Da die Weiterentwicklung der Akkutechnologie für dermaßen viele Branchen (Elektronikgeräte, Großspeicher, Elektroautos, etc.) eine enorm wichtige Rolle spielt, wird extrem viel Geld in die Forschung gesteckt. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass es laufend Fortschritte gibt. Häufig fallen diese eher gering aus, ab und zu kommt es aber auch zu größeren Sprüngen. Ein solcher soll nun einem österreichischen Unternehmen gelungen sein.
Natrium statt Lithium
Laut eigenen Angaben ist der Grazer Firma AccuPower ein "aufsehenerregender Durchbruch für die internationale Akku-Technologie gelungen". Das wurde am Mittwoch (2. April) im Rahmen einer Pressekonferenz verkündet. Erstmals können demnach die deutlich umweltfreundlicheren Natrium-Ionen-Akkus für industrielle Anwendungen in Serie produziert werden. Die technologische Innovation hört auf den Markennamen Natec, das abgekürzt für "Natrium Technologies" steht. Weltweit gelten Natrium-Ionen-Akkus für viele Expert:innen als die Zukunft zur Nutzung elektrischer Energie. Als wichtigste Vorteile werden genannt: Im Gegensatz zu den aktuell dominierenden Lithium-Ionen-Akkus kommen Natrium-Ionen-Akkus ohne kritische Rohstoffe aus, gelten als brandsicherer, haben eine bis zu viermal höhere Lebensdauer und können schneller aufgeladen werden. Insgesamt seien sie um bis zu 90 Prozent nachhaltiger als Lithium-Ionen-Akkus, so die Grazer am Mittwoch.
Die entscheidende Innovation, die AccuPower nach intensiver Forschung (siehe Infobox 2) mit Natec jetzt gelungen sei, stecke – neben mehreren wesentlichen Faktoren – maßgeblich im sogenannten "Battery Management System" (BMS), das zur dauerhaften Überwachung, Regelung und zum Schutz von Akkus dienen soll, zeigt man sich bei dem Unternehmen überzeugt. Dabei handle es sich beispielsweise um Ladezustandserkennung, Tiefentladeschutz, Überladeschutz oder auch um komplexe Systeme mit Datenschnittstellen. "Unsere High-Tech-Akkuentwicklungen sind bereits jetzt weltweit in einer Vielzahl an industriellen Anwendungen im Einsatz. Dass wir nun in der Lage sind, mit Natec auch Natrium-Ionen-Akkus in der Serienreife ins Rennen zu schicken, ist ein riesiger Meilenstein in der nachhaltigen Entwicklung der Industrie", sagte AccuPower-CEO Moritz Minarik.
Erste Aufträge für die serienreife Nutzung der neuen Akkus werden laut der Firma bereits umgesetzt. Durch den Technologievorsprung würden sich für das seit 2022 zur Moons Group zählende Unternehmen (ebenfalls mit Sitz in Graz) nun zahlreiche weitere Aufträge ergeben, um die Natrium-Ionen-Technologie für die internationale Industrie einzusetzen. Dazu zähle demnach unter anderem die Automobilbranche. Hier beliefert AccuPower laut eigenen Angaben die weltweit führenden Automarken bereits jetzt mit einer ihrer bis dato erfolgreichsten Entwicklung, den sogenannten Accumotion Extender (AMEX). Eine Speziallösung, die zum einen extrem leistungsstark sei und zum anderen unterbrechungsfreie Messungen – wie zum Beispiel bei Abgasmessungen – garantieren könne.
Weniger Abhängigkeit
Bettina Haberler, COO bei AccuPower, sagte: "Nachhaltigkeit beginnt in der Entwicklung und dem stetigen Willen Lösungen zu finden. Dass wir mit Natec nun in der Lage sind, Natrium-Ionen-Akkus in den serienreifen Einsatz zu bringen, reduziert die Abhängigkeit von seltenen und konfliktträchtigen Rohstoffen maßgeblich. Wir freuen uns, hier einen entscheidenden Beitrag zu einer besseren Umweltbilanz leisten zu können."
Im Vergleich benötigt eine Tonne Lithium beim Abbau den Angaben zufolge bis zu 15 Tonnen CO2, eine Tonne Natriumchlorid hingegen nur 60 Kilogramm. Fakt ist, dass Natrium als Rohstoff auch in Europa ausreichend verfügbar ist, was zukünftig die Abhängigkeit von anderen Ländern vermindert. Ein weiterer Vorteil ergebe sich laut den Grazern auch in der Brandsicherheit der Natrium-Ionen-Akkus, was sie nicht nur für den Einsatz in fahrerlosen Transportsystemen attraktiv mache, sondern auch in der Logistik und Medizintechnik.
Wie erfolgreich AccuPower mit Natec sein wird, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. Für den gebeutetelten heimischen Wirtschaftsstandort wäre es jedenfalls wünschenswert, dass die Technologie am Markt reüssieren kann.
www.accupower.at
www.moons-group.com
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