Österreich hat genügend Daten, nutzt diese aber nicht ausreichend

| Redaktion 
| 22.11.2023

Beim "Digital Fairness Dialog" wurde über die Bedeutung von Daten als Wirtschaftsfaktor diskutiert. Mit dabei war u.a. auch Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky. 

Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky kündigte an, dass die Mittel für Digitalisierung im kommenden Jahr um 500 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro erhöht werden und die Investitionen neben dem Breitbandausbau auch in die Verknüpfung der Datenregister der Ministerien fließen sollen. Das nahm das interactive advertising bureau austria (iab austria) zum Anlass und veranstaltete unter dem Titel "Standortfaktor Daten – Wie wird Österreich zum Digital Frontrunner?" den "Digital Fairness Dialog".

"Ohne Daten gibt es keine Digitalisierung. Sie werden oft unter einem schlechten Blickwinkel betrachtet, obwohl sie gut und wichtig sind, um Services zu nutzen", sagte iab-austria-Präsident Markus Plank (Remax) und fügte hinzu: "Seit Einführung der Datenschutzgrundverordnung ist die Branche sehr rechtlich geworden. Digital Services Act und Digital Markets Act werden die nächsten Meilensteine in der Europäischen Union, die das iab als größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft begleiten wird."

KI-Servicestelle soll noch heuer starten

Tursky sieht die Aufgabe der Politik im Aufbau der grundlegenden Infrastruktur. In der Legislaturperiode konnte die österreichische Bundesregierung den Zugang zu Breitband-Internet in Österreich von 13 auf 69 Prozent erhöhen. Bis 2030 sollen weitere blinde Flecken auf der Breitbandlandkarte geschlossen werden. Im Budget 2024 würden bis zu 420 Millionen Euro für den Breitbandausbau zur Verfügung stehen. Den Fokus legt Digitalisierungsstaatssekretär dabei auf die großen Flächenbundesländer, wo die privatwirtschaftlichen Investitionen zu gering ausfallen. Bis 2027 sind insgesamt 1,4 Milliarden Euro im Rahmen der zweiten Breitbandmilliarde vorgesehen. 

Außerdem soll eine KI-Servicestelle eröffnet werden. "Die KI-Servicestelle in der RTR GmbH Austria wird noch heuer gestartet. Ziel ist es der Wirtschaft Rechtssicherheit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu geben", so Tursky.

Europäische Datenlandschaft

Daniel Knapp, Chefökonom von IAB Europa, beziffert das Volumen der europäischen Datenökonomie auf 829 Milliarden Euro. 10,9 Millionen Datenexpert:innen sind derzeit in der EU tätig, nachdem es 2018 noch 5,7 Millionen waren. Knapp prognostiziert in den nächsten Jahren weiterhin starke Zuwächse im E-Commerce. Bei den Klein- und Mittelunternehmen in Europa fließen bereits 70 Prozent ihrer Spendings in digitale Werbung. Knapp prophezeit eine langfristige Erosion der Werbeumsätze traditioneller Medien, da sie ausschließlich Reichweiten und Kontakte, jedoch keine messbaren Resultate wie Clicks, Leads oder auch Absatz- und Gewinnzahlen liefern. Traditionelle Medien investieren massiv in digitale Innovation, womit TV zum Teil der Datenökonomie wird.

"Werbetreibende suchen Medien, die hohe Reichweiten, spannende Inhalte und Messbarkeit kombiniert anbieten", sagt Knapp. Laut Knapp entstehe aktuell ein fragmentiertes Internet ("Splinternet") hinter den Walled Gardens und technologischen Abgrenzungen großer Anbieter wie Google, Apple, Amazon oder Facebook. Die große Reichweite des offenen Internets stehe nicht mehr zur Verfügung. In der cookiefreien Zukunft brauche es orchestrierte Kollaboration. Durch die Datenschutzgrundverordnung befinde sich Europa bereits in einer Privacy-First-Ära und durch ein gutes Datenfundament im Vorteil gegenüber anderen Märkten.

Menschen und Daten

Jonas Rashedi von der Funke Gruppe gab einen ernüchternden Befund, wonach es 37 Prozent der Erwerbstätigen an digitalen Skills mangele. Beim E-Learning belege Österreich sogar den schlechten 25. von 32 Plätzen. Er unterstellt Menschen irrationales Denken, wodurch Entscheidungen ohne Daten großer Ungenauigkeit, mangelnder Verantwortlichkeit, fehlender Umsicht und Skalierbarkeit unterliegen. Daten müssen interpretierbar, analysierbar, nachvollziehbar, visualisierbar und teilbar sein, um Mehrwert zu bieten und als Entscheidungsgrundlage zu dienen. Er fordert eine Bildungsinitiative, um Datenkompetenz zu fördern, die sich vom schulischen Bereich bis in Unternehmen zieht.

Standortfrage macht Daten zum Herzensthema

Rund 62 Prozent der österreichischen Unternehmen planen, in Technologien wie Cloud Computing, Data Analytics und Künstliche Intelligenz zu investieren. Weltweit haben 80 Prozent der öffentlichen Organisationen begonnen, Initiativen für kollaborative Datenökosysteme umzusetzen. Die Rahmenbedingungen werden von neun Prozent der Unternehmen derzeit als eher oder sehr schlecht wahrgenommen. "Daten sind das Herzensthema der Digitalwirtschaft", sagt Markus Fallenböck von der Universität Graz. Hubert Wackerle, IT-Services der Sozialversicherung GmbH, bezeichnet Österreich als "Rich Data Country" mit "poor usage".

Kritische Haltung

iab-austria-Präsident Plank sieht durch Künstliche Intelligenz und die Geschwindigkeit der Veränderung eine kritische Haltung gegenüber Daten und Technologien in der Gesellschaft. Er warnt davor, wichtige Kollaborationen bei Lippenbekenntnissen zu belassen. Als "Fast Follower" kann Österreich bestehende Technologien adaptieren und für das eigene digitale Ökosystem gewinnbringend weiterentwickeln.

Am Ende war sich das Panel einig, dass Österreich rasch handeln muss, um den Digitalstandort Österreich zukunftsgerecht auszubauen.

Einen Eindruck von der Veranstaltung können Sie sich hier machen. 

www.iab-austria.at

Forderungen des iab austria

Forderungen zu Daten und Technologie

  • Bildung einer Datenökosystem-Taskforce auf Regierungsebene
  • Schaffung sicherer Datenräume und Vernetzung (bis 2026)
  • grenzüberschreitender Datenaustausch ("Data Free Flow With Trust")
  • ressourceneffiziente Datennutzung für Nachhaltigkeit (bis 2028)

Forderungen zu Daten und Wirtschaft

  • Erweiterter Zugang zu staatlichen Datenbeständen (bis 2024)
  • Etablierung von vertrauenswürdigen Datenstandards (bis 2025)
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch interoperable Standards (bis 2026)
  • Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen durch "Security by Design" (bis 2027)

Forderungen zu Daten und Mensch

  • Etablierung von Datenkompetenz im Lehrplan (bis 2025)
  • Förderung einer verantwortungsbewussten Datenkultur (bis 2026)
  • erleichterter Zugang zu staatlichen Daten für Forschung und Gesundheitswesen (bis 2026)
  • Einführung eines digitalen Führerscheins (bis 2027)

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Forderungen des iab austria

Forderungen zu Daten und Technologie

  • Bildung einer Datenökosystem-Taskforce auf Regierungsebene
  • Schaffung sicherer Datenräume und Vernetzung (bis 2026)
  • grenzüberschreitender Datenaustausch ("Data Free Flow With Trust")
  • ressourceneffiziente Datennutzung für Nachhaltigkeit (bis 2028)

Forderungen zu Daten und Wirtschaft

  • Erweiterter Zugang zu staatlichen Datenbeständen (bis 2024)
  • Etablierung von vertrauenswürdigen Datenstandards (bis 2025)
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch interoperable Standards (bis 2026)
  • Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen durch "Security by Design" (bis 2027)

Forderungen zu Daten und Mensch

  • Etablierung von Datenkompetenz im Lehrplan (bis 2025)
  • Förderung einer verantwortungsbewussten Datenkultur (bis 2026)
  • erleichterter Zugang zu staatlichen Daten für Forschung und Gesundheitswesen (bis 2026)
  • Einführung eines digitalen Führerscheins (bis 2027)

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