Die Krise wird uns zwar weiterhin begleiten, jedoch lässt die aktuelle Lage hoffen, dass wir endlich eine Chance auf die nötige Energiewende haben.
Die Energiekrise wird uns weiterhin begleiten – die Preise bleiben auf einem hohen Niveau
Mit dem Krieg in der Ukraine ist eine Energiekrise ausgelöst worden, die man seit dem Ölpreiskrise in den 70er Jahren nicht mehr gesehen hat. Auch damals hat dieser schlagartige Preisanstieg zu einem Schock geführt und die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern gezeigt. Wie wurde 1973 reagiert? In Österreich wurden vor allen kurz- bzw. mittelfristige Maßnahmen ergriffen, um den Energieverbrauch der Haushalte zu reduzieren. Dazu zählte z. B. ein Tempolimit, verlängerte Schulferien ("Energieferien") und ein "autofreier Tag". In den Folgejahrzehnten hat unsere Gesellschaft jedoch geglaubt, dass eine derartige Energiekrise durch eine enge wirtschaftliche Verflechtung nicht mehr passieren könne. Mit Folgen, die wir heute zu spüren bekommen: Der Abhängigkeit von scheinbar günstigen fossilen Energieträgern wurde nicht die notwendige Bedeutung zugeschrieben.
Die Energiepreise werden auch 2023 auf einem sehr hohen Niveau bleiben. Viele Verbraucher:innen werden erst im kommenden Jahr den Preisschock erleben, da sie für das Jahr 2022 von einem fixen Strom- bzw. Gaspreis profitiert haben. Was muss sich 2023 ändern? Um nicht die gleichen Fehler der Ölpreiskrise '73 zu wiederholen, muss langfristig gedacht werden. Maßnahmen wie die Strompreisbremse und weitere Unterstützungen für Unternehmen sind wichtig, aber nicht ausreichend. Es muss in eine nachhaltige Energieversorgung investiert werden. Unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden ist ein Marathon, kein Sprint.
Der Ausbau erneuerbarer Energieträger wird schneller voran gehen
Die aktuelle Energiekrise kann insofern auch als Chance gesehen werden, dass endlich notwendige Maßnahmen gegen die Erderwärmung ergriffen werden. Auch in Österreich basiert die Energienutzung noch zu zwei Dritteln auf fossilen Energieträgern. Um die Agenda 2030 bzw. die Klimaneutralität bis 2040 in Österreich auch nur annähernd erreichen zu können, bedarf es einer Vervielfachung des Ausbaus von PV-Anlagen und Windkraftwerken. 2023 wird die Bereitschaft, sich mit Investitionen von Eigenstromerzeugungsanlagen auseinanderzusetzen, massiv steigen. Das hat man bereits 2022 gesehen – leider aber daran, dass die Fördertöpfe der ÖMAG teilweise schon nach etwas mehr als einer Minute ausgeschöpft waren. Dadurch konnte nur ein kleiner Teil der Förderanträge genehmigt werden. Für 2023 ist Ähnliches zu erwarten.
Was sich aber ändern wird: Durch den verstärkten Ausbau von erneuerbaren Energieanlagen sind die Netzbetreiber stark gefordert. 2023 wird es zu einer weiteren Standardisierung bei den Netzanträgen kommen, um die Abwicklungs- und Genehmigungszeiten zu verkürzen.
Energieeffizienz bekommt erstmals wieder Bedeutung
In den letzten Jahren war Energie zu günstig, um Verbraucher:innen zu Maßnahmen zu motivieren, um weniger Energie zu verbrauchen. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die neue Devise lautet: Energieverbrauch vermeiden, Energieverbrauch reduzieren. Ressourceneffizienz wird 2023 damit eine genauso wichtige Rolle zugeschrieben, wie dem Ausbau erneuerbarer Energien. Denn jede Energieeinheit, die nicht verbraucht wird, macht sich bezahlt. Das gilt für alle Verbrauchssektoren – ob Haushalt, Gewerbebetriebe oder Industrieunternehmen.
Der eigene Energieverbrauch wird stärker kontrolliert
Was für Großverbraucher:innen durch Energieaudits oft schon zum Alltag gehört hat, wird sich 2023 auch bei kleineren Unternehmen und Haushalten durchsetzen: Eine Beobachtung und ein Reporting des Energieverbrauchs. Obwohl wir mit dem Smart Meter Ausbau in Österreich noch weit hinter der EU-Vorgabe liegen, machen sie sich 2023 für viele bezahlt. Es wird leichter, den eigenen Energieverbrauch im Blick zu halten und dadurch hohe Nachzahlungen zu vermeiden. Das bedeutet auch, dass freiwillige Energieaudits und Energiebuchhaltung zur Unterstützung der Finanzbuchhaltung bei Unternehmen wichtiger werden.
Die Politik muss Verantwortung übernehmen
In den letzten Jahren hat die österreichische Politik zu wenig getan, um die Energieversorgungssicherheit zu garantieren und eine zukunftsfähige, klimaneutrale Energiezukunft in Österreich aufzubauen. Der öffentliche Druck, das 2023 zu ändern, ist jetzt zu spüren und lässt darauf hoffen, dass sich etwas ändert.
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