Wolfgang Fellner zieht sich zurück und teilt gegen "Krone-Imperium" aus

Der Verleger äußert sich in einem "Österreich am Sonntag"-Artikel über die Belästigungsvorwürfe gegen ihn.

"Schlammschlacht", "Kampagne gegen ihn" oder "frauenfreundlichstes Unternehmen im Mediensektor": So lauten einige der Schlagwörter, die Wolfgang Fellner in dem von ihm verfassten Artikel "Wolfgang Fellner: Das sagt er zur Kampagne gegen ihn" – in dessen Unterüberschrift er die "Wahrheit über die 'Causa Fellner'" verspricht – in der Österreich am Sonntag verwendet.

Schwere Anschuldigungen

Der Gründer der oe24-Mediengruppe war jüngst in die Schlagzeilen geraten, nachdem die deutsche Zeitung Die Zeit Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die von einer ehemaligen oe24.tv-Mitarbeiterin gegen Fellner erhoben werden, publik gemacht hat. Die Anschuldigungen wiegen schwer: So soll der 66-Jährige die Moderatorin Raphaela Scharf begrapscht, mit anzüglichen Kommentaren bedacht, bedrängt und eingeschüchtert haben. Neben Scharf hat auch eine weitere ehemalige Mitarbeiterin der oe24-Gruppe, die heutige Krone.tv-Moderatorin Katia Wagner, ähnliche Vorwürfe gegen den Medienunternehmen öffentlich geäußert, die mittlerweile jedoch verjährt sind.

Fellner und Scharf liefern sich derzeit eine Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht. Die Moderatorin hat gegen die Firma Austria Digital auf Rücknahme ihrer Entlassung und Wiedereinstellung bei oe24.tv geklagt. Im Gegenzug hat der Österreich-Boss gegen Scharf eine Klage auf Unterlassung, der seiner Ansicht nach falschen Behauptungen Scharfs eingebracht.

"Auf Medien-Schlammschlachten spezialisierter Anwalt"

Als großen Nutznießer hinter den Vorwürfen vermutet Fellner nach eigenen Worten das "Krone-Imperium". Dieses werde vertreten "durch den auf Medien-Schlammschlachten spezialisierten Anwalt Michael Rami, und die milliardenschwere Seven One Media Group, die mit Puls 24 unbedingt einen Nachrichtensender in Österreich etablieren will", so Fellner. Mit einer "massiven Kampagne" werde versucht, den "Erfolgslauf meines Nachrichten-TV-Senders oe24.tv zu stoppen".

Doch Fellner teilt nicht nur gegen die Krone aus, sondern wagt in seinem Artikel auch die These, dass er mit der Mediengruppe Österreich/oe24 ein Unternehmen aufgebaut habe, welches "zu Recht" als das "frauenfreundlichste im Mediensektor" angesehen werden könne. Laut Fellners Aussage seien "über 80 Prozent aller Führungspositionen" in seinem Unternehmen mit Frauen besetzt. Das gebe es "nirgendwo sonst in Österreich".

Kurz unterstützt Boykott

Dennoch wird Wolfgang Fellner nicht mehr als Moderator vor die oe24.tv-Kameras treten, bis die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wegen sexueller Belästigung geklärt seien. Eine von seiner Mediengruppe beauftragte Wirtschaftskanzlei – BDO Austria – werde mit einer "internen Untersuchung der Vorwürfe nach internationalen Compliance-Regeln beauftragt".

Der Rückzug vom TV-Schirm könnte auch damit zusammenhängen, dass ranghohe Politikerinnen einen Boykott seiner Person planten, wie Der Standard schreibt. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), Klubobfrau Sigrid Maurer (Grüne), SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger erklärten, dass sie "Wolfgang Fellner nicht mehr für Interviews in seiner Sendung zur Verfügung stehen, solange die Vorwürfe, die von ihm bestritten werden, nicht ausgeräumt sind". Dieser Boykott soll Ö1 zufolge auch von Bundeskanzler Kurz unterstützt werden. (as)

www.oe24.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV