Die Spatzen hatten es bereits Mitte März von den Dächern gepfiffen, nun ist es offiziell: Fisker Austria ist insolvent. Der US-Elektroautobauer ließ sein bislang einziges Modell, den Ocean, von Magna in Graz fertigen. Die Produktion wurde aufgrund der finanziellen Schieflage jedoch bereits vor einigen Wochen ausgesetzt, was auch dazu führte, dass Magna unlängst den Abbau von 500 Stellen ankündigte (LEADERSNET berichtete).
Nachdem die Pleite der Österreich-Tochter von Fisker Inc also nicht überraschend kam, bietet deren Ausmaß sehr wohl eine Überraschung. Laut KSV1870, AKV und Creditreform belaufen sich die Passiva auf stolze 1,34 Milliarden Euro (Buchwerte). Damit ist das die bisher größte Pleite in der Steiermark. Daran können auch die Aktiva in Höhe von rund 959 Millionen Euro nichts ändern. Von der Fisker-Austria-Insolvenz sind den Kreditschützern zufolge 47 Dienstnehmer:innen und mehr als 600 Gläubiger:innen betroffen. Laut eigenen Angaben können die selbst erwirtschafteten Liquiditätszuflüsse aus dem eigenen Geschäft die Zahlungsfähigkeit als eigenständiges Unternehmen derzeit nicht aufrechterhalten.
Insolvenzursachen
Als Gründe für die Insolvenz nennt Fisker Austria vor allem den starken Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, hohe Zinssätze sowie Preiskämpfe zwischen verschiedenen E-Auto-Bauern. Darüber hinaus hätten sich ein langsames Onboarding von Händler:innen – während der Umstellung von einem Direktvertriebs- zu einem Händlervertriebssystem -, ein negativer globaler Ausblick auf Elektrofahrzeuge und der Verlust einer Überbrückungsfinanzierung negativ auf die Liquidität ausgewirkt.
Die Zahlungen der Österreich-Tochter und der gesamten Fisker-Gruppe wurde vornehmlich durch die Fisker US (zentral) finanziert. Seit kurzem befindet sich diese jedoch selbst in einer Liquiditätskrise. Trotz umfangreicher Sanierungsbemühungen waren Fisker US und die Fisker Austria bis dato nicht in der Lage, ausreichend Liquidität zu schaffen.
Fortführung geplant
Fisker Austria strebt die Fortführung des Unternehmens an. Demnach sollen die Restrukturierungsmaßnahmen bald greifen. Laut vorgelegtem Sanierungsplan sollen die Gläubiger:innen eine Quote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme, erhalten. Wie der KSV1870 mitteilte, soll die Erfüllung des Sanierungsplans aus dem schuldnerischen Vermögen finanziert werden. Allenfalls sollen weitere notwendige finanzielle Mittel durch einen potenziellen Investor der Fisker Inc zur Verfügung gestellt werden. Dennoch bleibt abzuwarten, ob in Graz noch einmal Elektroautos von Fisker vom Band rollen werden. Aktuell sieht es jedenfalls nicht nach einem baldigen Ende des Produktionsstopps aus.
Bestehende Kund:innen möchte Fisker mit folgendem Statement einer offiziellen Aussendung beruhigen: "Fisker Austria beabsichtigt, im Verlauf des Sanierungsverfahrens seine Fahrzeuge so weit wie möglich weiter an die Kund:innen auszuliefern, Serviceleistungen zu erbringen und Updates für die Over-the-Air-Software bereitzustellen."
www.fiskerinc.com
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