Wie unterscheidet sich das Kaufverhalten von den Menschen vom Land von dem derer aus der Stadt? Werden eher kleine oder große Geschäfte bevorzugt? Und sind Differenzen zwischen Alt und Jung festzustellen? Auf diese Fragen hat eine neue Umfrage von Integral im Auftrag der Immobilienrendite AG Antworten gefunden.
Lokales und Leeres
Das Ergebnis der Umfrage zeigt, jede:r Zweite kann theoretisch den Bedarf in der Innenstadt bzw. dem Ortskern des Wohnortes decken. Besonders jüngere Konsument:innen finden hier alles für den täglichen Bedarf wie Lebensmittel, Mode, Elektronik und Möbel. Allerdings haben drei von zehn Befragten angegeben, das lokale Angebot würde eher nicht ausreichen. Und vier von zehn der Teilnehmenden finden, die Stadt würde sich zwar zum Flanieren und Shoppen eigenen, merken aber an, dass gleichzeitig die Leerstände zunehmen. Besonders in Kärnten und der Steiermark wird das als Problem wahrgenommen (51 Prozent).
Bei den Wiener:innen erfreut sich die City großer Beliebtheit. 75 Prozent der Befragten schätzen laut Erhebung Schaufenster- oder Einkaufsbummel. Bei 82 Prozent sind es die Noblesse und die Luxus-Geschäfte. Damit sind die Wiener:innen allerdings fast allein. Denn in den übrigen Bundesländern finden nur zehn bis 23 Prozent ihren Ortskern derart ansehnlich.
Eine Veränderung gibt es, sofern Gäste erwartet werden und ein Großeinkauf ansteht. Dann meiden laut Untersuchung 40 Prozent die Stadt und weichen auf größere Einkaufszentren (EKZ) oder Fachmarktzentren (FMZ) aus. "In einem EKZ oder FMZ punkten Geschäfte bzw. Filialen mit einem breiten Angebot. Außerdem kommt es auf einen spannenden Mix an: An unseren Standorten legen wir neben Shops auch Wert auf Gastronomie, kleine Büros für EPU und KMU sowie Freizeiteinrichtungen wie Fitnesscenter", erklärt Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand der Immobilienrendite AG.
Autos, nein Danke
Weiters hat die Umfrage herausgestellt, dass die Befragten zwar Verständnis für Zuliefer:innen in der Stadt haben, sich aber fast die Hälfte von ihnen mehr Radwege und Parks anstelle eines weiteren Straßenausbaus wünschen. In Oberösterreich und Salzburg würden sich 55 Prozent über mehr Radwege und Parks freuen, in Wien ist eine knappe Mehrheit von 52 Prozent für autofreie Innenstädte. Und in Niederösterreich und dem Burgenland wollen nur 27 Prozent weg vom PKW.
Auf Frage, wie in autofreien Innenstädten Waren in die Geschäfte geliefert werden, antworteten 29 Prozent der unter 30-Jährigen mit "Mir egal". Bei den über 50-Jährigen sehen das nur sieben Prozent so. "Hier zeigt sich im übertragenen Sinne das Prinzip: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Wer sich florierende Innenstädte wünscht, muss sich bis zu einem gewissen Grad mit Straßen, Lieferverkehr und Logistikhubs abfinden. Aber für Shoppingpausen und das urbane Mikroklima braucht es natürlich auch Parks mit Schatten spendenden Bäumen", so Matthias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG.
Online vs. stationär
Auch wenn der Online-Handel floriert (LEADERSNET berichtete), kaufen hierzulande die Menschen nach eigenen Angaben am liebsten in großen Ketten ein wie Einkaufs- und Fachmarktzentren (30 Prozent), die einen Parkplatz direkt vor der Tür bieten. 28 Prozent der Teilnehmenden haben zudem angegeben, dass ihnen die Nähe des Geschäfts wichtig ist. Besonders Wiener:innen legen darauf Wert (38 Prozent), damit die Einkaufssackerl nicht so weit getragen werden müssen.
Laut Erhebung kommt der Online-Handel erst an dritter Stelle (21 Prozent). Bei Österreicher:innen mit Kindern im Haushalt sind es sogar 24 Prozent. Bei den über 50-Jährigen nur 17 Prozent. "Anhand der Zahlen sehen wir deutlich: Bequemlichkeit spielt beim Einkaufsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher eine große Rolle: Wer nicht online kauft, shoppt gerne gleich in der Nähe oder mit einem Parkplatz direkt vor dem Geschäft", sagt Michael Rajtora, Vorstand der Immobilienrendite AG, zum Ergebnis.
Pedale vor Radel
Zwar erfreuen sich Fahrräder in den Städten immer größerer Beliebtheit, dennoch haben acht von zehn Befragten angegeben, in das FMZ oder EKZ mehrheitlich mit dem Auto zu fahren. Über 80 Prozent – teilweise sogar 90 Prozent – der Teilnehmenden in den Bundesländern greift auf ein Pkw zurück. Mit Ausnahme Wien. In der Bundeshauptstadt nutzen die Bewohner:innen verstärkt die Öffis (38 Prozent).
Hier zeigt sich ein deutlicher Generationsunterschied. Während die Jüngeren ein Umdenken in puncto klimafreundliche Mobilität erleben und unter 30-Jährige vermehrt auf Bahn oder Bus zum Einkaufen setzen (25 Prozent), sind es bei den über 50-Jährigen lediglich neun Prozent, die das Auto stehen lassen.
Abzulesen auch an weiteren Zahlen: In das Ortszentrum bzw. die Innenstadt fährt demnach jede:r Zweite öfter mit dem Auto (47 Prozent). Besonders die 30- bis 49-Jährigen ohne Matura, mit Kindern im Haushaus und in allen Bundesländern – außer Wien. In der Bundeshauptstadt setzen die Bewohner:innen deutlich häufiger auf die Öffis (79 Prozent). "Öffentliche Verkehrsmittel sind nirgends so gut ausgebaut und eng getaktet wie in Wien. Klimafreundliche Mobilität funktioniert nur mit einer guten Infrastruktur", so Petra Starecek. Studienleiterin bei Integral, über die Beliebtheit der Öffis.
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