Das Hogast-Symposium ist jährlicher Fixpunkt für zahlreiche Vertreter:innen aus Hotellerie, Gastronomie und Gesundheitswesen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung am 15. und 16. Oktober im Salzburg Congress statt. Die große Gala am Dienstagabend ging in der Eventlocation Terminal 2 am Flughafen Salzburg über die Bühne – übrigens zum letzten Mal. Für nächstes Jahr, in dem die Hogast ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, kündigte Vorstandsvorsitzende Allegra Frommer einen Locationwechsel an. Wo die Gala 2025 stattfinden wird, wollte sie aber noch nicht verraten. Frommer eröffnete das heurige Symposium gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Magedler, als Motto wurde "Weitblick – eine Reise in die Welt von morgen" gewählt.
Und damit traf die Einkaufsgemeinschaft für die österreichische Gastronomie und Hotellerie, die derzeit rund 3.500 Mitgliedsbetriebe zählt und einen Jahresumsatz von 1,33 Milliarden Euro erwirtschaftet, den Zahn der Zeit. Schließlich ist die Gesellschaft aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert, die vor allem für Wirtschaftstreibende ein gewisses Maß an Weitblick einfordern. Für reichlich Information und Inspiration sorgten fünf internationale Top-Speaker:innen und eine Runde mit Chefredakteuren heimischer Tageszeitungen. ServusTV-Moderatorin Katrin Prähauser führte an beiden Tagen kompetent und souverän durch das Programm. Alles in allem wurde den 900 Teilnehmer:innen also ein äußerst umfangreiches Programm geboten. Zudem kamen auch die Gelegenheiten zum Austauschen und Vernetzen nicht zu kurz.
Keynotes und Panel an Tag 1
Nach den kurzweiligen Eröffnungsworten von Allegra Frommer und Werner Magedler machte Stella Schaller mit ihrer Keynote den Auftakt. Die Mitgründerin des Think-Tanks "Reinventing Society" zeigte sich überzeugt, dass sich unsere Gesellschaft mitten in einem globalen Transformationsprozess befindet, der ein Umdenken erfordert. Sie ermutigte dazu, einen inneren Kompass zu entwickeln, um den Wandel aktiv zu gestalten, anstatt ihn passiv zu erleben. Altes müsse Platz für Neues machen, was nur mit einem Paradigmenwechsel zu schaffen sei – von Konkurrenz zu Kooperation, von Extraktion zu Regeneration, von Entfremdung zu Verbundenheit. Dabei plädierte Schaller für systemisches Denken und die Wiederherstellung der Verbindung zu uns selbst und zur Natur. "Wir können Gärtner der Erde sein", betonte sie und rief zu mutigem Handeln auf, um die Zukunft positiv zu gestalten.
Im Anschluss diskutierten in der Runde der Chefredakteure Manfred Perterer (Salzburger Nachrichten/SN), Gerhard Hofer (Die Presse) und Rainer Schüller (Der Standard) die Frage, was in Sachen Gesellschaft und Tourismus auf uns zukommt. Perterer hob hervor, dass der Tourismus enorme positive Effekte habe. Dazu zählten die Bekämpfung der Landflucht und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Damit das auch so bleibt, plädierte der Chefredakteur der SN für bessere politische Rahmenbedingungen. So wäre etwa ein eigener Tourismusminister wünschenswert. Gerhard Hofer betonte u. a. die Wichtigkeit von Nachfolgeregelungen ("Tourismus als Generationenprojekt") sowie sinnstiftender Aufgaben für junge Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig lobte er die Innovationskraft der Branche, die sich stetig mit neuen Herausforderungen konfrontiert sieht. Rainer Schüller unterstrich die Resilienz der Branche und die Notwendigkeit, trotz wirtschaftlicher und klimatischer Herausforderungen optimistisch zu bleiben und transformative Prozesse anzustoßen. Leicht sei das aber nicht, da aufgrund der Inflation und den gestiegenen Kosten für viele normale Familien ein Urlaub in Österreich kaum noch leistbar sei. Auf die Runde folgte eine Pause zum Mittagessen (Buffet und/oder Streetfood) und fürs Networking mit Aussteller:innen am Marktplatz.
Als zweiten Keynote-Speaker konnte die Hogast Peter Kreuz gewinnen. Der bekannte Managementvordenker verwies in seinem Vortrag darauf, wie wichtig es ist, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Er plädierte dafür, sich "Z.F.D.B." – Zeit für die Birne – zu nehmen, um kreative und zukunftsorientierte Ideen zu entwickeln, anstatt sich nur im hektischen Tagesgeschäft zu verlieren. Mit dem Konzept der "Not-to-do-Liste", der Macht des Kalenders und der Kunst, bewusst Nein zu sagen, will Kreuz aufzeigen, dass es notwendig ist, Prioritäten klar zu setzen. Stress habe, wer Ja sagt, aber Nein meine – laut ihm seien Grenzen der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
Die 49. Hogast-Generalversammlung inklusive Stimmabgabe markierte das Programmende von Tag eins.
Große Gala mit emotionalem Höhepunkt
Am Abend ging es dann im Terminal 2 weiter. Dort war alles für einen großen Galaabend angerichtet. Und wer schon einmal auf einer Hogast-Gala war, der weiß, dass dort stets beste Partystimmung herrscht. 2024 wurde diese Tradition nahtlos fortgesetzt. Als Moderator fungierte einmal mehr Alfons Haider, der mit viel Charme und Schmäh durch das festliche Highlight des Symposiums führte. Das viergängige Menü, das den 900 Teilnehmer:innen serviert wurde, stammte aus der Feder von vier steirischen Spitzenköchen, die es zusammen auf 15 Hauben bringen: Richard Rauch, Markus Rath, Stefan Eder und Andreas Krainer. Sie kredenzten Klaushof-Kalbstafelspitz und Räucherforelle (Vorspeise), Saibling (Zwischengericht), Backerl vom Vulkanlandschwein (Hauptgang) und Frischkäse mit Kürbiskern-Nougat (Dessert).
Zwischen den Gängen gab es Showacts wie eine artistische Performance vom Aerial Silk Duo und einen grandiosen Auftritt vom bayrischen Kabarettisten Martin Frank. Im Rahmen der Gala wurde auch den vielen Sponsoren, unter anderem den Premiumpartnern Casablanca, hollu, Kröswang und rota, gedankt, ohne die ein derartiges Event nicht möglich wäre. Den emotionalen Höhepunkt des Abends bot die Verabschiedung des Vorstands Richard Wisdom, der nach 25 Jahren ein neues berufliches Kapitel aufschlägt, sowie die Verabschiedung des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden-Stellvertreters Wolfgang Burgschwaiger. Da floss nach empathischen Laudationen und Dankesworten auch die eine oder andere Träne. René Trummler zieht statt Wisdom neu in den Vorstand ein.
Für die musikalische Untermalung des offiziellen Galaprogramms sorgte eine Live-Band, danach ging es mit einem DJ, der den vielen Gästen bis weit nach Mitternacht einheizte, weiter.
Finaltag schloss nahtlos an Tag 1 an
Obwohl die Gala für den ein oder anderen Gast doch etwas länger dauerte, ging es am Mittwochmorgen nahtlos weiter. Nach einem Warm-up bei den Aussteller:innen eröffnete Christine Schäfer mit ihrer Keynote den Finaltag. Die Senior Researcher am Gottlieb Duttweiler Institute prognostiziert, dass sich unsere aktuelle Ernährungsweise langfristig nicht aufrechterhalten lässt. Sie spricht dabei von einer "Proteinwende", da sie große Chancen in der Transformation des Ernährungssystems durch alternative Proteinquellen wie pflanzliche Produkte, präzisionsfermentierte Proteine und Laborfleisch sieht. Diesbezüglich gab es auch eine Live-Abstimmung via Smartphone, bei der herauskam, dass sich die Mehrheit der Symposiums-Teilnehmer:innen durchaus vorstellen kann, Laborfleisch zu essen bzw. zu probieren. Laut Schäfer spiele bei der Transformation der Handel eine Schlüsselrolle. Dieser habe den Hebel dazu, um Konsument:innen zu gesünderem und nachhaltigerem Konsum zu verhelfen. Für die Hospitality-Branche bedeute dies, dass Nachhaltigkeit zum Standard wird, Fleisch an Bedeutung verliert, während plant-based-Produkte an Bedeutung gewinnen sowie personalisierte Gästebedürfnisse immer wichtiger werden, so die Expertin. Zudem präsentierte Schäfer auch Ergebnisse einer aktuellen Studie, bei der die Ernährungsgewohnheiten von fünf Ländern (CH, DE, AT, FR, IT) untersucht wurden. Dabei zeigte sich u.a., dass die Gemeinschaft der wichtigste Faktor bei der Esskultur ist, Dann folgen der Genuss und die Verwurzelung, wobei bei Letzterer die Italiener:innen deutlich vorne liegen.
Als zweiter Programmpunkt stand der Vortrag von Simon Schnetzer auf der Agenda. Der Jugendforscher beleuchtete in seiner schwungvoll vorgetragenen Keynote die Herausforderungen, welche die Generation Z in der Arbeitswelt mit sich bringt. Laut ihm seien junge Menschen nicht faul, sondern möchten nur anders und besser arbeiten. Sinnvolle Aufgaben, Spaß, Anerkennung, Geld und eine gute Balance stünden im Fokus. Die größten Hindernisse für diese Generation seien toxische Arbeitsatmosphären, schlechte Führung und mangelndes Feedback. Damit Arbeitgeber:innen – auch jene in der Gastro und der Hotellerie – die nächste Generation langfristig finden und halten können, brauche es unter anderem Bindung und flexible Arbeitsmodelle. Wer in alten Denkmustern verharre, werde es künftig jedenfalls äußerst schwer haben, motivierte Mitarbeitende zu finden, so Schnetzer.
Nach einer kurzen Pause stand zum Abschluss des Symposiums noch ein Highlight auf dem Programm: die Keynote von Tristan Horx. Der bekannte Zukunftsforscher, der nach einer kurzen Rebellionsphase doch in die Fußstapfen seines Vaters trat und sich selbst als "wütender Optimist" bezeichnet, betonte bei seinem Auftritt, dass wir uns in einem fundamentalen Epochenwandel befinden – in der Krise des Übergangs, vom alten Normal zum neuen Normal. Er konstatierte, dass entgegen der landläufigen Meinung Zukunft nie linear, sondern in ambivalenten Schleifen passiert. Megatrends wie Globalisierung oder Ökologisierung hätten ausgedient und stehen Gegentrends gegenüber. Individualisierung treffe auf den Wunsch nach Gemeinschaft, Urbanisierung weiche der Stadtflucht. Zudem würden menschliche Beziehungen im digitalen Zeitalter mehr an Bedeutung gewinnen. "Wenn Roboter bessere Roboter werden, müssen Menschen humaner werden." Horx ist davon überzeugt, dass die Zukunft mehr Menschlichkeit erfordert. Und er hat auch noch eine gute Nachricht für alle Pessimist:innen: nach der Zeit der Omnikrisen werde es schon bald wieder eine Zeit des Wachstums geben. Als Beispiel nannte er etwa den Ausbau erneuerbarer Energien. Dieser schreite aktuell dermaßen exponentiell voran, dass die Prognosen laufend nachkorrigiert werden müssen. "Wir kommen bald in das Zeitalter, wo wir nicht mehr wissen, wo wir mit der gesamten Energie hinsollen", so der Zukunftsforscher.
Zum Abschluss des 29. Hogast Symposium bedankte sich Allegra Frommer bei allen Gästen, sprach von bewegten Monaten und schloss nahtlos an den optimistischen Ausblick von Tristan Horx an: "Nach dem Symposium gehen wir wesentlich positiver nach Hause, als wir gekommen sind."
Video-Interviews
LEADERSNET war an beiden Tagen redaktionell und mit Kamerateam vertreten. Neben Allegra Frommer und Werner Magedler holte LEADERSNET.tv im Rahmen der beiden Symposiumtage (Video 1) noch die Speaker:innen Stella Schaller, Simon Schnetzer, Christine Schäfer und Tristan Horx, die Chefredakteure Gerhard Hofer, Rainer Schuller und Manfred Perterer, drei Schülerinnen der Tourismusschule Klessheim sowie Walter Rosina (hollu), Rupert Christandl (casablanca), Isabella Hartl (rota GmbH & Co KG), Niklas Unger (ecoturbino), Sabine Pillinger-Kienzer (Vossen) und Katharina Hagleitner (Hagleitner) vor die Kamera.
Im Rahmen der Gala (Video 2) traten Allegra Frommer, Wolfgang Burgschwaiger, Richard Wisdom, Moderator Alfons Haider, die Haubenköche Richard Rauch und Andreas Krainer, Manfred Kröswang (GF Kröswang), Simon Meinschad (GF hollu), Johannes Ehrhart (CTO casablanca) und Sophie Vogl (rota Gmbh & Co KG) vors LEADERSNET.tv-Mikro.
Fotos vom Hogast-Symposium 2024 sehen Sie in den Galerien hier & hier (Tag 1), hier (Gala) sowie hier (Tag 2).
www.hogast.at
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