Nach "Müffelspot" stinkts für Hornbach jetzt an der Börse

Investoren nehmen dem Baumarkt die Rassismus-Causa offenbar noch übel – Börsenbewertung unter Eigenkaptialwert gesunken.

Es wird nicht still um Hornbach. Nachdem der Baumarktriese, der immer wieder durch seine kreativen und individuell gestalteten Werbespots auffällt, mit seiner Frühlingskampagne tief ins Rassismus-Fettnäpfchen getreten war und somit einen veritablen Shitstorm ausgelöst hatte (LEADERSNET berichtete), hatte Hornbach zwar durch das Zurückziehen des Spots die Internetgemeinde, offenbar nicht aber seine Investoren beschwichtigen können.

Börsensturzflug führte zu Werthaltigkeitsprüfung

Die Skepsis der Investoren schlägt sich nach dem Skandal um den Werbefilm "So riecht das Frühjahr" schmerzlich auf den Börsenwert des Unternehmens nieder: so sehr, dass die Börsenbewertung – aktuell 771 Millionen Euro – unter den Wert des Eigenkapitals gefallen ist und Hornbach deswegen sogar eine Werthaltigkeitsprüfung für all seine Märkte vornehmen musste. Im Verlauf dieses "Impairment-Tests" habe man fünf Märkte abwerten müssen, sagte Finanzvorstand Roland Pelka.

"2018 sind die Kosten davongelaufen"

Albrecht Hornbach wertet die Überprüfung dennoch positiv, schließlich seien nur fünf der insgesamt 158 Bau- und Gartenmärkte in Europa betroffen, der Gründererbe, Großaktionär und Vorstandschef. "Alleine die stillen Reserven der Märkte sind größer als unser aktueller Börsenwert", erklärte der Baumarktketten-Boss und räumte zugleich ein, dass dem Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr die Kosten davongelaufen seien. Weil Hornbach ein Jahr zuvor im wichtigen Frühlingsquartal teilweise nicht habe liefern können, Märkte unterbesetzt gewesen seien, habe man sich auf das Frühjahr 2018 "so intensiv vorbereitet wie noch nie".

Die Ansagen an die Märkte, für den Frühjahrsbetrieb aufzurüsten, hat laut Hornbach allerdings zu Übertreibungen geführt. Als Folge sind die Personal- und Sachkosten erheblich gestiegen, was in der Bilanz deutlich abzulesen ist: obwohl der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 um 5,3 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro deutlich gewachsen ist, ging das Betriebsergebnis um ein Viertel auf 121 Millionen Euro zurück.

"Entwicklung nicht duldbar"

Diese Entwicklung könne der Vorstand "selbstverständlich nicht dauerhaft dulden", erklärte Hornbach. Im angelaufenen Geschäftsjahr will er deshalb auf Kostendisziplin achten, neue Projekte nur noch "streng nach Kundennutzen" auswählen und die Investitionen von fast 200 Millionen Euro im Vorjahr auf 110 bis 130 Millionen Euro herunterschrauben. Ziel sei es, das um mögliche Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis um mehr als 15 Prozent – und damit deutlich überproportional zum Umsatz – zu steigern . Personelle Konsequenzen habe es wegen der zu schnell gestiegenen Kosten laut Vorstand nicht gegeben. "Das funktioniert so bei Hornbach nicht", so der knappe Kommentar. Die Schuld träfe nicht nur eine Person.

Albrecht Hornbach sah sich am Montag genötigt, das Geschäftsmodell grundsätzlich zu verteidigen. Die Kosten seien "ohne Frage davongelaufen", der Baumarkt habe aber "kein Nachfrageproblem", wie die gestiegen Umsätze zeigten. (red)

www.hornbach.at

leadersnet.TV