LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Sandberger, knapp 32 Prozent der Bevölkerung im Erwerbsalter hat in Österreich einen Lehrabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Damit ist dies der häufigste Bildungsgrad. Dennoch hält sich hartnäckig der Mythos, dass eine Lehre lediglich begonnen wird, wenn man es in der Schule schwer hat. Woher kommt das?
Sandberger: Dieser mitunter hartnäckige Mythos hat seine Wurzeln oft in veralteten Vorstellungen und eigenen Erfahrungen von verstaubten Hallen und geringen Erfolgsaussichten im Berufsleben. Eltern und Großeltern wollen natürlich eine erstklassige Ausbildung für ihre Kinder, kennen aber meist die modernen Chancen der Lehrlingsausbildung nicht. Wenige wissen, dass es über 200 verschiedene Lehrberufe gibt und eine Karriere im Unternehmen bis hin zum CEO keine Ausnahme, sondern eine reale Möglichkeit für Lehrlinge ist.
Aus dem dualen Modell, das Spitzenbildung und praktische Erfahrung im Unternehmen vereint, gehen gefragte Persönlichkeiten mit herausragenden Arbeitsmarktchancen hervor. Es wird also höchste Zeit, diesen Mythos zu durchbrechen und die vielfältigen Möglichkeiten der Lehrlingsausbildung in der Gesellschaft zu verankern. Dass das klappen kann, zeigt der Umstand, dass in Schulen wo die Berufsorientierung durch engagierte Lehrkräfte und Praxistage gefördert wird, das Bild der dualen Ausbildung ein wesentlich positiveres ist.
LEADERSNET: Hat sich die generelle Einstellung zur Lehre in den letzten Jahren verschlechtert – Stichwort "Akademisierungswahn"?
Sandberger: Nein, ganz im Gegenteil! Die generelle Einstellung zur Lehre hat sich in den letzten Jahren keineswegs verschlechtert. Der jüngste Erfolg bei den Euroskills - dem größten Event zur beruflichen Bildung und Kompetenzentwicklung Europas - wo Österreich als Europameister in der Lehrlingsausbildung hervorstach, unterstreicht dies eindrucksvoll. Es ist entscheidend, diese Errungenschaften stärker zu kommunizieren.
Die duale Ausbildung erfährt seit Jahren einen Aufschwung, und Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung qualifizierter Fachkräfte für den Wirtschaftsstandort. Das Thema einer modernen Lehrausbildung hat in allen Institutionen Österreichs Einzug gehalten, und es ist erfreulich, dass es auch medial immer mehr Aufmerksamkeit bekommt. Die Initiative z.l.ö. (zukunft.lehre.österreich.), gegründet 2018, hat hier einen bedeutenden Beitrag geleistet, indem sie das Thema Lehre in ihrem täglichem Tun in den Vordergrund rückt.
LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Schindler, wie engagiert sich A1 für die Förderung von Ausbildung und Lehre in Österreich?
Schindler: Die Lehre – und damit auch die Investition in Ausbildung und Nachwuchsförderung – hat bei A1 eine jahrzehntelange Tradition. Viele Top Expert:innen und Führungskräfte in unserem Unternehmen haben ihre Karriere mit einer Lehre gestartet.
Wir entwickeln unsere Ausbildung laufend weiter und bilden unsere Lehrlinge weit über ihren Lehrberuf hinaus aus – sowohl fachlich aber in den letzten Jahren vor allem auch persönlich. Talent Programme, gemeinsame Outdoor-Wochen oder eine ESG-Week gehören für uns genauso zur Ausbildung wie umfassende Lernreisen im Unternehmen – bei alldem binden wir unseren Nachwuchs immer aktiv ein.
Um insgesamt die Lehre als Ausbildungszweig in Österreich für Jugendliche immer interessanter zu machen, teilen wir unsere Ideen und Erfahrungen immer wieder mit anderen Lehrbetrieben – z.B. in Webinaren des z.l.ö oder in österreichweiten Veranstaltungen wie dem Employer Branding Day oder dem Lehrlingsforum. Denn den Stellenwert der Lehre in Österreich weiterhin zu erhöhen ist eine Aufgabe, die uns allen gehört & bei A1 nehmen wir diese Verantwortung sehr ernst.
Insbesondere in den letzten Jahren haben wir zudem die Anzahl der Lehrlinge, die wir bei A1 zu jungen Fachkräften ausbilden, stetig erhöht, um unserer Ausbildungsverantwortung für A1 aber auch für Österreich nachzukommen. Waren 2019 im Unternehmen ca. 130 Jugendliche in Ausbildung sind es seit 2022 rund 180 Lehrlinge, die die Lehrberufe Elektronik, Einzelhandel oder ECommerce lernen.
Schindler: Welche Lehrberufe gibt es bei A1? Gibt es spezielle Fachrichtungen oder Schwerpunkte in den Ausbildungsprogrammen von A1?
Unsere rund 180 Nachwuchstalente bilden wir aktuell in 3 Schwerpunkten aus:
- Im Einzelhandel mit Schwerpunkt Telekommunikation in unseren A1 Shops.
- Elektroniker:innen mit Hauptmodul Informations- & Telekommunikationstechnik für unsere technischen Bereiche und
- E-Commerce Kauffrau/-mann, ein noch junger Lehrberuf, den in Österreich bislang nur wenige Unternehmen ausbilden bzw. ausbilden können.
Während der Lehrzeit sind der laufenden Weiterentwicklung keine Grenzen gesetzt: ob in unserem Talentprogramm, der Lehre mit Matura, Zertifizierungen im Schwerpunktbereich Netzwerktechnik oder vertiefendem Lernen in Zukunftsthemen wie z.B. Cyber Security, Cloud, Robotics oder Customer Experience.
Digitale Lernelemente, Challenges und regelmäßiger Austausch mit Lernbegleiter:innen und Gastreferent:innen sorgen für Abwechslung in unserer mehrfach ausgezeichneten Lehrausbildung.
Ab sofort suchen wir wieder talentierte Leute, die mit uns Österreich digitalisieren wollen (Jobportal).
LEADERSNET: Zu den Mythen rund um die Lehre gehört auch, dass Lehrlinge "ausgebeutet" werden würden. Ist da was dran? Bzw. gibt es hier Problemfälle und wenn ja, wie geht man dagegen vor?
Sandberger: Diese Behauptung entspricht nicht der Realität, besonders angesichts der enormen Entwicklung in der Lehrlingsausbildung der vergangenen zehn Jahre. Unternehmen bieten herausragende Möglichkeiten, junge Talente zu fördern - sei es durch Schulungen zur Berufsschulvorbereitung oder Onboarding-Wochen an coolen Standorten. Die Gesundheit und Resilienz der Auszubildenden stehen stets im Fokus und so werden die Jugendlichen auch konsequent durch Coaching und individuelle Unterstützung begleitet.
Seitens der Initiative zukunft.lehre.österreich werden zu den wichtigsten Themen kontinuierlich Webinare und Seminare für Lehrlinge sowie Mitgliedsunternehmen angeboten. Diese werden sowohl von den Auszubildenden als auch den verantwortlichen Ausbildner*innen sehr gut angenommen. Gemeinsam wollen wir eine positive und unterstützende Umgebung für die Auszubildenden schaffen.
LEADERSNET: Könnten Sie einige Erfolgsgeschichten von ehemaligen Lehrlingen bei A1 teilen?
Schindler: Erfolgsgeschichten von ehemaligen Lehrlingen gibt es viele bei A1 – allein 23 Prozent unserer Führungskräfte im Unternehmen haben beispielsweise ihren Karriereweg mit einer Lehre gestartet. Vom Lehrling zum A1 Shop Manger, vom Lehrling zur:zum technischen Teamleiter:in oder sogar vom Lehrling zur:zum Personalleiter:in.
Ähnliche Erfolgsgeschichten gibt es im Kontext Experten-Karriere: Networkspezialisten, 5G Experten, UX Designer – viele sind über die Lehrlingsausbildung zu A1 gekommen und haben sich im Unternehmen stärkenorientiert weiterentwickelt. Es ist schön zu sehen, wenn bei Jugendlichen der sprichwörtliche "Knopf aufgeht" und sie ihren Weg finden – ganz gleich, ob in einer Expertenrolle, in einem weiterführenden Studium als Dual Studierende im Unternehmen oder eben auch in der Führung. Mich freut immer wieder, dass wir bei A1 so vielfältige Entwicklungspfade ermöglichen können.
LEADERSNET: Lieber Dominik Plametzberger, lieber Midras Redlich, lieber Moritz Mitter, ihr absolvierst gerade eine Lehre bei A1. Aus welchem Grund habt ihr euch für diesen Bildungsweg entschieden?
Plametzberger: Ich habe zuerst eine höhere technische Schule besucht, ich habe dann aber gemerkt, dass eine Schule nicht der richtige Weg für mich ist. Ich lerne zwar gerne, trotzdem war der Wunsch nach praktischen Erfahrungen im laufenden Betrieb sehr groß und somit habe ich mich nach einer technischen Lehre umgesehen. Recht schnell war dann auch die passende Lehrstelle bei A1 gefunden.
Redlich: Die E-Commerce-Lehre bei A1 hat mich besonders angesprochen, da sie mir die Möglichkeit bietet, direkt in die Welt des Online-Handels einzutauchen. Die Aussicht darauf, vielseitige Kenntnisse in den Bereichen Online-Marketing, Webdesign und Coding zu erlangen, hat mich überzeugt. Außerdem schätze ich die gute Reputation von A1 in der Branche und die Chance, meine Fähigkeiten in einem renommierten Unternehmen weiterzuentwickeln.
Mitter: Während der Zeit, als wir wegen Corona Homeschooling hatten, merkte ich immer mehr, wie mir der Zwischenmenschliche Kontakt fehlte. Aus diesem Grund habe ich nach einer Alternative gesucht, um meine Stärken und Talente im direkten Kontakt mit Menschen voll ausleben zu können. Dabei bin ich bei A1 fündig geworden.
LEADERNSET: Du machst zusätzlich zur Lehre auch die Matura – wie kam es dazu, was hat dich darin bestärkt, das Modell Lehre mit Matura zu nutzen? Und wie lässt sich beides gut in Einklang bringen?
Plametzberger: Der Hauptgrund für die vorher genannte Schule war zu einem die Motivation zu lernen und auch das Ziel im Bereich IT zu studieren. Somit war es für mich seit Beginn der Lehre klar, dass ich das Angebot, nebenbei die Matura zu absolvieren, wahrnehmen werde. Es ist natürlich ein Mehraufwand und man verbringt mehr Zeit beim Lernen als die meisten anderen Kollegen am mit dem richtigem Mindset und einem guten Zeitmanagement ist die Berufsmatura sicherlich schaffbar.
Redlich: Die Entscheidung, neben meiner Lehre auch die Matura zu absolvieren, basiert auf meinem Wunsch nach einer umfassenden Bildung und besseren Karrierechancen. Die Möglichkeit, das Modell "Lehre mit Matura" zu nutzen, wurde mir von A1 angeboten, und ich sah darin eine ausgezeichnete Gelegenheit, meine beruflichen Perspektiven zu erweitern. Durch die Matura erlange ich nicht nur vertiefte Fachkenntnisse, sondern auch eine allgemeine Bildung, die meine beruflichen Fähigkeiten ergänzt.
Mitter: Die ersten Informationen über das Programm Lehre mit Matura bekam ich in der ersten Berufsschulklasse über einen Lehrer, der meinte, dass ich mir das ganze einmal anschauen sollte. Als ich mich dann etwas informiert hatte wurde mir schnell klar, dass die Option, die Matura berufsbegleitend zu machen tatsächlich eine ziemlich interessante Möglichkeit ist. Die größte Unterstützung allerdings kam von meinen Eltern, die mich ermutigten, mich anzumelden. Mir war von Anfang an klar, wenn ich die Matura machen möchte, muss ich in meinen Freizeitaktivitäten zurückstecken. Diese Tatsache nahm ich allerdings in Kauf, mit dem Wissen, dass mir mit der Matura mehr Möglichkeiten in meiner späteren Karriere zu Verfügung stehen.
www.a1.net
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