Der Hafen Wien hat am Freitag (21. Juni) seine Bilanz für das Vorjahr präsentiert. Dabei zeigte sich, dass das zur Wien Holding gehörende Unternehmen das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen hat. Den offiziellen Informationen zufolge, wurde ein Umsatz von 61,7 Millionen Euro (+11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und ein Betriebsergebnis von 8,7 Millionen Euro (+40 Prozent gegenüber dem Vorjahr) erwirtschaftet. Darüber hinaus habe der Hafen Wien insgesamt 15,3 Millionen Euro in seine Wettbewerbsfähigkeit, die Nachhaltigkeit und in neue Projekte investiert, hieß es im Rahmen einer Pressekonferenz.
Trimodale Logistikdrehscheibe
Aufgrund seiner drei Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau wird der Hafen Wien als trimodale Logistikdrehscheibe bezeichnet. "Der Hafen Wien ist mit seiner perfekten Anbindung an die Verkehrswege Wasser, Schiene und Straße sowie seiner Lage an drei TEN-T-Korridoren nicht nur eine der wichtigsten und größten Güter-Drehscheiben Mitteleuropas, sondern auch einer der wichtigsten Binnenhäfen an der Donau. Im Jahr 2023 hat sich der Hafen Wien ausgezeichnet geschlagen. Neben den Unternehmen des Hafen Wien befinden sich auf dem Hafen-Areal auch weitere rund 200 Betriebe, die rund 5.000 Arbeitsplätze sichern. Damit ist der Hafen Wien ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Der Erfolg unserer Strategie, den Hafen Wien als nationale und internationale Logistikdrehscheibe zu positionieren, schlägt sich auch in den wirtschaftlichen Kennzahlen und dem Rekordergebnis 2023 nieder", so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer fügte hinzu: "Auch als trimodaler Wirtschaftsstandort hat der Hafen Wien im Jahr 2023 stark aufgerüstet. Weit mehr als verdoppelt (+155 Prozent) haben wir unsere Investitionen. Insgesamt 15,3 Millionen Euro sind in konkrete Projekte (Vorjahr: rund sechs Millionen Euro) geflossen, um die starke Position des Hafen Wien als Wirtschaftsfaktor weiter auszubauen. Dabei standen unter anderem die Landgewinnung Freudenau, der Ankauf des Objektes 1. Haidequerstraße/Haidestraße, die Errichtung von zwei Filmhallen und der Bau der ersten vier von insgesamt sechs Leichtbauhallen für einen Großkunden im Mittelpunkt. Damit konnten wir auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die Wettbewerbsfähigkeit der trimodalen Logistikdrehscheibe Hafen Wien konsequent stärken."
Weiters seien 2023 das Dach im HQ7 erneuert, eine Wasserleitung in der Lobau gebaut, das Lager für einen Neukunden umgebaut und die EDV-Systeme modernisiert worden. Für die Hafenlogistik wurden neue Maschinen (drei große Dieselstapler und zwei Elektro-Hubwagen) angeschafft.
Immobilien und Hafen-Logistik
Das vergangene Wirtschaftsjahr war, wie weitgehend bakannt ist, insgesamt kein einfaches, bedingt vor allem durch hohe Inflation und die weltweiten Krisen. Doch der Hafen Wien hat das offenbar äußersgt gut gemeistert, wie das nun präsentierte Rekordergebnis zeigt. Die hohen Investitionen und der Ausbau des Standortdes würden sich bezahlt machen. Die Erfolgsbringer seien den Verantwortlichen zufolge gleichermaßen die Geschäftsfelder Immobilien und Hafen-Logistik.
Durch Vermietung und Lagerlogistik hätten starke Umsatzzuwächse und ein außergewöhnlich gutes Ergebnis für die Hafen Wien GmbH erwirtschaftet werden können. Die externen Umsätze in der Sparte Immobilien in Höhe von 18,2 Millionen Euro konnten zum Vorjahr (15 Millionen Euro) um rund 21 Prozent gesteigert werden. In der Business Unit Lagerlogistik sind 2023 Umsatzerlöse in Höhe von 6,4 Millionen Euro erwirtschaftet worden (Vorjahr: 4,1 Millionen. Euro). Damit konnte dem Hafen Wien zufolge eine Steigerung von rund 55 Prozent durch erhöhte Aufträge bei bestehenden Großkunden erreicht werden.
Die Lagerflächenauslastung für 2023 lag im Durchschnitt bei 95,5 Prozent, in der Business Unit Massen- & Schwergut wurden die umgeschlagenen Tonnen am Wasser im Jahr 2023 um 37,1 Prozent auf rund 977.200 Tonnen erhöht und die Umsatzerlöse im Bereich Hafenbetrieb betrugen für das Jahr 2023 1,6 Millionen Euro (+18 Prozent). Durch die aktuelle wirtschaftliche Lage wurden im Vergleich zum Vorjahr geringere Umschlagstonnagen in den Häfen Freudenau und Albern erzielt. Dafür konnten die über Wasser umgeschlagenen Tonnagen im Hafen Lobau deutlich gesteigert werden, so das Unternehmen.
Containersparte
Die WienCont, ein Tochterunternehmen des Hafen Wien, konnte das Jahr 2023 ebenfalls erfolgreich abschließen. Die WienCont steigert den Umsatz von 16,9 Millionen Euro auf 19,4 Millionen Euro (+ 14,64 Prozent) Als Schnittstelle im europäischen Intermodalnetzwerk habe auch der Terminal die Auswirkungen der globalen Wirtschaftslage und der anhaltenden Rezession im Transportsektor zu spüren bekommen. Hohe Volatilität im Bereich der abgewickelten Volumina, geringe Planbarkeit und rückläufige Produktivität durch Zugausfällee, hätten das Vorjahr geprägt. Insgesamt konnten knapp 470.000 Containereinheiten (TEU) am Standort umgeschlagen werden.
"Erfreulicher entwickelte sich 2023 das Depotgeschäft, in dem das Containerlagertagvolumen um drei Prozent gesteigert werden konnte", sagt Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, und wetier: "Auch konnten die Bereiche Reparatur (+ 6 Prozent mehr reparierte Ladeeinheiten), Handel (+ 39 Prozent verkaufte Container) und Containervermietung (+ 6 Prozent mehr vermietete Container), trotz schwieriger Wirtschaftslage und atypischer Marktbedingungen, ihre Performance gegenüber dem Vorjahr weiter verbessern".
Betriebsstandort wächst, Nachhaltigkeit im Fokus
Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen Wien, sei die Logistik keine Einbahnstraße. Das zeige nicht nur die Entstehung zweier neuer Filmhallen an einem der Standorte des Hafen Wien – im HQ7, sondern auch die Nachfrage für Filmproduktionen. "Am Standort HQ7 gab es im Jahr 2023 insgesamt 31 Anfragen für Dreharbeiten, davon wurden 16 Produktionen durchgeführt", so Lehr. Neben der Filmbranche setzt nun auch der Wiener Gesundheitsverbund auf den Hafen Wien, der dafür als zentraler Lagerhalter dient. Dort werden nun 32.500 Produkte für die Standorte des Wiener Gesundheitsverbunds angenommen, kommissioniert, gelagert und verteilt – mit Ausnahme von Medikamenten.
In Sachen Nahhaltigkeit und Flächenvergrößerung sei ebenfalls einiges passiert und diese Themen würden weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Mit der dritten Landgewinnung schüttet der Hafen Wien eigene Wasserflächen im Hafen Freudenau zu und gewinnt dadurch in Summe mit der ersten bis dritten Schüttung insgesamt 113.600 Quadratmeter zusätzliche Betriebsfläche. Durch das Einbringen von aufgeschüttetem Material von rund einer Million Kubikmeter bei allen drei Schüttungen zusammen in das Wasser wird neue Fläche gewonnen und das Hafenbecken wurde so um rund ein Drittel verkleinert.
Dies ermöglicht die Schaffung zusätzlicher Landflächen, welche dann als Entwicklungsgebiet für das Container-Terminal genutzt werden sollen. Hierbei werde besonderes Augenmerk auf ressourcenschonendes Wirtschaften gelegt. Auch das kontaminationsfreie Aushubmaterial komme von anderen Großbaustellen aus dem Wiener Bereich. Oberste Prämisse dabei sei es, das CO2 Ziel im Einklang mit der Stadt Wien im Auge zu behalten. Die Fertigstellung ist mit Sommer 2025 geplant.
Im Jahr 2023 wurde zudem gemeinsam mit Wien Energie die vierte Solaranlage am Gelände des Hafen Wien in Betrieb genommen. Damit werde der Strombedarf der Liegenschaften im Bereich Freudenauer Hafenstraße zu ca. 80 Prozent aus Sonnenenergie gedeckt. Außerdem werde mit der Fertigstellung der beiden Filmhallen – die bereits fünfte Photovoltaikanlage am Hafen Wien errichtet. Somit könne 100 Prozent des Solarstroms am Standort genutzt werden. Eine sechste Anlage sei für das Jahr 2025 (im Hafen Freudenau) in Planung.
Innovationslabor
Das Innovationslabor "thinkport Vienna" wurde im Jahr 2017 für nachhaltige urbane Logistik durch den Hafen Wien und das Institut für Produktionswirtschaft und Logistik (BOKU Wien) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Stakeholdern sollen hier güterlogistische Innovationen aktiv entwickelt, getestet und deren Umsetzung unterstützt werden. Durch die Folgeförderung im Rahmen der Ausschreibung "Mobilität der Zukunft" des Klimaschutzministeriums sei der Betrieb des Innovationslabors dem Unternehmen zufolge bis 2026 sichergestellt.
Im Jahr 2023 organisierte "thinkport Vienna" im Rahmen des Projekts "MultiReload" eine europaweite Open Innovation Challenge und unterstützte damit die Suche nach innovativen Lösungen für multimodale Transporte von Agrarprodukten auf der Binnenwasserstraße. Zudem sei auch die Arbeit für und mit Magistratsabteilungen der Stadt Wien zu diversen Logistikthemen intensiviert worden.
Ausblick auf 2024
Abschließend gab es noch einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024. Oberstes Ziel sei weiterhin, die Position des Standortes Hafen Wien als einzige trimodale Logistikdrehscheibe in Wien zu stärken und den Bekanntheitsgrad dieser Position zu festigen. Anfang des Jahres 2024 konnte der Hafen Wien eine weitere Immobilie erwerben. Das "HQ1" befindet bei der Schnellbahnstation S80 Haidestraße. Das Objekt mit historischem Hintergrund (ehemalige Lampenfabrik) soll bereits heuer im Sommer in Teilbetrieb gehen.
Ferner soll die Digitalisierung weiterer Schritte in der Zugabwicklung eine Steigerung der Effizienz der Abläufe und in der Folge die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten in der Zugsabwicklung ermöglichen. Im Containerterminal 1 wird ein schienenseitiges OCR Foto-Gate errichtet, das die Eingangskontrolle der Züge und die Schadenserkennung- und -dokumentation erheblich soll. Darüber hinaus sollen am Südufer des Hafen Freudenau die ersten vier Leichtbauhallen für einen Großkunden, mit deren Errichtung 2023 begonnen wurde, im Juni 2024 eröffnet werden.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
www.hafenwien.com
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