Arbeitsklima Index
Starke Belastung und Unzufriedenheit bei jungen Beschäftigten

| Redaktion 
| 21.08.2024

Während Lebens- und Berufszufriedenheit sinken, steigen psychische und finanzielle Sorgen.

Wer heute ins Berufsleben einsteigt, tut dies wahrscheinlich unter prekären Bedingungen. Wie eine aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklima Index zeigt, sind befristete Arbeitsverträge, Überlassung durch Leiharbeitsfirmen und geringfügige Anstellungen bei jungen Menschen gängige Praxis. Konkret treffen derart atypische Arbeitsbedingungen 58 Prozent der 15- bis 25-jährigen Arbeitnehmer:innen. 2019 waren es mit 55 Prozent noch etwas weniger. Besonders junge Beschäftigte bräuchten aber mehr Sicherheit in ihrem Arbeitsleben, meint Arbeiterkammer Oberösterreich-Präsident Andreas Stangl, und fordert strengere Regelungen.

Lebenszufriedenheit nimmt ab

Auch die Lebenszufriedenheit junger Arbeitnehmer:innen wurde erhoben. Während 2019 noch fast 90 Prozent der Befragten angaben, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, waren es bei der aktuellen Untersuchung nur noch gut sieben von zehn Proband:innen. Damit einher geht auch ein Rückgang in der Berufszufriedenheit auf 60 Prozent (2019: 80 Prozent). Nur noch die Hälfte der Befragten würde noch einmal in ihrem jetzigen Betrieb zu arbeiten beginnen. Mit der Beziehung zu den Kolleg:innen sind ebenfalls nur noch 68 Prozent zufrieden – eine Abnahme von 17 Prozentpunkten in nur fünf Jahren. 

Berufliche und finanzielle Unsicherheit schlägt auf die Psyche

Aber nicht nur die Arbeitsbedingungen an sich, sondern auch die finanzielle Lage der Jungen ist kritisch: Während 28 Prozent sich nicht leisten können, in den Urlaub zu fahren, plagt gar 16 Prozent die Sorge, sich in einem halben Jahr die Miete nicht mehr leisten zu können. Immer mehr junge Beschäftigte sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Etwa jeder Sechste kann seine Lebensunterhaltskosten nicht alleine stemmen. 2019, vor der Pandemie, waren es noch rund 40 Prozent.

All das schlägt sich natürlich auf die psychische Gesundheit der Jungen nieder. 57 Prozent geben im Zuge der Befragung an, am Feierabend gedanklich nicht abschalten zu können (2019: 29 Prozent). Dadurch fühlen sie sich gereizt, verlieren die Motivation zum Arbeiten – oder klagen gar über Depressivität.

Jugendliche sind die Zukunft

"Die Arbeitgeber sind gefordert, für alle Beschäftigte gute Arbeitsbedingungen zu schaffen", appelliert der AK-Präsident. "Nur wenn wir auch die Jungen mit an Bord haben, bleibt auch in Zukunft der wirtschaftliche Erfolg und Wohlstand in Österreich gesichert."

Andreas Stangl, Präsident Arbeiterkammer Oberösterreich © AKOOE / Florian Stöllinger
Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich © AKOOE / Florian Stöllinger

Dementsprechend fordert die Arbeiterkammer ein Verbot der Arbeitskräfteüberlassung und befristeter Arbeitsverhältnisse für unter 18-Jährige, zumindest, sofern keine sachliche Begründung vorliegt, wie beispielsweise bei Karenzvertretungen oder Ferialarbeit. Zudem soll die psychosoziale Unterstützung an Berufsschulen ausgebaut werden: Die Schüler:innen sollen Ansprechpartner:innen in Form von Anlaufstellen mit geschulten Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen bekommen. Um den jungen Beschäftigten einen Teil der Unsicherheit im Leben zu nehmen, soll zusätzlich eine Befristung von Mietverträgen abgeschafft werden.

www.ooe.arbeiterkammer.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV