Industrieexperte schlägt Alarm
"Unser Standort muss wieder um das besser werden, was er teurer geworden ist"

| Tobias Seifried 
| 20.08.2024

Heimische Industrie warnt aufgrund von Kostensteigerungen, Trend zur Teilzeitarbeit und hoher Abgabenquote erneut vor Abwanderungen sowie Arbeitsplatzabbau und fordert "disruptive Standortinnovationen" sowie eine reformwillige nächste Regierungen.

Bei der Industriellenvereinigung schrillen nach wie vor die Alarmglocken. Nachdem in den letzten Wochen und Monaten bereits mehrmals vor mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und hohen bürokratischen Hürden gewarnt wurde, legt nun Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), noch einmal nach.

Da der konjunkturelle Ausblick keinen Aufschwung erwarten lasse, müsse die nächste Bundesregierung dem Industrieexperten zufolge Reformen zur Lösung der strukturellen Probleme des Standortes auf den Weg bringen. "Während die globale Konkurrenz technologisch aufgeschlossen hat, entwickelte sich Österreich zur Teilzeitrepublik mit hohen Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie. Der Arbeitsplatzabbau in der OÖ. Industrie ist großflächig im Gange, das meiste davon passiert unter der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle. Der Abfluss wird erst aufhören, wenn sich die Rahmenbedingungen entsprechend verbessern", sagt Haindl-Grutsch. Ähnlich sah es zuletzt auch IV OÖ Präsident Stefan Pierer (LEADERSNET berichtete). "Dazu müsse als Erstes die Rekordabgabenquote für die Betriebe sinken."

Lösungsansätze

Darauf aufbauend schlägt der IV OÖ Geschäftsführer folgende Strategie vor: "Unser Standort muss wieder um das besser werden, was er teurer geworden ist." Oberösterreich als Herz der Industrie Österreichs brauche eine Innovationsoffensive, mit der die Betriebe wieder die Technologieführerschaft erringen können. Gefordert werden:

  • Modernisierung und technologische Aufrüstung, Automatisierung, Digitalisierung und Roboterisierung: Investitionen in neue Maschinen und Technologien, um Produktionsprozesse zu optimieren und die Qualität zu verbessern. Entwicklung von Oberösterreich als Hub für Künstliche Intelligenz in der Industrie.
  • Verbesserung der Arbeitskräftequalifikation: Forcierung von Ausbildung (Lehre und HTL) und Höherqualifizierung, um die Fähigkeiten an die Anforderungen moderner Technologien und Produktionsprozesse anzupassen. Grundlegende Änderungen in Primar- und Sekundarstufe I für eine deutlich verbesserte Schulausbildung.
  • Forschung und Entwicklung: Weitere Verbesserung der Forschungsförderung, um neue Produkte und Technologien zu entwickeln. Verstärkte Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungsinstituten, Ausbau von Oberösterreich als Hochschulstandort.
  • Energieeffizienz und Infrastruktur: Investitionen in energieeffiziente Technologien und Kreislaufprozesse, um die Energie- und Rohstoffkosten zu senken und die Umweltbilanz zu verbessern. Optimierung der Verkehrslogistik und Ausbau der Energieinfrastruktur für die grüne Transformation.
  • Strategische Partnerschaften in Clustern: Verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Akteuren in der Region, um Synergien zu nutzen und gemeinsame Innovationsprojekte umzusetzen. Engere Kooperation von IT- und klassischer Industrie.
  • Globalisierung: Ausbau von internationalen Partnerschaften und Zugängen zu neuen Märkten, um die Präsenz global zu erhöhen.

Disruptive Standortinnovationen

"Oberösterreich braucht disruptive Standortinnovationen, um den Industriestandort in der Welt der verstärkten globalen Konkurrenz mit Asien und Amerika im Spiel zu halten. Wir müssen wieder eine deutlichen Sprung nach vorn machen, um in Zukunft mithalten und den Abfluss industrieller Wertschöpfung stoppen zu können. Die Halbzeit in der oö. Legislaturperiode und die bevorstehende Nationalratswahl bieten dazu den geeigneten Anstoß für Veränderungen", betont Haindl-Grutsch abschließend.

www.oberoesterreich.iv.at

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