Viele Kleidungshersteller versehen ihre Produkte aus logistischen Gründen mit RFID-Chips. Diese werden meist nicht entfernt, bevor die Textilien in den Handel kommen. Die Chips ermöglichen die Erstellung von Bewegungsprofilen der Kleidungsträger. "RFID-Chips werden schon seit Jahren in verschiedenste Produkte integriert. Die Anwendungen stecken aber noch in den Kinderschuhen. Aus der Datenschutz-Perspektive gibt es zwar ein Problem, es ist aber noch nicht schlagend, weil die Infrastruktur fehlt. Da die Entfernung der Einnäher mühsam wäre und die Zukunft neue Anwendungen verspricht, bleiben die Etiketten dran", sagt ARGE-Daten-Obmann Hans Zeger.
Im Etikett versteckt
Die Chips, die meist in ein Etikett eingenäht sind, enthalten eindeutige Produkt- und Seriennummern. Die Daten können über eine Distanz von mehreren Metern ausgelesen werden. In Deutschland protestiert der Datenschutzverein FoeBud (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) vor einem Kaufhaus in Bielefeld, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, wie die Zeit berichtet. Die Industrie argumentiert, dass die RFID-Chips lediglich zur Überwachung von Warenströmen dienen. Allerdings ermöglichen die winzigen Funk-Chips nicht nur die zweifelsfreie Identifizierung von Kleidungsstücken.
Auch die Träger der betroffenen Textilien sind eindeutig identifizierbar. "Die Leute können sich nicht vorstellen, was mit solchen Daten gemacht werden kann. Bewegungsprofile ermöglichen einen intensiven Einblick ins Privatleben eines Menschen", sagt Zeger. Das Auslesen der Daten erfolgt über Lesegeräte, die frei erhältlich sind.
Big Brother Awards
Die Proteste von FoeBud beziehen sich momentan hauptsächlich auf den Kleidungsproduzenten Gerry Weber. Aber auch andere Firmen, wie etwa Peuterey, nähen seit Jahren RFID-Chips in ihre Produkte ein. Peuterey hat sogar schon einen Big Brother Award für diese Praxis erhalten. Die preisgekrönten Einnäher waren sogar mit einem "Dieses Etikett nicht entfernen"-Aufdruck versehen. Datenschützer sehen darin einen Eingriff in die Grundrechte der Konsumenten.
Gerry Weber
Die deutsche Modekette hat 2010/11 der Schuldenkrise getrotzt und Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn verbucht. Nach ersten Berechnungen seien die Erlöse in dem im Oktober abgelaufenen Geschäftsjahr um rund 13 Prozent auf 702,7 Mio. Euro gestiegen. Wachstumstreiber sei das eigene Ladennetz gewesen.Gerry Weber eröffnete im vergangenen Jahr 64 neue Geschäfte. In Österreich hat das Unternehmen im Vorjahr die insolvente Modekette Don Gil für 6,1 Mio. € übernommen. Konzernchef Gerhard Weber will im laufenden Jahr das Expansionstempo beschleunigen und 75 bis 85 neue Houses of Gerry Weber eröffnen. (pte/red)
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