Gen Z hofft auf Erbe statt zu sparen

Mehr als zwei Drittel der 16- bis 60-Jährigen halten finanzielle Vorsorge für wichtig, aber immer weniger Menschen treffen konkrete Maßnahmen. Eine Finanzvorsorge-Studie beleuchtet Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten zwischen den Generationen.

"Finanzielle Vorsorge ist den in Österreich lebenden Menschen ein wichtiges Anliegen, doch tatsächlich treffen immer weniger der Befragten konkrete Maßnahmen. Vor allem ist aber auch ein Wissensdefizit bei Finanz- und Veranlagungsthemen zu beobachten. Finanzwissen darf kein Privileg weniger sein, umso wichtiger ist der möglichst einfache Zugang zu entsprechender Bildung und Beratung", sagt Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherung bei der Uniqa Insurance Group AG, bei der Präsentation der Ergebnisse der Finanzvorsorge-Studie, die von Uniqa und Raiffeisen Versicherung bereits zum dritten Mal in Auftrag gegeben wurde (siehe Infobox).

"Ob Pensionslücken oder Altersarmut bei Frauen – wenn Menschen das Know-how haben, ihre Handlungen und deren finanzielle Auswirkungen kompetent einzuschätzen, ist das eine wichtige Voraussetzung für eine gut überlegte und reflektierte Entscheidung", ordnet Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie Gründerin und Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien, die Ergebnisse aus wissenschaftlicher Perspektive ein. 

Ein Drittel beklagt Defizite in Bezug auf das eigene Finanzwissen

Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren halten finanzielle Vorsorge für wichtig. Gleichzeitig sinkt der Anteil an Personen, die bereits konkrete Maßnahmen für ihre finanzielle Vorsorge getroffen haben. 2021 lag dieser noch bei 44 Prozent, 2022 bei 41 Prozent und 2023 nur noch bei 37 Prozent. Nur die Hälfte (52 Prozent) der befragten Personen gibt auch an, zu wissen, wie und wo man sich entsprechend informieren kann. Über alle Generationen hinweg schätzen etwa 30 Prozent das eigene Wissen zu Finanz- bzw. Veranlagungsthemen als niedrig ein.

Gen Z schiebt Vorsorge auf die lange Bank oder hat zu wenig Geld zum Sparen

Die sogenannte Gen Z (16 bis 27 Jahre) ist hinsichtlich der finanziellen Vorsorge am unschlüssigsten, nur zwei von zehn haben schon konkrete Vorsorge-Maßnahmen getroffen. Lediglich vier von zehn Vertreter:innen der Gen Z verfügen über geeignete Informationsquellen für finanzielle Vorsorge. 22 Prozent sagen "ich bin jung und habe dafür noch Zeit". Bereits ein Drittel der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren (34 Prozent) gibt an, über zu wenig Geld oder Einkommen für finanzielle Vorsorge zu verfügen. Dieser Anteil ist tendenziell steigend. "Es ist zwar nachvollziehbar, dass jüngere Menschen weniger an ihre Altersvorsorge denken und sich noch kaum darum kümmern. In finanzieller Hinsicht ist das aber nicht richtig: Je früher man beginnt, desto besser", kommentiert Eichler. Fuhrmann ergänzt: "Leider ist der Zinseszinseffekt für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Sie können sich daher nicht vorstellen, wie sehr sie von diesem Effekt profitieren könnten, wenn sie schon in jungen Jahren regelmäßig etwas Geld auf die Seite legen und risikobewusst anlegen – selbst wenn es nur Beträge wie 50 oder 100 Euro pro Monat sind. Erst durch konkrete Rechenbeispiele, die sich an realen Daten orientieren, kann der Effekt für viele nachvollziehbar werden".

Gen Z profitiert finanziell am meisten von Eltern und Großeltern

Im Generationenvergleich profitiert die Gen Z am meisten von Beiträgen zur eigenen finanziellen Vorsorge durch ihre Eltern oder auch Großeltern. Bei knapp zwei Dritteln wird bzw. wurde sie zumindest teilweise von den Eltern übernommen, bei über einem Drittel der jungen Generation sogar komplett oder zum Großteil. Bei der älteren Generation X zahlten hingegen nur bei sechs Prozent die Eltern den Großteil der Vorsorge. Bei der Hälfte (48 Prozent) der jüngsten befragten Generation Gen Z kommen oder kamen auch die Großeltern für einen gewissen Teil der finanziellen Vorsorge auf.

Alle Generationen waren auf Hilfe der Eltern angewiesen

Ein Viertel der 16-60-jährigen Befragten hat von den Eltern eine größere finanzielle Unterstützung bekommen, hier zeigen sich keine Unterschiede bei den Generationen Z, Y und X. Allerdings erwarten sich drei von zehn Mitglieder (28 Prozent) der Gen Z noch weitere größere finanzielle Unterstützung von den Eltern, was deutlich über dem Schnitt liegt (Gen Y 13 Prozent, Gen X 8 Prozent). Überdurchschnittlich hoch sind auch die entsprechenden Erwartungen der jüngsten befragten Generation an die Großeltern. Einig sind sich sechs von zehn Befragte, die bereits größere finanzielle Unterstützung von den Eltern bzw. Großeltern bekommen haben oder noch erwarten: Ohne diese hätten sie sich bestimmte Anschaffungen nicht leisten können. Die Hälfte (49 Prozent) dieser Personen ist auch der Meinung, dass diese Unterstützung notwendig ist, um sich Wohnungseigentum finanzieren zu können.

Auch Anlageform wird weitervererbt

Die mit Abstand am häufigsten genutzten Anlageformen über alle Generationen hinweg sind Sparkonten oder Sparbücher, immerhin sechs von zehn Personen (57 Prozent) unter den 16-60-Jährigen verwenden diese. Bargeld (37 Prozent) liegt mit Lebens- und Pensionsversicherungen (36 Prozent) etwa gleichauf auf dem zweiten Platz.
Fast die Hälfte der Vertreter:innen aus Gen Z (49 Prozent), die Anlageformen nutzen, setzt dabei auf genau oder größtenteils dieselben Anlageformen wie ihre Eltern. Unter den Baby Boomern geben das hingegen nur 17 Prozent an, aber auch bei der Generation X sagen das nur zwei von zehn Personen (22 Prozent).

Finanzen sind ein Familienthema

Am stärksten vertrauen die in Österreich lebenden Menschen bei finanzieller Vorsorge über alle Generationen hinweg der eigenen Partnerin oder dem eigenen Partner, den Eltern und den eigenen Kindern (sofern man selbst Kinder im Alter von mindestens 15 Jahren hat). "Das ist gewissermaßen ein Teufelskreis, denn dementsprechend wird auch weitervererbt, welche Anlageformen verwendet werden. Doch Sparbücher, Konten oder Bargeld sind kein Weg, um Vermögen aufzubauen und für die Zukunft vorzusorgen", kommentiert Eichler. Fuhrmann hebt hervor.

Ein Fünftel der Gen Z investiert kaum in finanzielle Vorsorge, weil es auf Erbe hofft

"Unter den Baby Boomern sind über drei Viertel (77 Prozent) der Meinung, dass jeder Mensch für seine finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist – unter der Gen Z nur gut die Hälfte (55 Prozent). Die Gen Y (31 Prozent) und besonders die Gen Z (36 Prozent) sehen signifikant häufiger die Eltern in der Verantwortung für die finanzielle Vorsorge der Nachkommen, wie auch die Großeltern (Gen Y 12 Prozent, Gen Z 20 Prozent)", so Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei MindTake Research. Ein knappes Fünftel (18 Prozent) der Gen Z investiert derzeit nicht viel in die eigene finanzielle Vorsorge, weil es davon ausgeht, später einmal etwas zu erben oder vorzeitig geschenkt zu bekommen. Ein Viertel der jüngsten befragten Generation tut dies auch nicht, weil es davon ausgeht, später genug zu verdienen.

Rund neun von zehn der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren stimmen zu, dass Kinder und Jugendliche das Grundwissen im Bereich Finanz-Themen von den Eltern (86 Prozent) und von der Schule (86 Prozent) vermittelt bekommen sollten. Knapp drei Viertel (73 Prozent) der befragten Personen sagen, ganz gleich welcher Generation sie angehören: Ich wünschte, ich hätte schon als Kind bzw. in der Jugend mehr Grundwissen über Finanzthemen vermittelt bekommen.

www.uniqa.at

www.raiffeisen-versicherung.at

www.mindtake.com

Über die Studie

Durchgeführt wurde die für Österreich repräsentative Studie vom Marktforschungsinstitut MindTake Research, das im Zeitraum von 5.6. bis 7.7.2023 insgesamt 4.080 Personen befragt hat. Der Schwerpunkt lag auf den Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten der unterschiedlichen Generationen (Gen Z: 16-27 Jahre, Gen Y: 28-42 Jahre, Gen X: 43-58 Jahre, Baby Boomer: 59-77 Jahre).

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Über die Studie

Durchgeführt wurde die für Österreich repräsentative Studie vom Marktforschungsinstitut MindTake Research, das im Zeitraum von 5.6. bis 7.7.2023 insgesamt 4.080 Personen befragt hat. Der Schwerpunkt lag auf den Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten der unterschiedlichen Generationen (Gen Z: 16-27 Jahre, Gen Y: 28-42 Jahre, Gen X: 43-58 Jahre, Baby Boomer: 59-77 Jahre).

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