Die Europäische Zentralbank hebt den Leitzins erneut stark an

| Tobias Seifried 
| 27.10.2022

Im Kampf gegen die hohe Inflation wurde erneut eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte beschlossen. Zudem werden künftig Extragewinne der Banken begrenzt.

Wie im Vorfeld erwartet, hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer kürzlich eingeleiteten progressiven Zinspolitik fest. Kein Wunder, schließlich ist die Inflation im September im Euro-Raum auf das Rekordniveau von 9,9 Prozent gestiegen.

0,75 Prozentpunkte

Am Donnerstag haben die Währungshüter erneut eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte beschlossen. Damit steigt der Leitzins auf 2,0 Prozent. Geschäftsbanken, die sich frisches Geld bei der Notenbank leihen wollen, müssen dafür also exakt zwei Prozent bezahlen. Der Einlagensatz wurde ebenfalls um 0,75 Prozentpunkte auf nun 1,50 Prozent erhöht.

Die aktuelle Zinserhöhung ist die Dritte binnen weniger Monate. So hatten die Euro-Währungshüter am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euro-Raum wieder angehoben. Am 8. September ging es dann – wie jetzt - um 0,75 Prozentpunkte nach oben. Davor hatten zahlreiche Finanzexert:innen kritisiert, dass die EZB zunächst viel zu langsam und unentschlossen auf die dahingaloppierende Inflation im Euro-Raum reagiert habe.

Weitere Ankündigungen

Neben der Zinserhöhung kündigte die Europäische Zentralbank unter der Leitung von Christine Lagarde am Donnerstag an, dass der EZB-Rat den künftigen Leitzinspfad an der Entwicklung der Inflations- und Wirtschaftsaussichten ausrichten werde. Die Zinsschritte würden dabei von Sitzung zu Sitzung festgelegt.

Zudem sollen am 23. November 2022 Änderungen in Kraft treten, mit denen die risikolosen Extragewinne der Banken begrenzt werden. Diese fließen den Geldinstituten aufgrund der Zinswende im Zusammenhang mit einer früheren Serie zielgerichteter langfristiger Kreditspritzen ("TLTRO III") mit extrem günstigen Konditionen zu.

Fazit

Inwieweit diese Entscheidungen die Inflation abschwächen können, bleibt abzuwarten. Für Sparer:innen sind es jedenfalls gute Nachrichten, auch wenn die Teuerungsrate nach wie vor deutlich über den Zinssätzen liegt. Kreditnehmer:innen müssen künftig hingegen tiefer in die Tasche greifen. Bestehende Bankkund:innen sind davon vor allem dann betroffen, wenn sie sich für einen Kredit mit variablem Zinssatz entschieden haben. Und natürlich betrifft das auch alle Unternehmen, die für Expansionspläne neue Kredite aufnehmen müssen.

www.ecb.europa.eu

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