Mit einem exorbitanten Börsengang der Ant-Group wollte sich China als "Silicon Valley 2.0'" profilieren. Ant Group bietet Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung online an und ist mit dem mobilen Bezahldienst Alipay zum größten Fintech-Unternehmen der Welt avanciert. Alibaba hält ein Drittel der Ant-Anteile. Seit der letzten Finanzierungsrunde vor zwei Jahren sind außerdem namhafte Investoren wie der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Finanzinvestor Warburg Pincus an Bord.
Die Anleger rissen sich bereits um die Papiere, die an den beiden Börsen in Schanghai und Hongkong gehandelt worden wären. Für das Aktienpaket in Shanghai gingen einem Bericht des Manager Magazins zufolge Gebote über 2,8 Billionen Dollar von Kleinanlegern ein – sie überstiegen das vorgesehene Angebot um mehr als das 870-fache.
Doch zwei Tage vor dem geplanten Marktdebüt, das rund um die US-Wahl und mitten im US-Handelsstreit passieren sollte, machten die beiden Börsen Shanghai und Hongkong dem Zahlungsabwickler Ant Group einen Strich durch die Rechnung.
Die Absage hatte die Shanghaier Börse damit begründet, dass sich das "aufsichtsrechtliche Umfeld" geändert habe und auch Hongkong verpasste der 37 Milliarden Dollar schweren Emission mit Verweis auf Lücken bei den Offenlegungspflichten eine Abfuhr.
Ant Group wollte Experten zufolge unbedingt als Tech-Firma und nicht als Finanzunternehmen eingestuft werden, um Regulierung und strengere Besteuerungen zu umgehen. Alibaba-Gründer Jack Ma ist zuvor von der chinesischen Finanzaufsicht verhört worden. Demnach soll vor allem das lukrative Online-Kreditgeschäft künftig stärker überwacht werden und das Unternehmen genau denselben Beschränkungen hinsichtlich des Kapitals unterliegen, wie andere Banken auch.
Das Kreditgeschäft sei mit einem Anteil von 39,4 Prozent in der ersten Jahreshälfte aber schon größer gewesen als der Bezahldienst Alipay, der 35,9 Prozent der Einnahmen ausgemacht habe.
Innovationsbremse
Ma hat daraufhin lokalen und globalen Regulierungsbehörden vorgeworfen, Innovation zu bremsen und neuen Entwicklungen nicht genug Aufmerksamkeit entgegen zu bringen. Die Zukunft dürfe nicht "mit Methoden von gestern" reguliert werden, so Ma.
Ant Group entschuldigte sich bei den Investoren, die fix mit dem Gang aufs Parkett gerechnet hatten. Marktbeobachter sprachen von einer "Peinlichkeit der besonderen Art" für Ant. Andere sprechen "von der Ungeheuerlichkeit, wie der Staat sich in den Privatsektor einmische".
Saudi Aramco bleibt an der Spitze
Da der Coup nicht aufgegangen ist, bleibt der saudi-arabische Ölgigant Saudi Aramco mit einem IPO von 29 Milliarden Dollar weiterhin der größte Börsengang aller Zeiten.
Das IPO der Ant Group sollte Experten zufolge eigentlich nur der Beginn "von etwas Großem" sein. Bis dato ist das Geschäft überwiegend auf China begrenzt, bald soll die USA erobert werden. (jw)
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