LEADERSNET: Wie hat sich die Nachfrage nach modularen Häusern in den letzten Jahren entwickelt und welche Trends beobachten Sie in der Branche?
Rafael Lughammer: Wenn man bedenkt, dass das erste modulare Haus bereits 1833 vom Londoner Zimmermann Herbert Manning entworfen wurde, ist das Thema Modulbau kein so junges, wie man vielleicht annehmen würde. Die Relevanz hat in den vergangenen Jahren aber sehr stark zugenommen. Zum einen wird Wohnraum immer knapper und teurer. Zum anderen sind die Bestrebungen, nachhaltig zu bauen und zu wirtschaften, ebenfalls stark gestiegen. Daraus sind einerseits einige Modulbauunternehmen hervorgegangen. Andererseits wird diese “neue“ Bauweise mit seinen zahlreichen Vorzügen auch marktseitig verstärkt nachgefragt. Vor einigen Jahren noch war ein Modulbaugebäude eher eine Rarität.
Wir erleben immer noch – meiner Meinung nach unbegründete – Skepsis. Was sich aber auch zeigt: aufgrund des hohen Automatisierungs- und Standardisierungsgrads beim Modulbau geraten konventionelle Bauweisen unter Druck. Entscheidend beim Modulbau ist immer ein ausgereiftes erprobtes System. Um auch Skalierungseffekte gut nutzen zu können, muss zudem eine gewisse Grundauslastung erreicht werden. Ich bin sicher, mit jedem weiteren Referenzprojekt wird der Modulbau weiter und schneller wachsen und seine Potenziale voll ausschöpfen.
LEADERSNET: Welche Vorteile sehen Sie in der modularen Bauweise im Vergleich zu traditionellen Bauweisen?
Lughammer: Die Vorteile des modularen Bauens liegen ganz klar im hohen Grad an Automatisierung und Standardisierung. Das zeigt sich u.a. in günstigeren Errichtungskosten, mehr Kostensicherheit, kürzeren Bauzeiten und höheren Ausführungsqualitäten. Ein Gebäude besteht immer aus denselben Komponenten, die in einem geschützten Umfeld – im Werk – größtmöglich automatisiert gefertigt werden. Auf der Baustelle werden die Module dann lediglich zusammengesetzt. Mit unseren Wohnbauprojekten können wir damit die Bauzeit von durchschnittlich 24 bis 36 Monaten auf unter zwölf Monate mehr als halbieren. Zusätzlich ist bei konventionell gefertigten Bauten, die im Grunde manuelle Einzelanfertigungen sind, die Wahrscheinlichkeit von Planungsfehlern und Mängeln in der Ausführung vergleichsweise höher. Das wirkt sich wieder auf die Faktoren Zeit und Kosten aus.
Was bei LZH noch dazu kommt ist, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette selbst abdecken, also von der Grundstückssuche bis zum Asset-Management der Bestandsobjekte. Wir denken bei allen Prozessen sehr ganzheitlich und schöpfen dadurch das gesamte Optimierungspotenzial aus. Unsere erprobten Baukörper und Grundrisse können bei jedem Projekt umgesetzt werden. Das ermöglicht es, die Entstehungs- und Betriebskosten gering zu halten, was sich dann natürlich auch in den Mieten niederschlägt.
LEADERSNET: Welche Herausforderungen und Hürden begegnen Ihnen beim Bau modularer Häuser und wie gehen Sie damit um?
Lughammer: Bei der Modulbauweise müssen entscheidende Faktoren bereits in der Planung feststehen, die bei der konventionellen Bauweise erst später entschieden werden können. Viele Abläufe finden hier parallel statt. Der Planungsprozess ist also fundamental anders. Mit langfristigen Partnerschaften, auf die wir bei LZH von Beginn an gesetzt haben, schaffen wir optimierte, erprobte Standards und nutzen hier, wie auch sonst, bei allen Prozessen die vorhandenen Effizienzen.
Wo wir uns noch mehr Offenheit wünschen würden, ist bei der Akzeptanz dieser Bauweise bei Gemeinden und Kommunen. Der größte Unsicherheitsfaktor ist oft die Baugenehmigung. Es lohnt sich daher für uns, Gemeinden frühzeitig einzubinden, also bereits bevor wir das Grundstück kaufen. Oft herrscht hier noch eine veraltete Vorstellung von Plattenbauten, oder die Befürchtung, dass sich die Optik von modularen Wohnhäusern nicht mit dem Ortsbild verträgt. Wir achten bei unseren Projekten stets darauf, dass sie sich in die Umgebung einfügen und verwenden nachhaltige und regionale Materialien, wie bei unserem Projekt in Stainz: hier kommt Fichtenholz aus der Region sowohl für die Fassaden als auch für die Innenräume zum Einsatz.
Generell arbeiten wir stark bedarfsorientiert – das betrifft z.B. auch das Mobilitätsverhalten in der Region und der Mieter:innen: Heute sind Fahrrad-Sharing-Stationen oder E-Ladestationen oft wichtiger als die zwei PKW-Stellplätze pro Wohnung, die laut Verordnung vorgeschrieben werden. Hier gibt es sicherlich noch viel Diskussionsbedarf. Aber wir merken, dass sich gerade auf Bürgermeister:innen-Ebene viel bewegt und regionenspezifische Vorschriften entsprechend neuer Bedürfnisse und gesellschaftlicher Entwicklungen angepasst werden können.
LEADERSNET: Wie gestalten Sie den Prozess der Individualisierung und Anpassung für Kunden, die spezifische Anforderungen und Wünsche für ihre modularen Häuser haben
Lughammer: Unser Produkt basiert auf zwischenzeitlichen Erfahrungen sowie Kundenfeedback und wird darauf aufbauend laufend optimiert. Modulbau ist grundsätzlich auch flexibel; je höher der Standardisierungsgrad, umso vorteilhafter ist es allerdings. Deshalb denken wir beispielsweise bereits bei der Grundstückssuche die möglichen Modulbauweisen in Bezug auf die lokalen Spezifika sowie die Interessen des Investors mit. Dazu arbeiten wir, je nach Anforderungen, mit ausgewählten Baupartnern zusammen. Auf diese Weise ist grundsätzlich alles darstellbar: von einer Mindestzufahrtsbreite für die Module, über die Dachform, zurückgesetzte Dachgeschoße bis hin zur Bauweise.
Durch standardisierte Grundrisse behalten wir uns Flexibilität: Wohnungen können unkompliziert angepasst oder erweitert werden, barrierefreie Wohnungen sind im Erdgeschoß eingeplant. Lifte sind bei Bedarf nachrüstbar, ebenso wie PV-Anlagen und E-Ladestationen. So können wir ansprechende und zukunftsträchtige Lebensräume für Familien, Singles und Senior:innen anbieten.
LZH steht für Wohnen ohne Kompromisse. Das heißt aber auch, dass wir versuchen Individualisierung, über das Essenzielle hinaus, möglichst gering zu halten, um Ineffizienzen zu vermeiden. Mieten müssen gerade in herausfordernden Zeiten, wie wir sie erleben, leistbar bleiben. Das darf aber nicht auf Kosten der individuellen Bedürfnisse und einer modernen und nachhaltigen Lebensweise gehen. Mit dem Modulbau können wir all diese Ansprüche erfüllen. Wir werden weiterhin unsere Learning sowie Rückmeldungen von Mieter:innen in zukünftige Projekte zu integrieren, um auch in Zukunft leistbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen.
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