Größter Autobauer der Welt kündigt Serienproduktion von Feststoffakkus an

Die Batterietechnologie soll E-Autos zu sehr kurzen Ladezeiten und Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometern verhelfen. Gemeinsam mit einem Partner soll sie nun den Weg in (leistbare) Modelle finden.

Mitte September hat Toyota seine ambitionierte Batteriestrategie präsentiert (LEADERSNET berichtete). Bis 2030 wollen die Japaner weltweit 30 reine Elektroautos einführen. Der globale Absatz vollelektrischer Fahrzeuge soll dadurch auf 3,5 Millionen Einheiten steigen. Europa sei dabei einer der Schlüsselmärkte: Lexus wandelt sich bis 2030 zum ausschließlichen E-Anbieter in der Region, Toyota offeriert der offiziellen Ankündigung zufolge ab 2035 in unseren Breiten ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge. Highlight der Präsentation war die Ankündigung für den Serieneinsatz von Feststoffakkus in (leistbaren) Elektroautos. Diesbezüglich hat der weltgrößte Autobauer noch einmal nachgelegt.

Partnerschaft mit Batteriespezialisten

Gemeinsam mit dem japanischen Energiekonzern Idemitsu Kosan hat Toyota nun die Einrichtung einer Lieferkette zur Serienproduktion von Feststoffbatterien beschlossen. Die beiden Unternehmen wollen damit die Kommerzialisierung der Technologie vorantreiben. Diese nächste Generation von Akkus für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) gilt als eine Schlüsselkomponente auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Toyota arbeitet laut eigenen Angaben seit 2006 an der Entwicklung von Basistechnologien für Feststoffbatterien, Idemitsu Kosan bereits seit 2001. Die Partnerschaft klingt also schon einmal vielversprechend.

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Forschung und Entwicklung stehe die Arbeit mit Sulfid-Feststoffelektrolyten, die Expert:innen zufolge als vielversprechendes Material für den Einsatz in Feststoffbatterien gelten. Sie sind im Vergleich zu anderen Werkstoffen relativ weich und formbar und somit einfacher zu verarbeiten, was sie für die Massenproduktion prädestinieren würde.

Drei-Phasenplan

Eine Arbeitsgruppe der beiden Unternehmen soll die gemeinsame Entwicklung vorantreiben. Dabei haben die Unternehmen folgenden Umsetzungsplan beschlossen:

  • Phase 1:

Entwicklung von Sulfid-Feststoffelektrolyten und Vorbereitung einer großen Pilotanlage

Durch den Austausch technischen Know-hows arbeiten die beiden Unternehmen an der Entwicklung von Sulfid-Feststoffelektrolyten. Dabei würde der Fokus vor allem auf Qualität, Kosten und Lieferzeiten liegen. Eine Demonstration der Serienproduktion ist in einer Pilotanlage von Idemitsu Kosan geplant.

  • Phase 2:

Start der Massenproduktion in Pilotanlage

In der Pilotanlage von Idemitsu Kosan soll die Fertigung vorangetrieben werden. Toyota werde darüber hinaus seine batterieelektrischen Fahrzeuge weiterentwickeln, um die Markteinführung von Modellen mit Feststoffbatterien bis 2027/2028 sicherzustellen, heißt es vonseiten des Autobauers.

  • Phase 3:

Studie zur künftigen Großserienproduktion

Basierend auf den Ergebnissen von Phase 2 wollen die Unternehmen die künftige Massenproduktion und Vermarktung in vollem Umfang untersuchen.

Stabiles Versorgungssystem

Idemitsu Kosan habe außerdem Produktionstechnologien für Lithiumsulfid entwickelt, ein Zwischenprodukt für Festelektrolyte. Dabei werden unter anderem Nebenprodukte aus der Erdölverarbeitung verwendet. Im Rahmen dieser Arbeit hat sich das Unternehmen auch ein (stabiles) Versorgungssystem aufgebaut. Weiters erhöhe man kontinuierlich die Kapazitäten einer kleineren Pilotanlage und arbeite parallel an der Fertigstellung einer größeren Anlage.

Mehr als 1.000 km Reichweite

Die als "Gamechanger" für Elektroautos geltende Technik nutzt einen festen Elektrolyt, was eine schnellere Bewegung der Ionen und eine größere Toleranz gegenüber hohen Spannungen und Temperaturen ermöglicht. Dadurch liefern diese Batterien mehr Leistung in kompakterer Form und lassen sich schneller laden. Zudem sind sie brandsicher und büßen bei hohen bzw. niedrigen Temperaturen kaum an Leistung ein, was auch an Hitzetagen im Sommer und bei Eiseskälte im Winter für hohe Reichweiten sorgen soll. Die Japaner stellen für mit Feststoffakkus ausgerüstete Autos einen Aktionsradius von 1.000 bis 1.200 km in Aussicht. Bislang war bei Feststoffbatterien eine kürzere Lebensdauer erwartet worden. Dieses Problem will Toyota gelöst haben.

Fazit

Angekündigt wurden große Fortschritte bei der Batterietechnik und Ladegeschwindigkeit in den letzten Jahren schon (zu) oft. Leider wurden die in Aussicht gestellten Versprechungen in den meisten Fällen nicht gehalten. Wer Toyota kennt, weiß aber, dass die Japaner nicht etwas groß hinausposaunen, was sie später nicht einhalten können. Somit kann nun erstmals wirklich damit gerechnet werden, dass Feststoffbatterien den Weg in (leistbare) Elektroautos schaffen werden. Das wird zwar noch bis 2027/28 dauern, doch dann dürfte das den Markt ordentlich durcheinanderwirbeln. Außer ein anderer Batterie- bzw. Autohersteller schafft die Realisierung der Massenfertigung früher.

www.toyota.at

www.idemitsu.com

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