Im November 2021 habe man das Einkaufszentrum noch mit viel Elan eröffnet. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wendete sich wenige Woche später das Blatt und für die Betreiber:innen, Mitarbeiter:innen und Gäste des "Respublika Park" offenbarte sich eine ungewisse Zukunft. Nun zieht Vassili Tolstunov, Managing Director von Trafin, Bilanz, erläutert die Entwicklungen der letzten Monate und begründet seine Entscheidung, der Ukraine als Wirtschaftsstandort treu zu bleiben.
Mit dem Vorhaben, eine Transformation des Auslaufmodells "klassisches Shopping-Center" zu realisieren, sei das österreichische Unternehmen, das zur T&F-Gruppe gehört, 2018 angetreten – und hat die ukrainische Hauptstadt Kyjiw als wirtschaftlich aussichtsreichen Standort ausgewählt.
Ende 2021 eröffnete schließlich der "Respublika Park" (LEADERSNET berichtete) im Süden der Stadt als Ergebnis der Vision eines Shopping-, Entertainment- und Community-Centers der Zukunft: Auf einer Geschäftsfläche von rund 300.000 Quadratmetern erstrecken sich nicht nur mehr als 500 Shops, sondern auch ein Virtual-Reality-Themenpark, eine grüne Indoor-Parkanlage, eine 525 Meter lange Indoor-Achterbahn, eine Sky Diving-Anlage, über 15 Kinosäle und ein 9.000 Quadratmeter großer Food Court.
"Schon bei der Konzeptionierung des Respublika Park war es uns ein zentrales Anliegen, auf die im Wandel befindlichen Ansprüche heutiger Konsumenten zu achten. Wir wollten ein hohes Niveau an Kundenservice, Entertainment und Community-Feeling bieten", so Vassili Tolstunov. Die T&F-Gruppe war 2018 als Teil einer Wirtschaftsdelegation im Rahmen eines Staatsbesuchs von Bundespräsident Alexander van der Bellen in die Ukraine gereist und hatte das Land wie eine Reihe anderer Betriebe aus Österreich als Investitionsstandort ausgewählt, dem ausgezeichnete Wachstumsperspektiven und eine Brückenfunktion zwischen Ost und West zugeschrieben wurden. Im Februar 2022 wurde das wirtschaftliche Spielfeld dann auf den Kopf gestellt.
Humanitäre Hilfe als Teil des neuen Alltags
Der Krieg, von der auch die Bevölkerung Kiews in Mitleidenschaft gezogen wurde – noch bis April 2022 war die Stadt mit mehr als drei Millionen Einwohnern unmittelbar von russischen Truppen bedroht – hatte auch unmittelbare Auswirkungen auf den Respublika Park und seine rund 5000 Mitarbeiter:innen. Kurz nach Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 wurde das Zentrum geschlossen und erst ab 25. April wieder für den regulären Besuch eröffnet. Auf Initiative der Wiener Trafin und der von Tolstunov und seinem Team gegründeten Austrian Aid Community (aac) wurden währenddessen in Österreich Ressourcen für die Opfer des Krieges mobilisiert.
"Im Rahmen der aac unterstützten ab März 2022 heimische Unternehmer mit Geld- und Sachspenden für Personen, die es geschafft haben, nach Österreich zu flüchten und jene, die vor Ort verharren mussten", erzählt Tolstunov. Das Unterfangen mündete in der Lieferung von insgesamt 40 Tonnen an Hilfsgütern, die per LKW von Wien in die Ukraine geliefert wurden.
Einkaufszentrum wird zum "Punkt der Unzerstörbarkeit"
Diese humanitäre Energie fände sich nun auch im Respublika Park wieder, wo der Esprit des Community-Centers unter völlig anderen Umständen wiederbelebt worden sei: Ende 2022 eröffnete dort mit Unterstützung der Stadtverwaltung einer der über 5.000 "Punkte der Unzerstörbarkeit" in der Ukraine – Orte, an denen Personen sich aufwärmen, mit Hilfe von Stromgeneratoren ihre Handys bei Stromausfällen aufladen können, und an denen Hilfe für Mütter mit Kindern geboten wird.
"Mit der Eröffnung eines Punktes der Unzerstörbarkeit wollen wir Unterstützung für die Menschen in Kiew und damit auch für unsere Mitarbeiter:innen und Kund:innen leisten", legt Tolstunov dar und fährt fort: "Zugleich ist die Maßnahme auch Teil unserer Strategie zur Wiederaufnahme des Betriebs im Respublika Park unter veränderten Bedingungen. Wir überwinden Schwierigkeiten und Probleme und finden gemeinsam mit dem Team Lösungen für Notfälle."
Zwischen 20.000 und 60.000 Besucher:innen
Es seien veränderte Bedingungen, die zu einem veränderten Alltag geführt haben – ein Alltag, der nicht nur von Notstromgeneratoren geprägt sei, sondern auch von Solidarität und Zusammenhalt. Letzterer werde mitunter durch die Wiederaufnahme der Marketingaktivitäten proaktiv gefördert: Seit der Wiedereröffnung wurden im Center Konzerte und Fashion Shows ukrainischer Künstler, Kinderfeste, Hochzeiten ukrainischer Promis (beispielsweise eines bekannten Soldaten) und Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten von Kriegsopfern organisiert.
Der Instagram-Account des "Respublika Park" widmet sich eben diesen Highlights und soll sie in die Welt hinaus tragen. Das Engagement scheine Früchte zu tragen. Denn neben dem Zuzug von insgesamt 43 neuen Mieter:innen im Laufe von 2022 – darunter Bugatti, Gerry Weber, Oui, Marina Militare, Ultrashop, Levi's und EA7 – bevölkern mittlerweile wieder zehntausende Besucher den Respublika Park – 20.000 seien es durchschnittlich wochentags, 60.000 an Wochenenden.
Im Jahr 2022 fanden insgesamt neun Millionen Menschen den Weg in das Zentrum. Aktuell sind alle Shops geöffnet. Der Vermietungsgrad beträgt 74 Prozent. "Die Innovation, die Atmosphäre, die Qualität des Mieter:innenmixes und der unterbrechungsfreie Betrieb durch Generatoren bei Stromausfällen sind die wichtigsten Wettbewerbsvorteile. Und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft. In diesem Sinne wollen wir zeigen, dass wir nach wie vor an den Wirtschaftsstandort, das Projekt, unsere Vision und unsere Mitarbeiter vor Ort glauben", so Tolstunov abschließend.
www.respublikapark.com
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