Nach Bilanzskandal: Wirecard meldet Insolvenz an

Kurseinbruch um bis zu 80 Prozent und Panikverkäufe an der Börse.

Es schaut nicht gut aus für den Zahlungsdienstleister Wirecard: Das Unternehmen steht vor der Pleite und hat am Donnerstag – angesichts des 1,9 Milliarden Euro schweren Lochs in der Bilanz – Insolvenz angemeldet. "Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen", teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Nach dem Eingang des Insolvenzantrags beim Münchner Amtsgericht wird ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Anschließend muss die Frage geklärt werden, ob der Zahlungsdienstleister Unternehmen seinen Geschäftsbetrieb fortsetzen kann oder nicht.

Insolvenz auch für Tochterfirmen möglich

Wenige Minuten vor der Mitteilung wurde die Wirecard-Aktie für eine Stunde vom Handel ausgesetzt, da es an der Börse zu Panikverkäufen kam und der Kurs des Unternehmens teilweise um bis zu 80 Prozent 2,50 Euro einbrach. Zuvor hatte sie im Tageshoch 12,02 Euro gekostet. Schlussendlich beendete sie den Handel bei 3,53 Euro – ein Minus von 71,28 Prozent gegenüber Mittwoch.

Der Wirecard-Vorstand prüft darüber hinaus, ob auch die Tochtergesellschaften des Konzerns Insolvenz anmelden müssen. Ausgenommen bleiben soll nur die Wirecard Bank. Diese soll mit Einverständnis der Finanzaufsicht Bafin finanziell und organisatorisch von der Muttergesellschaft abgekoppelt werden. Eine Insolvenz von Wirecard könnte eine Reihe von Banken jedenfalls teuer zu stehen kommen. Sie haben dem  Unternehmen, einem Anleiheprospekt zufolge, über eine Kreditlinie bis zu 1,75 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Hinweise auf "umfassenden Betrug"

Die Gläubigerbanken hatten das Recht, Kredite über zwei Milliarden Euro zu kündigen, wenn das Unternehmen nicht bis zum vergangenen Freitag eine testierte Bilanz für das vergangene Jahr vorlegen könne. Doch die Wirtschaftsprüfer von EY hatten das Testat verweigert, als sich herausstellte, dass Bestätigungen über Treuhandkonten offensichtlich gefälscht waren. "Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren", erklärte EY in Stuttgart. (red)

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