"Weihnachtswunder" für den heimischen Handel ist ausgeblieben

| Redaktion 
| 03.01.2024

Der Handelsverband zieht eine erste Bilanz zum Weihnachtsgeschäft 2023. Da dieses deutlich schlechter ausgefallen sei als im Vorjahr, plädiert die Branche einmal mehr für Entlastungen sowie eine "Anti-Inflations-Strategie".

Das Weihnachtsgeschäft 2023 verlief für den österreichischen Handel laut eigenen Angaben nicht wie erhofft. "Unsere trüben Prognosen haben sich leider bewahrheitet", bedauerte Handelsverband (HV)-Geschäftsführer Rainer Will am Mittwoch und fügte hinzu: "Daran konnten auch die vier starken Einkaufstage zwischen Weihnachten und Silvester nichts mehr ändern. Die Umsätze im Weihnachtsgeschäft blieben nicht nur nominell, sondern auch real deutlich unter dem Vorjahr. Hauptverantwortlich dafür waren der kurze Advent und die schlechte Konsumlaune." Da ein "Weihnachtswunder" somit ausgeblieben sei, werden einmal mehr Forderungen an die Politik gestellt.

Mehrheit der Händler:innen unzufrieden

In einer Blitzumfrage des HV zeigen sich nur 40 Prozent der heimischen Händler:innen mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden, 60 Prozent hingegen unzufrieden. Zwei von zehn Händler:innen sind sogar "sehr unzufrieden" mit dem Verlauf des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts, während nur sechs Prozent angeben, "sehr zufrieden" zu sein.

Positiv auf die Umsätze der letzten Tage wirkte sich die Tatsache aus, dass heuer so viele Gutscheine wie nie zuvor unter den Christbäumen lagen. Diese werden bereits fleißig eingelöst. Auch Geldgeschenke kommen dem Handel heuer stärker zugute als in den letzten Jahren.

Insgesamt sind die Einzelhandelsumsätze im Jahr 2023 laut WIFO real um 3,5 Prozent gesunken. Die Rezession, die hohe Inflation und die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten hätten eine große Verunsicherung ausgelöst, so der HV. Die Folge sei eine Konsumzurückhaltung, die vor allem Waren des nicht-täglichen Bedarfs betreffe. Bei dauerhaften Konsumgütern sei die verkaufte Menge 2023 sogar um 4,5 Prozent zurückgegangen.

Eingetrübte Erwartungen für 2024

Auch die Erwartungen an die kommenden Monate hätten sich eingetrübt und würden überwiegend pessimistisch bleiben. So erwarten die Händler:innen aus dem Mitgliederkreis des Handelsverbands für das neue Geschäftsjahr im Schnitt ein Umsatzminus von drei Prozent.

"Österreich steckt in einer Rezession. 2024 beginnt so schwach, wie 2023 geendet hat. Vor diesem Hintergrund stellt die historisch höchste Kollektivvertrags-Erhöhung von durchschnittlich 8,4 Prozent viele unserer Betriebe vor enorme Herausforderungen", warnt Will. Zwar würden die steigenden Realeinkommen die Konsumnachfrage ankurbeln, doch lief diese zuletzt an den Warenkäufen vorbei. Zuversicht brauche Substanz, so der Handelssprecher. "Wenn sich die Bundesregierung nicht auf eine wirkungsvolle Anti-Inflations-Strategie einigt, wird sich die Kostenspirale immer weiter drehen und Österreich wird weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren."

Daneben erneuert HV seine Forderung nach einer Lohnnebenkostensenkung, die durch eine Deckelung bei höheren Einkommen umgesetzt werden könnte, um die Betriebe zu entlasten und Stellen zu sichern. Auch die Forderung nach einem Bürokratieabbau bleibt aufrecht.

Inflationsrate nachhaltig senken

Hauptgrund der aktuellen Misere sei der weiterhin enorm hohe Inflationsdruck in Österreich. Eine nachhaltig hohe Inflationsrate führe nicht nur zu kräftigen Steigerungen der Personalkosten, sondern auch zu weiteren indexgebundenen Kostensteigerungen, etwa bei Mieten oder Abgaben und Gebühren. Durch die steigenden Kosten sei die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Handels, der sich in einem beinharten Preiswettbewerb mit Online-Händler:innen aus Drittstaaten befindet, in Gefahr.

Handelsverbands-Präsident Stephan Mayer-Heinisch sagt: "Die österreichischen Händler:innen sind vom Weihnachtsgeschäft enttäuscht, manche Handelsbranchen befinden sich weiterhin unter dem Umsatzniveau von vor der Krise, die nun schon seit 2020 dauert. Und das bei deutlich gestiegenen Kosten. 2023 hatte keine andere Branche so viele Insolvenzen zu verschmerzen wie der Handel. Das ist umso bedauerlicher, da der Handel mit mehr als 700.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Landes ist."

"Um eine Fortsetzung der Pleitewelle mit entsprechenden negativen Arbeitsplatzeffekten zu verhindern, appellieren wir dringend an die Bundesregierung, die Wirtschaft durch wirksame Reformen zu unterstützen. Nur gegen den politischen Mitbewerb zu kämpfen wird für die Bevölkerung bei den Wahlen zu wenig sein", ergänzt Rainer Will.

Ausgabenbereitschaft kehrt voraussichtlich Mitte 2024 zurück

Da die Reallohnverluste der letzten Jahre durch die hohen Kollektivvertragsabschlüsse ausgeglichen wurden, dürfte das - gemeinsam mit der sinkenden Inflation - im Jahresverlauf für mehr Nachfrage im Einzelhandel sorgen. Gleichzeitig hofft die Branche darauf, dass die Bevölkerung wieder mehr Vertrauen in die Zukunft gewinnt und so ein Aufschwung möglich wird. Bis dahin bleibe die Lage herausfordernd.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut erwartet in seiner jüngsten Prognose für den Handel (inkl. Großhandel) für 2024 ein reales Umsatzwachstum von 1,6 Prozent, für 2025 eines von 2,2 Prozent. Damit werde der Handel aller Voraussicht nach bei realer Betrachtung auch noch im Jahr 2025 unter dem Umsatzniveau von 2019, also vor Ausbruch der Corona-Krise, liegen, so der Handelsverband abschließend.

www.handelsverband.at

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