In Österreich sind Sommerferien und die Menschen zieht es in die Ferne. Wer nicht im Flieger sitzt oder es sich im Zug gemütlich gemacht hat, nutzt das private Auto, um die Urlaubsreise anzutreten. Das führt zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Zusätzlich haben traditionellerweise Baustellen auf den Autobahnen und Schnellstraßen Hochsaison. Der geplante Urlaubs-Trip wird so nicht nur zur Geduldsprobe, sondern birgt auch einige Risiken, vor denen der ÖAMTC warnt.
Unterschätztes Unfallrisiko
Der ÖAMTC mahnt zu besonderer Vorsicht. "Für Verkehrsteilnehmende bedeuten Baustellen ein höheres Unfallrisiko. Gerade während der intensiven Sommerreisezeit ist die Gefahr noch einmal deutlich größer", so ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Allein im vergangenen Jahr kam es auf Baustellen im heimischen Straßennetz zu insgesamt 755 Unfällen mit Personenschaden, bei denen laut Statistik Austria und der Unfallforschung des ÖAMTCs 970 Personen verletzt und neun Menschen getötet wurden.
Die mit Abstand häufigste Unfallart sind Auffahrunfälle. Sie machen rund zwei Drittel aller Zahlen aus. "Baustellen werden von Lenker:innen eher als Einschränkung des Fahrkomforts, weniger als Sicherheitsproblem empfunden", erläutert die ÖAMTC-Expertin. Genau diese Wahrnehmung wird zum Problem, denn besonders bei Autobahnbaustellen müssen Fahrzeuglenkende mit speziellen Verkehrsbedingungen rechnen, die höchste Konzentration fordern. "Und auch die beste Baustellenabsicherung hilft nichts, wenn man die entsprechend ausgeschilderten Verkehrsregeln nicht einhält", stellt Seidenberger klar. "Der geringfügig höhere Zeitaufwand durch korrektes Verhalten steht in keinem Verhältnis zu einem durch einen Unfall verpatzten Urlaub."
Stau als Frustfaktor
Die Fahrtdauer wird meist auf Basis eigener Erfahrungen oder durch das Navigationsgerät geschätzt. "So verlassen sich Lenker:innen meist auf eine vorab berechnete Route und Ankunftszeit am Zielort. Geringfügige Verzögerungen wegen höheren Verkehrsaufkommens, Baustellenabschnitten und Erholungspausen werden als zusätzliches Zeitpolster gerade noch so hingenommen und gedanklich miteinkalkuliert", so Seidenberger. Laut ihr führen unvorhersehbare gröbere Verzögerungen dazu, dass in vielen Autofahrer:innen Ärger und Stress aufsteigen.
Das geht auch aus einer Befragung des ÖAMTCs hervor, bei der knapp 60 Prozent der Befragten angaben, plötzliche Staus als belastend zu empfinden. Über zehn Prozent der Lenker:innen reagieren demnach sehr angespannt sowie verärgert und versuchen dem Stau aktiv zu entkommen. Allerdings gibt es hier klare Unterschiede bei den Altersgruppen, wie die Verkehrspsychologin weiß: "Jüngere Fahrer:innen belastet ein plötzlicher Stau jedenfalls deutlich weniger als Personen der Altersgruppe 50+."
Zusätzliche Faktoren, die einen Stau zur Belastung machen, sind das Bedürfnis eine Toilette aufzusuchen, ein niedriger Taktfüllstand, Hitze und Müdigkeit sowie unangenehmes Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer:innen, wie etwa dichtes Auffahren oder Drängeln, Spurspringen oder die Nichteinhaltung des Reißverschlusssystems.
Richtiges Verhalten bei Stau auf Autobahnen und Schnellstraßen
ÖAMTC hat deswegen fünf Tipps zusammengetragen, die dabei helfen können, Unfälle auf Autobahnen oder Schnellstraßen zu vermeiden:
- Nährt man sich einer Engstelle vor einer Baustelleneinfahrt, sollten Autofahrer:innen nicht panikartig auf den weiterführenden Fahrtstreifen wechseln. Sie sollten zeitgerecht erfassen, welcher Fahrtstreifen weitergeführt wird, in den Spiegel schauen, blinken und sich ohne Hektik nach dem Reißverschluss-Prinzip in die Fahrspur einordnen.
- Die ungewohnte Spurenführung sowie zusätzliche Beschilderungen und Straßenmarkierungen können zu Verunsicherungen führen. Der rechte Fahrtstreifen ist zumeist für Lkws breiter dimensioniert, das heißt, kommt einem die linke Spur unangenehm eng vor, empfiehlt es sich, auf der rechten Spur zu bleiben.
- Baustellenbereiche sind mit neuen, gültigen Bodenmarkierungen versehen. Diese sind oftmals rot oder orange und es gilt diese zu beachten.
- Das Einhalten des Tempolimits und vergrößern des Abstandes, da nicht angepasste Geschwindigkeit vor einer Baustelle, das Unfallrisiko erhöht. Ebenfalls wichtig: Auf den eigenen Fahrsteifen konzentrieren und sich nicht vom Baustellengeschehen oder Gegenverkehr ablenken lassen.
- Im Falle einer Panne sollte sofort die Warnblinkanlage eingeschalten und versucht werden, den dafür vorgesehenen Pannenplatz zu erreichen bzw. das Fahrzeug im abgesperrten Baustellenbereich abzustellen. Ist kein Pannenplatz vorhanden, gilt: das Fahrzeug so weit rechts wie möglich parken, Warnblinker aktivieren, Warnweste anziehen und sich vorsichtig hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen.
"Gegen Ende des Baustellenbereichs wird die Ungeduld dann leider viel zu oft im Fahrverhalten sichtbar", mahnt Seidenberger abschließend. "Der im wahrsten Sinne des Wortes aufgestaute Ärger entlädt sich nicht selten in höherem Tempo, dichtem Auffahren oder hektischen Fahrstreifenwechseln – vermutlich, um die verlorene Fahrzeit rasch wieder aufzuholen und der zuvor erduldeten Enge schneller zu entkommen."
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