iPad-Zeitung "The Daily" vor Scheitern

Minus von 25 Mio. Euro und Massenentlassungen bei News Corp.

Das Imperium des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch findet keinen Weg aus den Schwierigkeiten. Das Prestigeprojekt "The Daily" http://thedaily.com , mit dem News Corp die Medienwelt revolutionieren wollte, muss sich wegen finanzieller Schwierigkeiten von einem Drittel der Belegschaft trennen. Hinzu kommt der Prozess um den Abhörskandal, der noch immer hohe Wellen schlägt. Der britische Crown Prosecution Service http://cps.gov.uk überlegt jetzt, rechtliche Schritte gegen das Management-Team einzuleiten.

50 Kündigungen auf einen Schlag
 
"News Corp hat seit dem Abhör-Skandal ein großes Problem. Online-Portale können nur schwarze Zahlen schreiben, wenn sie unverwechselbare Inhalte schaffen. Es ist also keine Frage des Systems, sondern eine Frage des Nachrichtenwertes. Die Medienindustrie beklagt ja seit den 1990er-Jahren, dass man nicht von Anfang an Geld für Inhalte verlangt hat. Momentan ist die Not noch nicht groß genug und es wird sich immer ein Portal finden, das Informationen kostenlos anbietet", sagt Medienexperte Peter Plaikner.
 
Die Internet-Zeitung "The Daily" wurde vor rund 18 Monaten eingeführt und war die erste Zeitung, die speziell für das iPad entwickelt wurde. Von der anfänglichen Euphorie ist jedoch nicht viel übrig. Am Dienstag teilte die Geschäftsführung mit, dass man sich von 50 Mitarbeitern trennen muss. Laut Medienberichten wurden die Entlassenen von einem Sicherheitsteam aus dem Bürogebäude eskortiert. Dieser Schritt kam für die Mitarbeiter überraschend, denn noch vor wenigen Wochen bestritt Chefredakteur Jesse Angelo, dass sich die Publikation in Schwierigkeiten befindet und bei News Corp über die Einstellung der Zeitung nachgedacht wird.
 
Um Kosten einzusparen, sollen jetzt Meldungen von Fox News http://foxnews.com übernommen werden. Eine weitere Maßnahme ist die Einstellung der Produktion von Webseiten, die auf dem iPad sowohl vertikal als auch horizontal gelesen werden können. "The Daily war eine Revolution der Medienlandschaft - wir haben die Medienproduktion überdacht. Wir glauben, dass sich ein gesundes Produkt ständig verändern muss", kommentiert Angelo die Sparmaßnahmen. Laut inoffiziellen Angaben soll das Online-Medium 100.000 zahlende Abonnenten haben. Trotzdem hat das Unternehmen im vergangenen Jahr ein Minus von rund 25 Mio. eingefahren.
 
Manager sollen sich verantworten
 
News Corp machte 2011 Schlagzeilen, nachdem Journalisten der britischen Sonntagszeitung "News of the World" Telefonmailboxen illegal abgehört und Polizisten bestochen haben sollen. Das Gerichtsverfahren läuft zwar noch, Murdoch hat die Zeitung aber bereits im Juli 2011 eingestellt. Die Anwälte des britischen Crown Prosecution Service prüfen zur Zeit, welche Rolle die Vorstandsmitglieder von News Corp beim Abhör-Skandal gespielt haben. Eine strafrechtliche Verfolgung hätte eine starke Auswirkung auf Entscheidungen der britischen Regulierungsbehörde Ofcom, die über Sendelizenzen entscheidet. Dem Konzern könnten beträchtliche finanzielle Aufwändungen bevorstehen.
 
Der höchste Unternehmensmanager, der sich bisher vor Gericht verantworten musste, ist Rebekah Brooks, die ehemalige Direktorin von News of the World. Sie ist dem Vorstand 2009 beigetreten und musste vergangenes Jahr ihren Hut nehmen. Sie bestreitet ihre Verwicklung in den Abhör-Skandal. (pte)

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