Top-Ökonom hielt Keynote beim DHK-Neujahrsempfang

Clemens Fuest sprach vor Gästen aus Wirtschaft und Politik zum Thema "Die wirtschaftliche Entwicklung 2024 in Deutschland, Österreich und Europa".

In einem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld fand der Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) in Graz statt. Die Aula der Alten Universität bildete den Rahmen für die Veranstaltung an der zahlreiche Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik teilnahmen.

Ukraine, Israel und die Steiermark

Der deutsche Botschafter in Österreich Vito Cecere umriss die Positionen der Regierung in Berlin zu den großen internationalen Problemen. Das Existenzrecht Israels sei für Deutschland "nicht verhandelbar" und Deutschland werde weiter die Ukraine unterstützen, denn diese kämpfe auch "für die Freiheit bei uns".

Außerdem erwähnte er in seiner Rede, dass viele steirische Betriebe vorbildlich seien für klimaschonende Produktion. Das freute im Speziellen die zahlreichen Vertreter:innen der steierischen Politik und Wirtschaft, die Christian Jauk, Leiter der Landesdirektion Steiermark der DHK, und Honorarkonsul Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender der Andritz AG, bei der Veranstaltung begrüßen durften. Unter ihnen war der Industrielle und frühere Minister Martin Bartenstein und der ehemalige CEO von Andritz AG, Wolfgang Leitner. Landesrat Werner Amon vertrat den Landeshauptmann, Stadtrat Günter Riegler die Stadt Graz.

Hochkarätiger Keynote-Speaker

Keynote-Speaker war der prominente Nationalökonom Clemens Fuest, Präsident des Münchener ifo Instituts, der zum Thema "Die wirtschaftliche Entwicklung 2024 in Deutschland, Österreich und Europa" sprach. Einer der prominentesten deutschen Wirtschaftsforscher stellte sich beim Neujahrsempfang die Fragen, wo entsteht neue Wertschöpfung, wohin wird die Deindustrialisierung führen, muss man Abschied vom Wachstum nehmen und wohin wird die deutsche Energiepolitik führen?

Fuest widersprach der allgemeinen Auffassung, dass ein großer Industriesektor die einzige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg sei. Es gebe auch andere Wege, abhängig davon wie ein Land seine komparativen Vorteile nützen könne. Die Industrie haben in Deutschland und Österreich erheblich zum Wohlstand beigetragen, wenn das nun aber zurückgeht, stelle sich die Frage, wo und wie neue Wertschöpfung entsteht und das müsse nicht nur in der Industrie sein. Seiner Auffassung nach sei es falsch, das mit staatlicher Planung zu versuchen. Ein Land dürfe nicht den Fehler machen, sich dort zu spezialisieren, wo es schwach ist, sondern müsse sich dort stärken, wo es Wettbewerbsvorteile hat. "Und das ist die Aufgabe von Unternehmern", so der Ökonom. Ein Wachstumssektor werde jedenfalls die Gesundheit sein, sagte Fuest. Aber das dürfe nicht zu einer Belastung werden, sondern müsse "die Marktkräfte stärken".

Österreich und die "hidden champions"

Am Beispiel der "hidden champions" konnte Fuest zeigen, welches hohe Potenzial für Innovationen gerade in Deutschland und Österreich herrscht. Zusammen mit der Schweiz liegen die beiden Länder mit weitem Abstand an der Spitze vor allen anderen europäischen Ländern. Diese Champions hätten ein hohes Wertschöpfungspotenzial und seien häufig mittelständische Unternehmen mit über 500 Beschäftigten und häufig Familienunternehmen. Die Steiermark besitzt einige davon. Relativ schwach sei Deutschland bei Unternehmensgründungen ("unicorns" mit einem Wert von über einer Milliarde Euro), Österreich habe zwei davon.

Der Ökonom diagnostizierte, dass vor allem die Demografie und Arbeitskräftemangel die größten Wachstumsbremsen seien. Fuest beschrieb besonders das Phänomen, dass zwar immer mehr Arbeitskräfte in Beschäftigung seien, dabei aber nicht mehr Arbeitsstunden geleistet werden, weil der Anteil an Teilzeitarbeitsverhältnissen stark gestiegen sei, besonders bei Frauen. "Und außerdem gibt es Institutionen, die die Menschen vom Arbeiten abhalten", sagt Fuest. Er kritisierte außerdem den subventionierten Industriestrompreis in Deutschland, was auch eine Warnung für Österreich sein kann.
Die Inputpreise müssten grundsätzlich kostendeckend sein, eine Subvention bringe noch nicht mehr Angebot. Das Argument, der 'Brückenstrompreis' gelte nur solange, bis es genug erneuerbare Energie gibt, nannte er eine "Brücke ins Nichts".

Podiumsrunde zum Abschluss

Die Moderation des Abends übernahm der ORF Steiermark Chefredakteur Wolfgang Schaller, In einer Podiumsrunde nach der Keynote betonte Jauk die Bedeutung des Kapitalmarkts für Wachstum und Innovation. Die Österreicher:innen seien Sparmeister, es gelinge aber nicht ausreichend, diese Mittel in die Wirtschaft zu bringen.

LEADERSNET war beim Neujahrsempfang. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.oesterreich.ahk.de

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