen im vergangenen Jahr starke Rückgänge verzeichnet haben. Seltener ist dafür das Gespräch mit Freund:innen und Bekannten geworden: 44 Prozent unterhalten sich (fast) täglich, das sind drei Prozent weniger als im Vorjahr. Hier werden die Werte aus der Zeit der Pandemie (>50 Prozent) nicht mehr erreicht.
Konstante Themeninteressen
Ebenso konstant wie die Mediennutzung sind auch die Themeninteressen der Wiener:innen. Neben Gesundheit (55 Prozent) und öffentlicher Sicherheit (52 Prozent) sind auch der öffentliche Verkehr (48 Prozent) und die Nahversorgung (45 Prozent) relevant. Ein hohes Interesse gibt es auch für Themen und Fragen rund um die Energie und Wasser (43 Prozent), Parks und Erholung (42 Prozent) sowie Umwelt (40 Prozent). Am wenigsten Interesse haben die Wiener:innen für die Stadtverwaltung über (22 Prozent), für die Wirtschaft (22 Prozent), die kommunalen Dienste (23 Prozent) sowie Sport und Freizeit (23 Prozent). Differenzierter sind hingegen die Themen Pflege (22 Prozent), Arbeit und Arbeitsmarkt (21 Prozent), Schulen (22 Prozent) und Kinderbetreuung (17 Prozent), was zurückzuführen ist auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Wiener:innen.
Den größten Interessenzuwachs konnten heuer angesichts des Superwahljahres die Themen Wahlen und Politik verzeichnen (38 Prozent). Aber auch Integration kümmert die Leute (31 Prozent), legt einen Anstieg von sechs Prozent hin und reiht sich damit in puncto Zuwachs noch vor der öffentlichen Sicherheit, Gesundheit und Co. Ebenfalls leicht an Interesse zurückgewonnen hat das Thema Verhaltensweisen im Krisenfall (31 Prozent). Mit Blick auf einen längerfristigen Vergleich zeigt sich auch, dass in den vergangenen fünf Jahren das virtuelle Amt (+9 Prozentpunkte), Integration (+7 Prozentpunkte), Nahversorgung, öffentlicher Verkehr, Sauberkeit und Individualverkehr (jeweils +6 Prozentpunkte) höhere Zuwächse beim Interesse der Wiener Bevölkerung verzeichnen konnten. Besonderes Interesse zeigen die Wiener:innen auch für Musik (33 Prozent), Urlaub, Reisen, Essen und Trinken sowie Wirtschaft und Politik (jeweils 31 Prozent "sehr interessant").
Bei der Studie wurden auch erstmals neue Themenbereiche abgefragt. Darunter das Erkennen von Fake News und das Vermeiden von Cyber Crime. Beide Themen sind für 73 Prozent bzw. 70 Prozent auf jeden Fall bzw. eher schon interessant. Auch das Erkennen von KI-generierten Inhalten trifft bei 57 Prozent auf Interesse. Das Schlusslicht stellen hier Mode und Beauty, Autos und Motorrad (jeweils zehn Prozent) sowie Stars und Prominente (acht Prozent) dar.
Die meistgenutzten Medien
Ebenso wie im Jahr 2023, kommen die Wiener:innen auch in diesem Jahr am häufigsten mit der Tageszeitung Heute in Berührung - 29 Prozent der Befragten konsumieren sie zumindest mehrmals die Woche. Auf die Kronen Zeitung greifen 24 Prozent zurück, auf Österreich/oe24 22 Prozent, auf Der Standard 20 Prozent und auf den Kurier nur mehr 16 Prozent, gefolgt von Die Presse mit 13 Prozent. Wobei Der Standard am häufigsten zur Meinungsbildung herangezogen wird – 14 Prozent, gefolgt von der Kronen Zeitung (elf Prozent).
Mit Blick auf die TV-Sender zeichnen sich noch immer die Programme des ORF bei der Nutzungshäufigkeit nach wie vor an der Spitze – wenngleich alle ORF-Sender wie auch im Vorjahr leicht rückläufig sind. Laut eigenen Angaben sehen zumindest 38 Prozent der Wiener:innen mehrmals die Woche ORF 2. 34 Prozent nutzen 34 Prozent und ein Fünftel, sprich 20 Prozent, gibt an, zumindest regelmäßig Sendungen auf ORF 3 zu sehen. ServusTV und Puls4 landen bei 22 Prozent bzw. 20 Prozent, gefolgt von deutschen Privat TV-Sendern. Wobei auch hier die Befragten angaben, am häufigsten die ORF-Sender für die Meinungsbildung heranzuziehen (22 Prozent ORF 2, 14 Prozent ORF 1 und neun Prozent ORF 3).
Bei den Radiosendern bilden ebenfalls die Öffentlich-Rechtlichen die Spitze. Demnach hört knapp jede:r Vierte mehrmals pro Woche Ö3 (24 Prozent), 20 Prozent Radio Wien und zwölf Prozent Ö1, gefolgt von den privaten Sendern wie Kronehit (13 Prozent) und 88,6 Der Musiksender (zwölf Prozent). In puncto Meinungsbildung führt Ö3 mit acht Prozent das Feld an.
Online-Präsenz
Wer in Wien online geht, informiert sich auf orf.at und derstandard.at. Gut ein Viertel der Befragten gab an, orf.at mindestens mehrmals pro Woche zu nutzen (27 Prozent) und ein Fünfter derstandard.at (20 Prozent). Während allerdings die Nutzung der Standard-Nachrichtenseite relativ konstant bleibt, muss orf.at mit Nutzungseinbüßen umgehen (Minus fünf Prozentpunkte). Dennoch stellen beide Seiten in Sachen Meinungsbildung die relevantesten Portale dar (15 bzw 13 Prozent).
Unter den Social Media Angeboten werden WhatsApp (62 Prozent), YouTube (45 Prozent) und Facebook (45 Prozent) am häufigsten mehrmals wöchentlich genutzt. Etwas dahinter folgt Instagram mit 38 Prozent. Doch auch die Nutzungsanteile von YouTube und Facebook haben einen Rückgang notiert – jeweils um sechs bzw. fünf Prozentpunkte, während Instagram um fünf Punkte zulegen konnte. Mit Blick auf Social Media sind vor allem Unterschiede hinsichtlich des Alters bemerkbar. 75 Prozent der unter 30-Jährigen verwenden mehrmals die Woche Instagram, bei den +60-Jährigen sind es gerade einmal 27 Prozent. TikTok wird durchschnittlich von 24 Prozent häufiger genutzt – wobei bei den unter 30-Jährigen 45 Prozent diese Angabe machten. Personen bis 29 Jahre wiederum bevorzugen Snapchat (44 Prozent) und Personen über 45 Jahre eher Facebook (70 Prozent). Zur Meinungsbildung nutzen die Wiener:innen aber laut eigenen Angaben vor allem YouTube (16 Prozent) und WhatsApp (14 Prozent). 13 Prozent gaben zudem an, Podcast dafür zu nutzen.
Streaming-Angebot
Erstmals 2024 bei der Studie berücksichtigt, wurden auch die Streaming-Plattformen. Hier liegt Netflix mit 33 Prozent vorn, gefolgt von Amazon Prime Video (24 Prozent) und Disney+ (14 Prozent).
"Für uns ist die Wiener Mediendiskursstudie ein wichtiges Instrument, um relevante Informationen zielgerichtet und effizient an die richtigen Zielgruppen zu kommunizieren. Auf Basis dieser evidenzbasierten Herangehensweise wissen wir, dass die Wiener:innen von ihrer Stadt vor allem über Internet, TV, Radio und Tageszeitung auf dem Laufenden gehalten werden wollen", fasst Wiens Medienstadtrat Peter Hanke die Ergebnisse der Studie zusammen.
www.wien.gv.at
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