Update zum Wiener Wohnungsmarkt
Zahlreiche Wohnprojekte werden verschoben und teilweise stillgelegt

| Redaktion 
| 02.05.2024

Die Diskrepanz zwischen starkem Nachfrageüberhang am Mietmarkt und längeren Vermarktungszeiten im Eigentumsbereich führt zu neuen Verwertungsformen. Zudem driften die Preisentwicklungen eklatant auseinander.

Der Wiener Wohnungsmarkt hat noch immer keinen Halt unter den Füßen, wie aus dem Marktupdate von EHL zum Wiener Wohnungsmarkt hervorgeht. Besonders Mietwohnungen werden demnach in Wien zur Mangelware (LEADERSNET berichtete). Während sich die Nachfrage nach Eigentumswohnungen durch den gesunkenen Fixzinssatz etwas erholt hat und die Kaufpreise nur moderat steigen, bleibt die Lage auf dem Mietmarkt unverändert. Ein immer knapper werdendes Angebot an verfügbaren Wohnungen sorgt nicht nur weiterhin für eine konstant hohe Nachfrage, sondern schlägt sich auch auf die Mieten nieder, die weiter steigen.  

Deutlich niedrigere Fertigstellungszahlen

Mit dem Beginn des rasanten Zinsanstiegs im Jahr 2022 verzeichnete die Projektentwicklung einen starken Einbruch. Nicht ohne Folgen für die Fertigstellungszahlen. 2023 lagen diese noch mit 15.050 Wohneinheiten beinahe beim starken Vorjahr. Nun gehen die Zahlen allerdings deutlich nach unten, sodass die zu Jahresbeginn erstellte Prognose von 13.390 Wohnungen mittlerweile durch Unsicherheitsfaktoren belastet ist und 2024 die tatsächlichen Fertigstellungszahlen deutlich niedriger ausfallen. Letztere gingen der EHL zufolge im ersten Quartal weiter zurück und bei den Baustarts sei die Entwicklung noch dramatischer. "Zahlreiche Entwickler haben ihre Projekte verschoben und Baustellen teilweise stillgelegt. Der Abwärtstrend beim Wohnungsangebot wird daher mindestens so massiv ausfallen wie 2023 prognostiziert", so der Immoconsulter.

Wenig Angebot an Mietwohnungen

Vor allem wird Bedarf an Mietwohnungen nicht gedeckt. Grund dafür ist die Zurückhaltung institutioneller Investoren bei der Akquisition neu errichteter Wohnliegenschaften für die anschließende Vermietung. Ebenfalls rückläufig ist das Angebot an Bestandswohnungen - begründet durch den weiter gesunkenen Leerstand und den Mangel passender Wohnungsangebote. Dadurch geht nicht nur die Zahl der Mietvertragskündigungen zurück, auch die durchschnittlichen Mietzeiträume steigen. 

Konservative Kaufentscheidungen

Aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Verunsicherung und aktuellen Zinslage werden Kaufentscheidungen nach wie vor deutlich konservativer getroffen. Dadurch konzentriert sich die Nachfrage im ersten Quartal 2024 in erster Linie auf das Mietsegment. Dennoch verzeichnet das Eigentumssegment eine Besserung. So haben sich die Verkaufspreise über die letzten zwei Jahre nur moderat entwickelt. Hinzukommen die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten bei Fixzinsvereinbarungen, Kaufanreize aus dem Wohnbaupaket sowie die an die Inflation angepassten Gehälter bei einigen Berufsgruppen, die sich positiv auf den Markt auswirken. 

Eklatante Unterschiede zwischen Miet- und Eigentumsmarkt

Die gedämpfte Nachfrage nach Wohneigentum führt zu einer moderaten Entwicklung bei den Kaufpreisen, wohingegen das geringe Angebot bei gleichzeitig überdurchschnittlich hoher Nachfrage zum deutlichen Anstieg der Mieten führt. Allerdings verteuerte sich der Wohnungseigentum-Erstbezug um rund 0,3 Prozent. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Wien liegt derzeit bei ca. 6.380 Euro - ohne 1. Bezirk. Besonders in den Zentrumsbezirken ist diesbezüglich eine Entwicklung zu verzeichnen. Am schwächsten performt diesbezüglich die Donaustadt mit stagnierendem Preisniveau. 

Plus bei Neuvermietungen

Die Mieten steigen im Erstbezug um rund 7,4 Prozent auf nunmehr durchschnittlich 14,30 Euro netto (ohne 1. Bezirk). Laut Marktupdate konnte im Bestand bei Neuvermietungen ein durchschnittliches Plus von 6,6 Prozent erzielt werden. 

Im zweiten Halbjahr ist mit weiteren Projektstopps in Folge von wirtschaftlich erschwerten Rahmenbedingungen zu rechnen. Auch werden die Fertigstellungszahlen zumindest bis 2026 kontinuierlich sinken - vor allem im Segment Mietwohnungen. Wodurch unter anderem die Mieten weiter ansteigen werden. Laut Prognose wird allerdings die Nachfrage nach Eigentumswohnungen im Laufe des Jahres deutlich zunehmen, dennoch sollen sich die Wohnungspreise bis Jahresende nur moderat entwickeln. 

www.ehl.at

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