Nach dem Motto "am 29. September wählen wir auch unsere Gesundheit" wurde beim diesjährigen "Health Economics - Gesundheit reformieren" Meeting am 5. September besprochen, welche Gesundheitsreformen von der Politik hätten umgesetzt werden sollen und welche Modelle die Zukunft möglicherweise bringen könnte bzw. sollte. Organisiert wurde die Veranstaltung im Palais Wertheim im ersten Wiener Gemeindebezirk von der Ärztekammer Wien unter der Leitung von Gesundheitsökonomie-Referent Harald K. Widhalm in Kooperation mit Hearts-Kongress Initiatorin Liliane Zillner.
Mehr Budget für den Gesundheitsbereich
Ein Programmpunkt des Meetings beschäftigte sich mit den Veränderungen im Gesundheitssystem der vergangenen vier Jahre. In der aktuellen Amtsperiode der Regierung zählten unter anderem die Stärkung des niedergelassenen Bereichs sowie die Auslagerung der Patientenkontakte in den extramuralen Bereich zu den wichtigsten Gesundheitsreformen. Bereits im heurigen Jänner sollten 100 neue Kassenstellen geschaffen werden, um den vorhandenen Missständen in den Kassenbereichen entgegenzuwirken. Damit wollte die Regierung unter Bundeskanzler Karl Nehammer den Fokus auf den Primärversorgungsbereich legen, um medizinische Versorgung nahe am Wohnort sicherzustellen und die Wartezeiten zu reduzieren. Zudem soll die psychische Versorgung verbessert werden. Gesundheitsminister Johannes Rauch sollen bis 2028 zusätzlich fünf Milliarden Euro in das Gesundheitssystem fließen, was einer Steigerung von 13,8 Prozent entspricht.
Zudem war die Digitalisierung ein großes Thema in der Expert:innenrunde: Bis 2028 sollen rund 14 Milliarden Euro für die Digitalisierung des Gesundheitsbereichs gesteckt werden, ganz nach dem Grundsatz "Digital – vor ambulant – vor stationär". Zuletzt kreiste die Diskussion rund um den Frauengesundheitsbericht 2022, der aufzeigte, dass Frauen zwar länger leben, aber dafür mehr Jahre in schlechter Gesundheit verbringen.
Weiterhin großer Handlungsbedarf
Im Fokus des Health Economics Meetings standen aber auch Reformen, die ausgeblieben sind. Die Aussage von Harald K. Widhalm "Das Wasser steht und bis zum Hals", die er vor vier Jahren in Hinblick auf die durchwachsene Situation der Spitalslandschaft tätigte, ist trotz überstandener Pandemie heute immer noch aktuell. Man wisse nicht mehr, wie Patient:innen in Zukunft noch korrekt und zeitnah behandelt werden können, da die Ärzt:innen im Spital sowie im niedergelassenen Bereich immer größer werdenden Belastungen ausgesetzt seien. Die steigende Zahl der Patient:innen führe unweigerlich zu einem massiven Qualitätsverlust.
Ein weiterer Kritikpunkt der Vortragenden waren ausbleibende präventive Maßnahmen, um die Kosten im Gesundheitssystem langfristig zu senken und die Gesundheit der Bevölkerung infolgedessen zu verbessern. Zudem müsse man Frauen endlich die gleichen Berufschancen einräumen, wie ihren männlichen Kollegen, ebenso müsse die Problematik der Zweiklassenmedizin gelöst werden.
Namhafte Vortragende
Zu diesem Thema hielten unter anderem Clemens Martin Auer (ehemaliger Sektionschef des Gesundheitsministeriums), Erwin Rasinger (ehemaliger Gesundheitssprecher der ÖVP), Johannes Steinhart (Präsident der Österreichischen Ärztekammer), Harald K. Widhalm (Referent für Gesundheitsökonomie der Ärztekammer Wien) und Hans Jörg Schelling (Präsident der Praeveniere) Vorträge für das interessierte Publikum.
Zudem debattierten Juliane Bogner-Strauß (Ehemalige Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend), Peter Hacker (Gesundheitsstadtrat, SPÖ), Stefan Gara (Sprecher für Wissenschaft und Gesundheit, Neos), Ralph Schallmeiner (Nationalratsabgeordneter, Gesundheitssprecher, Mitglied der Klubleitung, Die Grünen) und Johannes Steinhart (Präsident der Österreichischen Ärztekammer) im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die angeführten Themen.
LEADERSNET war beim Health Economics Meeting dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.
www.heartport.org
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