Industrie im Dialog
Braucht Österreich mehr "fette Katzen"?

| Redaktion 
| 15.02.2024

Die Industriellenvereinigung OÖ veranstaltete im Rahmen der Reihe "Industrie im Dialog" einen Panel-Talk mit namhaften Expert:innen, die sich kritisch zur österreichischen Wirtschaftspolitik äußerten und darüber diskutieren, wie man mehr Investor:innen ins Land holt und die Attraktivität des Standorts steigert.

Im Rahmen der Talk-Reihe "Industrie im Dialog" lud die Industriellenvereinigung OÖ zu einer Podiumsdiskussion. Der Präsident der IV OÖ, Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der KTM AG, Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Geschäftsführerin von Fronius International Gmbh, Friedrich Fraberger, KPMG Austria GmbH saßen am Panel, online zugeschaltet war Franz Schellhorn von der Agenda Austria. Moderator Dietmar Maier führte durch den Talk. 

Joachim Haindl-Grutsch, GF der IV OÖ eröffnete das Podium und ließ die "fette Katze" aus dem Sack: Das Thema der Diskussionsrunde beziehe sich auf den "Fat-Cat-Day" – den jährlichen Stichtag Anfang Jänner, an dem Einkommen der Top-Manager:innen, die an der Spitze der größten heimischen Börsenkonzerne stehen, bereits das Jahresgehalt der Durchschnittsbeschäftigten überholt hat.

"Wir haben keinen Industrieminister"

Dass Österreich kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben-Problem habe, führte Franz Schellhorn aus. Er präsentierte einen Überblick über die österreichische Finanz- und Steuerpolitik und berichtete von einer Investorenproblematik, da Geldgeber:innen aktuell in Österreich ausblieben. Der Vergleich mit anderen europäischen Staaten – beispielsweise  Luxemburg, Norwegen, Schweiz, Dänemark – würde dringenden Handlungsbedarf hierzulande nahelegen. Schellhorn sprach sich für Steueranreize wie in Irland aus, um Investor:innen und Unternehmen nach Österreich zu locken. 

"Leistung muss sich lohnen"

IV OÖ Präsident Stefan Pierer als starke Stimme der Industrie sieht die Regierung in der Pflicht: Es brauche eine Evaluierung und Straffung der Staatsausgaben. 80 Prozent der Steuereinahmen entfallen auf Umsatz-, Lohn- und Körperschaftssteuern und gehen damit auf unternehmerisches Handeln zurück. Der Traum vom leistungslosen Wohlstand sei ausgeträumt, ein Umdenken werde durch Rezession und zunehmende Standortprobleme aber kommen. Statt dem "Feuerwehrschlauch" an Förderungen für alle brauche es jetzt eine Schuldenbremse und eine Pensionsreform – so Pierer. Die stark gestiegenen Kosten in Österreich hätten zu massiven Verlagerungen von Investitionen ins Ausland geführt. Auch die Kapitalflucht aus Deutschland sei in vollem Gange. Abschließend betonte Pierer, dass der Kampf um die Zukunft des Standortes aber nicht aufgegeben werde. Die IV will sich weiterhin intensiv dafür einsetzen, den Standort Österreich wieder attraktiv und wettbewerbsfähig zu machen.

Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß betonte einmal mehr, dass sich Leistung lohnen müsse. Diskussionen um die Work-Life-Balance, Home Office und die Viertagewoche seien Gift für den Standort Österreich und in der aktuellen Situation  kontraproduktiv. Die Konkurrenz säße nicht vor Ort, sondern in Asien und Übersee mit völlig anderen Kostenstrukturen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Weiters müsse man das Unternehmertum attraktiver machen und die überbordende Bürokratie eindämmen. 

www.oberoesterreich.iv.at

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