Heimische Banken dürfen sich über Milliardengewinne freuen

| Tobias Seifried 
| 09.10.2023

Die steigenden Zinsen verhelfen Österreichs Geldinstituten zu Rekordergebnissen. Notenbank-Experte warnt aber vor einer steigenden Gefahr von Kreditausfällen.

Des einen Leid ist des anderen Freud: Während heimische Kreditnehmer:innen unter der hohen Zinslast stöhnen, dürfen sich Banken über hohe Gewinne freuen. Wie die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) mitteilte, verdienen die heimischen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute bestens. Konkret wird das angehäufte Periodenergebnis für das erste Halbjahr 2023 auf 7,3 Milliarden Euro beziffert, was einer Verdoppelung des Halbjahresergebnisses aus dem Vorjahr entspreche. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sei der Anstieg beim Zinsergebnis um 3,6 Milliarden Euro gewesen. Ende August hat der Bankensektor Unterstützung für Kund:innen mit variablen Krediten angekündigt, diese jedoch an Forderungen geknüpft (LEADERSNET berichtete)

Massiver Anstieg im Jahresvergleich

Die aggregierten Betriebserträge lagen laut der OeNB in den ersten sechs Monaten des Jahres um vier Milliarden Euro bzw. 27,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Für diese Entwicklung sei fast ausschließlich der Anstieg beim Zinsergebnis (+3,6 Milliarden Euro bzw. +40,8 Prozent) verantwortlich, welcher wiederum hauptsächlich auf das veränderte Zinsumfeld zurückzuführen sei.

Das angehäufte Betriebsergebnis ist der Notenbank-Analyse zufolge im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Milliarden Euro bzw. 138,7 Prozent gestiegen. Für diese Entwicklung sei – neben dem Anstieg bei den aggregierten Betriebserträgen – hauptsächlich der Rückgang bei den Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellen Vermögenswerten, Sachanlagen und Beteiligungen in Höhe von zwei Milliarden Euro verantwortlich. Der starke Rückgang zum Vorjahresvergleichswert sei dabei – vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine – auf außergewöhnlich hohe Wertminderungen von Beteiligungen im Jahr 2022 zurückzuführen.

Insgesamt wurde beim angehäuften Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen ein Wachstum von 105,4 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro verzeichnet. Für diese Entwicklung sei hauptsächlich das gestiegene Betriebsergebnis verantwortlich. Darüber hinaus habe sich der Anstieg beim Gewinn aus nicht voll- oder quotenkonsolidierten Tochterunternehmen (+273 Millionen Euro) positiv auf das Halbjahresergebnis ausgewirkt.

Warnung vor Kreditausfällen

Die beschriebenen Entwicklungen und das Rekordergebnis für das erste Halbjahr 2023 seien allerdings vor dem Hintergrund eines eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds zu sehen - typischerweise würden Kreditausfälle erst zu einem späteren Zeitpunkt schlagend, während die positiven Effekte der Zinswende sofort zum Tragen gekommen seien. OeNB Vize-Gouverneur Gottfried Haber empfiehlt daher: "Die aktuell sehr gute Ertragslage sollte von den Banken zum Aufbau von Risikopuffern genutzt werden. Vorausschauende Risikovorsorgen und eine weitere Stärkung der Kapitalbasis schaffen Raum für künftige Kreditvergaben auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten."

www.oenb.at

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