Kaum ein Bereich ist so von den Krisen der letzten Jahre betroffen wie das Wohnen: pandemiebedingtes Home Office, die Energiekrise, steigende Wohnkosten rückten das Thema in den Fokus des gesellschaftlichen Interesses. Eine aktuelle, repräsentative Integral-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen sowie s REAL zeichnet ein Stimmungsbild, wie die Österreicher:innen ihre Wohnsituation selbst wahrnehmen und wie sie ihre Zukunft planen.
Wohn- und Energiekosten als Unzufriedenheitsfaktoren
Vier von fünf Österreicher:innen sind mit ihrer derzeitigen Wohnsituation zufrieden, doch trotz mehrheitlicher Zufriedenheit beschäftigen zwei Themen die Österreicher:innen besonders: Wohnkosten und Energieeffizienz. So würden sich 67 Prozent der Befragten eine Verbesserung bei den Energie- und 53 Prozent bei den Wohnkosten wünschen. Zusätzlich ist aber vielen Österreicher:innen auch Nachhaltigkeit wichtig: 66 Prozent wollen bei der Energie- oder Heizform nachbessern, 60 Prozent in die Nachhaltigkeit ihres Wohngebäudes investieren. Ein Grund für den großen Nachholbedarf ist das Alter vieler Wohnimmobilien in Österreich. Die Mehrheit der Österreicher:innen (59 Prozent) gibt an, in Gebäuden zu leben, die zwischen 15 und 60 Jahre alt sind. Jede:r Fünfte lebt nach eigener Aussage in Gebäuden, die älter als 60 Jahre sind, in Wien ist es sogar jede:r Vierte.
Sanierungswille besteht
Die Österreicher:innen sind aber gewillt, nachzubessern. So plant rund ein Viertel der Hausbesitzer:innen einen Heizungswechsel und jede:r Fünfte hat eine thermische Sanierung vor. Bei den zukünftig geplanten Heizformen stehen die Wärmepumpe mit 39 Prozent (aktuell: zehn Prozent), Fernwärme mit 37 Prozent (aktuell: 31 Prozent, Wien: 58 Prozent) und Pellets bzw. Holz mit 22 Prozent (aktuell: 20 Prozent) bei den Österreicher:innen hoch im Kurs. "Die Bedeutung der Energieeffizienz hat inzwischen einen viel höheren Stellenwert. Der Neubaumarkt reagiert bereits darauf und setzt vermehrt auf Wärmepumpen und Klimazertifikate. Alte Immobilien müssen in puncto Technik, Heizsystem und Nachhaltigkeit nachrüsten, hier ist in Wien mit einem höheren Aufwand zu rechnen", erklärt Martina Hirsch, Geschäftsführerin s REAL Immobilien.
Zufriedenheitskluft zwischen Mieter:innen und Eigentümer:innen
Unter jenen, die mit ihrer Wohnsituation nicht zufrieden sind, zeigen sich deutliche Unterschiede im Eigentumsverhältnis sowie in den verschiedenen Lebensphasen: Während unter Mietenden fast jede:r Dritte (31 Prozent) nicht mit seiner Wohnsituation zufrieden ist, ist es bei jenen, die in Eigentum leben nur jede:r Zehnte (neun Prozent). Insbesondere die jungen Umfrage-Teilnehmer:innen äußerten Unzufriedenheit.
Eigenheim als sichere Wertanlage
Nach ihrer bevorzugten Wohnform gefragt, geben 64 Prozent der Österreicher:innen an, Eigentum der Miete vorzuziehen. Zum Vergleich: Aktuell wohnen laut Studie 53 Prozent in Eigentum. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch (72 Prozent) nach den eigenen vier Wänden bei Familien. Eine Erklärung, woher der Wunsch vieler Österreicher:innen nach Eigentum kommt, liegt darin, dass der Großteil die Vorteile einer eigenen Immobilie erkannt hat, insbesondere als wertbeständige Anlage. 80 Prozent meinen, damit "eine Sorge weniger haben, wenn die Wohnung oder das Haus abbezahlt ist" und 76 Prozent "zahlen lieber die Kreditrate als Miete, damit das Haus oder die Wohnung irgendwann ihnen gehört". Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich dazu: "Eigentum bietet nicht nur Unabhängigkeit, es ist auf lange Sicht auch eine wesentliche Vorsorgekomponente. Und speziell in der Pension erweitert ein abbezahltes Eigenheim den finanziellen Spielraum und leistet damit einen essenziellen Beitrag zur Prävention von Altersarmut."
Die Finanzierung gestaltet sich in Zeiten steigender Zinsen und herausfordernder Regulatorik oftmals schwierig. Und dann sind da noch die weitersteigenden Immobilienpreise. 78 Prozent der Österreicher:innen denken, dass sich "Häuser oder Eigentumswohnungen nur Besserverdienende leisten können". Auch die durchschnittlichen Mieten und Betriebskosten steigen, laut Statistik Austria mit Ende 2022 um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während im Juli weitere Erhöhungen folgen. "Mit fallenden Zinsen ist so bald nicht zu rechnen, die Mieten steigen währenddessen weiter – mit einem Fixzinskredit zieht man langfristig die Kostenbremse", so die Empfehlung von Holzinger-Burgstaller.
Herausforderungen durch die KIM-Verordnung
Energiekrise, Inflation und konjunkturelle Abkühlung haben in Kombination mit zunehmender Regulatorik in Form der KIM-Verordnung dazu geführt, dass sich das Wachstum der Wohnkredite am Gesamtmarkt zuletzt verlangsamte. Aber der Bedarf an Finanzierungen besteht weiter, laut Umfrage wollen 30 Prozent von jenen, die in den nächsten Jahren einen Umzug planen, ihr neues Zuhause mittels Kredit oder Darlehen finanzieren. "Die wirtschaftlichen, aber auch regulatorischen Rahmenbedingungen sind momentan natürlich alles andere als einfach", sagt Holzinger-Burgstaller und führt weiter aus: "Hier sind aber alle Beteiligten gefordert – Stichwort KIM-Verordnung – um weitere Erleichterungen für Kreditnehmer:innen umzusetzen und so den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Auch der Vorstoß von Bundesminister Brunner, die Grunderwerbssteuer auf den Erwerb der ersten Immobilie abzuschaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung."
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