Vor einigen Tagen traf sich der Marketing Club Österreich zum Clubabend und diskutierte über das aktuelle Thema Nachhaltigkeit. Dabei ging es um Freiwilligkeiten und Verordnungen, um den unüberschaubaren Zertifikaten-Zirkus sowie über Greenwashing und Artensterben. Durch den Abend führte Birgit Schaller der Contentagentur BiSness bzw. der FHWien der WKW.
Von der Ablehnung bis zum Erfolg
Maimuna Mosser, Country Commercial Manager bei IKEA, eröffnete den Abend im IKEA Westbahnhof: "Wir befinden uns heute in einem international einzigartigem Flagshipstore", so Mosser und verwies dabei auf die Besonderheit dieses Geschäftes. Obwohl er ein Vollsortiment-Store ist, ist er völlig autofrei. Was zu Beginn auf Verwunderung oder sogar Ablehnung stieß, entpuppte sich laut Mosser als Erfolg. Die Kund:innen reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, so können jährlich zigtausende Autofahrten eingespart werden, was laut der Managerin auch die Stadt Wien in einer Untersuchung schon bestätigt hat.
"Auch das Gebäude selbst steht selbstverständlich für Nachhaltigkeit, von Photovoltaikanlagen, über die Bepflanzung, bis zu den Bienen am Dach", so Mosser.
Diverse Diskussionsrunde
Die anschließende Diskussionsrunde war sehr divers, eine besonders kritische Stimme erhob Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace: "Die Klimakrise ist nicht erst seit gestern präsent, doch endlich ist sie in der Gesellschaft angekommen, die Artenkrise leider noch nicht." Dabei wies Bittner darauf hin, dass wir bereits jetzt schon jeden Tag 150 Tier- und Pflanzenarten verlieren.
Bittner erwähnte in dem Zusammenhang auch das Thema Greenwashing, dass es fadenscheinig sei, dass jedes Unternehmen grün sei. "Wenn die Unternehmen scheinbar freiwillig schon so viel leisten, warum ist der Aufschrei dann so groß, dass es bald Regulierungen geben wird", so die Expertin. Auch Thomas Schmidt, Studiengangsleiter Marketing & Sales der FHWien der WKW, setzte hier an: "Die Frage ist, wie wir diesen Dschungel an Nachhaltigkeitsversprechen ehrlich an die Konsument:innen kommunizieren können, wir haben dafür nicht eine Stunde Zeit." Seiner Meinung nach muss es ein Regelwerk geben, dass die Durchschnitts-Konsument:innen verstehen, ohne zu verwirren.
"Die Kund:innen werden immer gescheiter"
Nicht nur an diesem Abend musste sich Susan Brunner, Senior Sustainability Manager Mondi Group, den kritischen Fragen stellen. Die Kund:innen würden immer gescheiter werden und stellen immer mehr Fragen. Ob sich der Aufwand von ordentlicher Nachhaltigkeitsarbeit lohne: "Wir haben unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht bereits 2007 veröffentlicht, das ist keine Kleinigkeit. Doch er ist auch die Zusammenführung aller Fakten und zeigt, wie unsere Performance im Vorjahr war. Was wiederum einen Impact auf Ratings und Rankings hat", sagt Brunner.
Mit dabei war auch Paul Kolarik, Geschäftsführer der Luftburg – Kolarik im Prater. Seit 2019 werden in seinem Restaurant mit 1200 Sitzplätze ausschließlich Speisen und Getränke von biozertifizierten Betrieben serviert. "Bio ist das Versprechen, das wir abgeben - möglichst regional. Natürlich sprechen wir damit Familien an, die weniger preissensitiv sind, denen aber auch nicht 'wurscht' ist, was sie essen", so der Gastronom.
Das Schlusswort übernahm Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager bei IKEA Österreich, und meinte, dass die Forderungen nach Nachhaltigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Chance angesehen werden sollten.
LEADERSNET war beim MCÖ-Clubabend. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
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