Die Galerie Kandlhofer zeigt, I Am All These Women, eine Einzelausstellung von Acaye Kerunen, die Skulptur, Video, Musik und Performance umfasst. Diese Ausstellung ist ein Zeugnis der sich entwickelnden Auseinandersetzung mit Identität, Materialität und der Kraft der persönlichen Freude und des Ausdrucks. 2021 entstandene und neue Arbeiten und Videopräsentationen werden in dieser Ausstellung zusammengeführt, die Acayes erste Präsentation in der Galerie und in Österreich darstellt.
I Am All These Women erforscht die vielschichtige Natur der Identität, mit besonderem Augenmerk auf die Wandlungsprozesse, die von Frauen fortwährend verkörpert werden. Während ihrer multidisziplinären Karriere als Künstlerin, Kuratorin, Schauspielerin, Schriftstellerin und Aktivistin stellt Acaye die Narrative in Frage, die Menschen und ihre Erfahrungen verflachen. Die ausgestellten Kunstwerke hinterfragen binäre und restriktive gesellschaftliche Erwartungen durch eingefrorene Tanzmotive und Inhalte, die sowohl in den abstrakten Kunstwerken als auch in den Puppen enthalten sind.
Ein wesentlicher Bestandteil von Acayes Kunstwerken ist die Materialität. Raffia, Bananenfasern, getrocknetes Gras, abgezogene Bananenschalen und Palmblätter werden von Hand genäht, geflochten, geknotet und als großformatige Puppen, Wandinstallationen und freistehende Skulpturen neu verwoben. In diesen Werken verschmelzen persönliche und gelebte Erfahrungen mit materiellen Erzählungen. Alle natürlichen Materialien in den Kunstwerken haben sich durch künstlerische Kreativität zu komplizierten Assemblagen entwickelt, die die dauerhaften und doch vielfältigen Wege des Lebens feiern.
In dem Kunstwerk Aan - Alur for Me präsentiert sich Acaye Kerunen sowohl als Kind als auch als Erwachsene. Das ältere Ich blickt auf das jüngere, beide sind gleichzeitig in einem Moment tänzerischer Ekstase über die Seite eines aufgeschlagenen Buches gebeugt. Das Buch selbst ist aus gewebter Bananenfaser und gehäkeltem Raphiabast gefertigt.
Diese natürlichen Materialien, die charakteristisch für Acayes Werk sind, sind von Natur aus vergänglich. Als äußerst vielseitige Medien fungieren sie im Werk des Künstlers als Metapher für die Identitätsfäden, die in einem lebendigen Wandteppich verwoben sind. Der Tanz ist ein wiederkehrendes Motiv in Acayes Werken. Ob allein oder gemeinsam mit anderen, die rhythmische Bewegung zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, um die rituellen Bewegungen des Lebens zu feiern oder zu bedauern, die die Selbstverwirklichung erleichtern. Dabei verkörpern die Puppen mit ihren erhobenen Händen und dynamischen Posen ein Gefühl der Offenheit und Befreiung.
Die in I Am All These Women gezeigten Videoarbeiten umfassen Werke, die erstmals während Acayes Einzelpräsentation im ugandischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2022 gezeigt wurden. Die Videos schaffen suggestive Landschaften, um die Rituale des Dienstes mit begleitenden Klanglandschaften aus Vokaltönen und somatischen Klangwellen zu vermitteln.
Die Videos und Skulpturen spiegeln die intuitiven Bewegungen der Künstlerin wider und zeigen nuancierte emotionale und gesellschaftliche Porträts. Wir können unseren eigene Weg durch Freude und Selbstausdruck wählen.
Text: Alice Acland
Ausstellungsansicht, Acaye Kerunen, I Am All These Women, 2024 ©Simon Veres
Acaye Kerunen (geb. in Kampala, Uganda) ist bekannt für ihre multidisziplinäre Praxis, die bildende Kunst, Kuration, Aktivismus, Schauspiel, Poesie, Schreiben und Performance umfasst. Für ihre Multimedia-Installationen verwendet sie Materialien wie Bananenfasern, Raffia, Schilf und Palmblätter, die in Uganda angebaut, geerntet, gefärbt und gewebt werden, und meditiert in ihren Werken häufig über die Feinheiten natürlicher Systeme und die Auswirkungen des Klimawandels. Biennale von Venedig im Jahr 2022, der Afriart Gallery in Kampala im Jahr 2021 und dem ugandischen Kultur- und Musikfestival Nyege Nyege im Jahr 2018 ausgestellt wurden. Die Künstlerin hat einen BSc in Massenkommunikation von der Islamischen Universität in Mbale. Kerunen lebt und arbeitet in Kampala. Dieses Jahr kehrte die Künstlerin zur Biennale von Venedig in ihrer neuen Rolle als Kuratorin des Nationalpavillon von Uganda zurück.
Acaye Kerunen
Am All These Women
bis zum 27. Juli
Galerie Kandlhofer
Brucknerstrasse 4, 1040 Wien
www.kandlhofer.com
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