Ich bin Österreichs einzige "Schaltschrank-Bäuerin"!

| Redaktion 
| 16.04.2023

Compact Electric ist in ganz Österreich vertreten und freut sich über alle Kund:innen - unabhängig deren Größe. Im LEADERSNET-Interview spricht Ulrike Haslauer, Geschäftsführerin der Compact Electric GmbH, über die Ursprünge ihres Unternehmens, das Geschäftsfeld Energieerzeugung, potenzielle zukünftige Entwicklungen dieses Sektors und ihre langjährige Technikaffinität.

LEADERSNET: Frau Haslauer, was genau steckt hinter der Marke Compact Electric?

Ulrike Haslauer: Wie der Name schon ein wenig verrät, handelt es sich bei Compact Electric um einen Elektrotechnikbetrieb. Was bedeutet das konkret? Wir bauen unter anderem Verteilerschränke, Anlagen für Heizung, Lüftung, Klimatisierung, sogenannte Mess - Steuerungs- Regelungs- Anlagen, die in großen Gebäuden wie beispielsweise dem Parlament oder der Hofburg, die Heizung und Lüftung sowie die Klimatisierung steuern. Darüber hinaus haben wir auch Industrieanlagen, die weltweit über die andere Seite in Wasserkraftwerken implementiert werden. Man kann also sagen, dass es ein reiner Elektrotechnikbetrieb ist.

LEADERSNET: Ich kann mir vorstellen, dass eine Frau innerhalb dieser Branche eher als Seltenheit gilt. Könnten Sie einen kurzen Einblick darüber geben, woher diese Technikaffinität stammt?

Haslauer: Das ist völlig richtig - also ich kann sagen, dass mich die Technik prinzipiell fasziniert. Ich würde mich selbst ein wenig als mathematischen Typ bezeichnen. Das war bereits in der Schule so und schon damals hat mich diese Materie sehr interessiert. Als ich 16 Jahre alt war, hat mein Vater die Firma Compact Electric schließlich von ihrem Vorbesitzer erworben. Damals habe ich ihm gegenüber geäußert, dass ich das Unternehmen in späterer Folge übernehmen möchte. Anfangs war er skeptisch, da sich zu der Zeit bezüglich Frauen und Technik einige Vorurteile gehalten haben. Aber ich habe diese Entscheidung nie bereut und ich kann das Berufsfeld Technik nur empfehlen, da ich es als wirklich schönes Arbeiten empfinde. Natürlich sollte ein gewisses Maß an Kompetenz an den Tag gelegt und dieses auch demonstriert werden. Ich habe beispielsweise eine kaufmännische Ausbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen. Im Rahmen dieser Ausbildung habe ich mir die Fähigkeiten angeeignet, die nötig sind, um das Unternehmen fundiert führen zu können. Schließlich habe ich mich mit einer Zusatzausbildung am BFI auf den Bereich Elektronik und Mechatronik spezialisiert, dieser Zusatz war im Endeffekt ebenso wichtig für meine berufliche Laufbahn.

LEADERSNET: Sie führen das Unternehmen mittlerweile seit rund 33 Jahren. Welche Veränderungen hat es seitdem gegeben und in welche Richtung könnte sich die Firma entwickeln?

Haslauer: Nun ja, also wir haben uns im Laufe der Zeit konstant vergrößert. Wir haben mit angemieteten Geschäftslokalen in Meidling angefangen, diese haben wir auch zur Fertigung genutzt. Dadurch erhielt unsere Produktion einen gewissen gewerblichen Charakter. Zu Beginn umfasste unser Team circa 15 Mitarbeiter:innen, mittlerweile haben wir mit unseren Leiharbeiter:innen rund 80 Mitarbeiter:innen. Im Jahr 2017 habe ich schließlich ein eigenes Gebäude mit insgesamt 3800 Quadratmetern erworben, das wir ebenfalls zur Fertigung, Produktion und auch zur weiteren Entwicklung nutzen. Im Hinblick auf unsere weitere Reise kann ich nur sagen, dass wir genauso mit der Zeit gehen müssen und das nicht nur im Bereich Schaltschrankbau. Wir haben auch eine Abteilung für Entwicklungselektronik, in der wir auch sehr gefordert sind. Wir legen auch in den Bereichen Spannungsüberwachung, Photovoltaikanlagen, Frequenzüberwachung und Erdschlussortung den Fokus darauf, regelmäßig neue Produkte zu liefern.

 

LEADERSNET: Sie sind meines Wissens auch international tätig. Wen zählen Sie zu den Geschäftspartner:innen Ihres Unternehmens?

Haslauer: Auf internationaler Ebene arbeiten wir mit großen österreichischen Konzernen wie beispielsweise Siemens, ABB, GE oder Andritz Hydro zusammen. Man kann also sagen, dass es sich hier um richtig große Player und eindrucksvolle Firmen handelt, die in Österreich und auch bei mir fertigen lassen. Diese Anlagen werden dann weltweit an die jeweiligen Kraftwerke installiert. Aber nicht nur das, wir verfügen generell über ein sehr großes Produktportfolio. Prinzipiell müssen unsere Angebote mit den jeweiligen Kund:innen oder Interessent:innen direkt besprochen werden, um ihnen einen besseren Überblick zu bieten. Also zu unseren Geschäftspartner:innen zähle ich kleinere Elektrohändler:innen und Elektriker:innen, die Photovoltaikanlagen bauen oder unsere Spannungsüberwachungsrelais kaufen, ebenso wie große Industriebetriebe. Wir sind in ganz Österreich vertreten und freuen uns über jeden Kunden - unabhängig von der Größe seines Unternehmens.

LEADERSNET: Stichwort: Nachhaltigkeit. Kann diese innerhalb Ihrer Branche als treibender Faktor betrachtet werden? In welche Richtung kann sich ein Unternehmen mit Blick auf die Nachhaltigkeit entwickeln? Erschließen sich aus Ihrer Sicht in Zukunft in diesem Bereich weitere, umsatzträchtige Geschäftsfelder?

Haslauer: Definitiv. Also ich kann sagen, dass wir im Bereich der Energiewirtschaft sehr viel zu bieten haben, auch für Photovoltaikanlagen. Wir haben uns so aufgestellt, dass wir grundsätzlich auch komplette Photovoltaikanlagen mit Produkten aus Österreich anbieten können. Ich glaube, dass das einen wesentlichen Schritt für Compact Electric darstellt, da wir hier einen Teil zur nachhaltigen Energieerzeugung beitragen können. Und ich für meinen Teil bin sehr froh, dass dieser Energietrend seinen Weg zurück zum Standort Europa und auch zurück nach Österreich findet und die Produktion auch hier wieder stattfindet. Genau da sind wir eigentlich stark und können zur Realwirtschaft beitragen, hier am Standort in Wien.

LEADERSNET: Das wäre also ein Plädoyer für den Industriestandort Wien, sozusagen.

Haslauer: Ja, ganz genau. Ich bin auch sehr stolz, in dieser Größe am Rand von Wien produzieren zu können. Wir sind im Hinblick auf die Infrastruktur sehr gut aufgestellt. Also Wien bietet zahlreiche und vielversprechende Gelegenheiten für einen produzierenden Betrieb.

LEADERSNET: Welche Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft? Dürfen wir uns auf sie freuen oder sollten wir ihr, in Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen und Krisen, mit einem gewissen Maß an Respekt entgegengehen?

Haslauer: Ich vertrete die grundsätzliche Einstellung, dass man sich immer auf die Zukunft freuen sollte. Wie mir die Vergangenheit gezeigt hat, kann ständig etwas Unvorhergesehenes passieren und man muss damit zurechtkommen. Aber aus meiner Sicht gibt es immer einen Weg aus schwierigen Zeiten, man sollte sich als Unternehmer nur positive Einstellung bewahren. Wenn man in der Lage ist, das zu tun - wächst man meiner Meinung nach auch mit der Herausforderung.

LEADERSNET: Abschließend hätte ich noch eine Frage zum Thema Employer Branding. Welche Empfehlungen würden Sie als Frau in der Technikbranche zukünftigen Jobanwärter:innen für Jobs innerhalb dieser Industrie - oder der Technikbranche abgeben?

Haslauer: Ich kann nur empfehlen, weiter in diese Richtung zu gehen und eine technische Ausbildung anzustreben. Wir haben eine hervorragende technische Universität bei uns in Wien, wir haben tolle FHs wie beispielsweise die FH Campus in Favoriten - das sind nur zwei Beispiele für Hochschulen, die potenziellen Student:innen eine fundierte technische Ausbildung ermöglichen könnten. Eines steht unumstritten fest: Wir brauchen Technikerinnen und ich möchte auch über die Innung der Mechatroniker immer wieder Frauen ansprechen. Damit möchten wir einerseits erreichen, dass Frauen in dieser Branche als Vorbilder betrachtet werden und andererseits möchten wir zeigen, dass der Technikbereich schön sein kann. Wir möchten nicht nur hervorheben, dass es sich hierbei um einen zukunftsträchtigen Bereich handelt, sondern, dass diese Branche auch sehr erfüllend sein kann.

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1230 Wien
Telefon: +43 1 815 12 71 – 0
E-Mail: office@compactelectric.at

Ansprechpartnerin:
Mag. Ulrike Haslauer

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Toller Beitrag! Als Frau finde ich es persönlich immer motivierend die Erfolgsgeschichten anderer Frauen zu lesen. Meiner Meinung nach sollte es ja viel mehr weibliche Führungskräfte auf Entscheidungsebene geben- aber wir arbeiten ja dran 😉 Mich hat es sehr gefreut, als meine Tochter beschlossen hat ihren eigenen Weg zu gehen und auch in die technische Richtung gegangen ist, obwohl ihre Freundinnen andere Wege eingeschlagen haben. Inzwischen ist sie aber schon im 3 Lehrjahr für das Berufsbild Mechatronik und glücklich damit. Hat sich wie im Beitrag auch erwähnt, auf alternative Antriebstechniken und Umweltschutz spezialisiert. Finde generell dass die Lehre für junge Menschen eine so tolle Alternative zum klassischen Bildungsweg darstellt, gerade wenn man Interesse hat und bisschen Geschick. Meine Tochter geht jedenfalls ihren Weg und schützt damit noch unsere Erde. Doppelt stolz kann ich da als Mutter nur sein! 🙂

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