Die einen sehen Artifical Intelligence (AI – zu deutsch Künstliche Intelligenz) als Allheilmittel – für andere ist sie der direkte Weg in die "selbstverschuldete Unmündigkeit", denn menschliches Fachwissen und medizinische Erfahrung in Kombination mit Kreativität würden durch Maschinen nie ersetzt werden können, so das Credo. Unbestritten ist aber: AI hat das Potential, menschliche Fähigkeiten zu verbessern.
Im Rahmen der jüngsten "Top Speakers Lounge" der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) im Museumsquartier (MQ) diskutierten – unter dern Moderation von Markus Hengstschläger – Zühlke-Österreich-CEO Nikolaus Kawka, PwC-Österreich-Digital-Leader Gerald Dipplinger und Internist und Future-Health-Lab-Vienna-Initiator Siegfried Meryn über die Zukunft der Medizin. Die Begrüßung erfolgte durch HKSÖL-Präsident Alexander Riklin und im Anschluss versuchte Machine-Learning-Spezialist und Zühlke-Head-of-Solution-Center-AI Philipp Morf in seiner Keynote-Speech eine Lanze für Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin zu treffen.
Verhinderte Fehldiagnosen
"Die meisten, die von AI sprechen, meinen Deep Learning. Durch den Einsatz medizinischer KI-Lösungen können wir Ärztinnen und Ärzte von repetitiven Aufgaben entlasten, Fehldiagnosen verhindern und weltweit den Zugang zu besseren Behandlungen erleichtern. Ein heutiger Arzt hat pro Patient sieben Minuten Zeit. 30 Prozent seiner Zeit verbringt er aber mit administrativen Tätigkeiten", so Morf. Hier könne KI Abhilfe schaffen und die Effektivität steigern. Bis zu sechs von zehn Behandlungen würden sich nämlich im Nachhinein als unnötig herausstellen: "Hier kann der Algorithmus die Fehlerquote senken. Auch bei der Versorgung. Weltweit gibt es im Durchschnitt zwei Ärzte pro 1.000 Einwohner, in Afrika nur 0,3. AI kann hier Applikationen zur Verfügung stellen, wo die Patienten bei sich zu Hause ohne ärztliche Unterstützung Krankheiten erkennen können."
Auch bei der Diagnose kann AI höchst erfolgreich den Medizinern unter die Arme greifen: "Wir haben einen Algorithmus zur Differenzialdiagose entwickelt. Der Arzt befragt den Patienten, gibt die Antworten und Messwerte ein. Auf Knopfdruck erhält man die Antwort, um welche Krankheit es sich handelt, und das mit einer Treffsicherheit von 97 Prozent. Das ist besser als bei einem Menschen. Aber je mehr AI Ärzte einsetzen, umso mehr müssen sie sich auf den Menschen konzentrieren."
Coronasimulator als Beispiel
Wie dieser Fokus auf den Menschen konkret aussieht, erklärte Gerald Dipplinger, Digital Leader PwC Österreich, anhand eines von ihm und seinem Team entwickelten Coronasimulators: "Wir haben eine KI entwickelt, die die Wahrscheinlichkeit in Räumen berechnet, sich mit COVID anzustecken. Der Coronasimulator ist ein digitaler Zwilling. Man simuliert den Arbeitsplatz und zeigt die Ausbreitung der Aerosole im Hinblick auf die Auslastung. Damit erhöhten wir die Akzeptanz der Hygienemaßnahmen der Mitarbeiter, da man gut zeigen konnte, was passiert, wenn man sich falsch verhält."
Unter den Gästen befanden sich unter anderem Ina Gruber (Swiss Business Hub), Ahmad Haj Mosa (PwC), Rudolf Krickl (PwC Österreich), Alexander Riklin (Alcar Holding), Barbara Schedler-Fischer (Schweizerische Botschaft in Wien), Rudi Semrad (Semrad-Coaching), Michal Spiller (Lindt & Sprüngli Austria), Barbara Cech (OMV), Franz Rossler (European Trans Energy), Rechtsanwalt Michael Perez, Oliver Lehmann (IST Austria) und Christoph Stieg (Perfact-Consulting).
LEADERSNET war bei der Diskussion: Eindrücke gibt es hier. (ca)
www.hk-schweiz.at
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